China-Sorgen und Lanxess-Gewinnwarnung setzen Dax zu

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Frankfurt (Reuters) - Enttäuschte Hoffnungen auf ein beschleunigtes Wachstum beim wichtigen Handelspartner China haben Europas Börsen am Dienstag zu schaffen gemacht.

Die Gewinnwarnung des Chemiekonzerns Lanxess drückte zusätzlich auf die Stimmung. Dax und EuroStoxx50 verloren jeweils etwa ein halbes Prozent auf 16.111,32 beziehungsweise 4340,90 Punkte. In den USA gab der US-Standardwerteindex Dow Jones nach dem verlängerten Wochenende dort ein knappes Prozent nach.

Zur Ankurbelung der schwächelnden Wirtschaft in der Volksrepublik senkte die People's Bank of China (PBoC) die Zinsen. Allerdings fiel der Schritt mit 0,1 Prozentpunkten geringer aus als erhofft. "Investoren sehen dies als unzureichend, um die erwartete Erholung der Konjunktur zu unterstützen", sagte Richard Flax, Chef-Anleger des Vermögensverwalters Moneyfarm.

Einige Investoren setzten nun auf Konjunkturprogramme aus Steuermitteln. Allerdings wolle die Regierung in Peking eine neue Immobilienblase vermeiden, wandte Chris Turner, Manager der ING Bank, ein. Daher dürften staatliche Hilfen geringer ausfallen als erhofft. Dies setzte den US-Aktien chinesischer Firmen zu. So rutschten die Papiere von Konzernen wie Alibaba oder JD.com um bis zu 7,4 Prozent ab. Die börsennotierten Fonds (ETFs) von KraneShares und iShares auf Werte aus der Volksrepublik gaben bis zu fünf Prozent nach.

ÖLPREIS GIBT NACH - ANLEIHEN GEFRAGT

China-Sorgen prägten auch den Rohölmarkt. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 1,4 Prozent auf 75 Dollar je Barrel (159 Liter), weil die Hoffnungen auf eine anziehende Nachfrage des Top-Abnehmer China schwanden.

Gefragt waren dagegen Bundesanleihen. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen Titel auf 2,406 Prozent. Die Papiere profitierten wegen der fallenden Aktienkurse von ihrem Status als sicherer Anlagehafen, sagte Commerzbank-Anlagestratege Christoph Rieger. Der verlangsamte Anstieg der deutschen Erzeugerpreise liefere zusätzlichen Rückenwind.

LANXESS KÜRZT ZIELE - ÜBERNAHMEFANTASIE UM COVESTRO

Am deutschen Aktienmarkt stach Lanxess mit einem Rekord-Kurssturz von zeitweise mehr als 18 Prozent heraus. Am Abend lagen sie noch 15,4 Prozent im Minus und verbuchten den größten Tagesverlust der Firmengeschichte. Der Chemiekonzern strich wegen eines schwächelnden Geschäfts seine Gewinnziele zusammen. Investoren sollten daher die Prognosen von Konkurrenten wie BASF oder Lenzing, die bislang für die zweite Jahreshälfte Wachstum in Aussicht stellten, hinterfragen, kommentierte Analyst Konstantin Wiechert von der Baader Helvea Bank. Deren Aktien gaben bis zu 3,2 Prozent nach. Der Index für die europäischen Chemiebranche büßte 0,9 Prozent ein.

Covestro konnte sich dem Sektor-Trend allerdings entziehen und verbuchte mit einem Plus von 12,9 Prozent den größten Tagesgewinn der Firmengeschichte. Insidern zufolge hat Abu Dhabis staatlicher Ölkonzern Adnoc ein Auge auf die Chemiefirma geworfen.

An der Wall Street fielen die Papiere von Thermo Fisher und Danaher um jeweils etwa 2,5 Prozent. Die beiden Laborausrüster litten unter der jüngsten Gewinnwarnung des deutschen Rivalen Sartorius. Allerdings sei Sartorius bislang im Branchenvergleich optimistisch gewesen, schrieb Analyst Dan Brennan vom Vermögensverwalter Cowen. Die gekürzten Jahresziele lägen nun auf dem Niveau der Konkurrenz.

(Bericht von Hakan Ersen, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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