Kolumne

USA: Die Bonität sinkt und die Schulden ufern aus

Heiko Böhmer · Uhr (aktualisiert: Uhr)
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Vertrauen ist das höchste Gut an den Börsen. Es lässt sich auch an den Bonitätseinstufungen für wichtige Schuldner ablesen. Wer das Top-Rating AAA aufweist, kann sich in der Regel günstiger an den Finanzmärkten finanzieren. Wenn nun die Vereinigten Staaten als ein global wichtiger Schuldner zumindest bei einer bedeutenden Ratingagentur die Top-Einschätzung verlieren, ist das ein klares Signal.

Die Börsen haben darauf in den vergangenen Tagen mit schwächeren Kursen auf breiter Front reagiert. Das Thema besitzt definitiv Sprengkraft für die gesamte Finanzwelt, denn die USA sind nach wie vor der wichtigste globale Börsenplatz.

Keine Frage: Die Geschichte der USA seit 1980 ist eine Geschichte der Schulden. Der Druck der Schulden wächst dabei stetig. Wie sehr, das zeigt der Blick zurück: Im Jahr 1980 erreichte der Schuldenstand in den Vereinigten Staaten die Marke von 1 Billion Dollar. Zum Erreichen dieser Schallgrenze vergingen seit der Staatsgründung 1776 immerhin 204 Jahre.

Wie der Chart verdeutlicht, zeigt uns dies, was exponentielles Wachstum wirklich bedeutet. Bis zur nächsten Billion dauerte es dann nur noch knapp 7 Jahre. Die folgende Verdopplung auf 4 Billionen Dollar lief in nur noch knapp 6 Jahren ab. Danach nahm das Tempo der Schuldenaufnahme in den USA immer mehr zu. Erst vor wenigen Wochen wurde die Marke von 33 Billionen Dollar erreicht.

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Höhere Zinsen erfreuen die Sparer – belasten aber die Staaten

In Zeiten der faktischen Nullzinsen seit der globalen Finanzkrise 2008/2009 stellten die höheren Schulden keine so massive Belastung dar. Die Zinszahlungen konnten gut bewältigt werden. Doch das Bild hat sich komplett gewandelt in den vergangenen zwölf Monaten. Die Zinsen sind zurück. Das mag für Sparer positiv sein. Doch für Staaten heißt es ganz praktisch: Geld hat wieder einen Preis und bei neuen Schulden müssen die USA nun tiefer in die Tasche greifen.

So steigen nicht nur die Schulden – sondern auch die Zinszahlungen massiv an. Was das zukünftig bedeutet verdeutlicht die folgende Abbildung. Hier ist die deutlich steigende Zinsbelastung zu sehen. Schon in wenigen Jahren werden die Zinszahlungen in den USA der größte Einzelposten im Haushalt sein.

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Wachsende Schulden sind ein Thema für die kommenden Jahre. Eine schnelle Lösung ist nicht in Sicht. Die Belastungen aus den höheren Zinszahlungen werden zudem nicht so schnell verschwinden. Diese Mischung wird den finanziellen Spielraum der Regierungen weiter einschränken. Diese Mischung birgt auch Risiken für die Finanzmärkte und es lohnt sich die weitere Schuldenentwicklung – nicht nur in den USA – genau im Auge zu behalten.

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