Rekordgewinn bei Fraport - mauer Ausblick belastet Aktie

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Frankfurt (Reuters) - Nach einem Rekordergebnis 2023 erwartet der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport einen langsameren Gewinnanstieg in diesem Jahr.

War der operative Gewinn im vergangenen Jahr um 17 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro geschnellt, so peilt das Unternehmen nun eine Spanne von 1,26 bis 1,36 Milliarden Euro an. Das wäre ein Wachstum von bis zu 13 Prozent. Als einen Grund für die Vorsicht verwies Fraport-Chef Stefan Schulte am Dienstag auf die weiterhin langsame Erholung der Fluggastzahlen am Airport Frankfurt. Für 2024 erwartet Fraport einen Anstieg von 59,4 auf 61 bis 65 Millionen, was im Schnitt 95 Prozent im Vergleich zu 2019, dem Jahr vor Ausbruch der Corona-Pandemie wären. "Wir werden alles dafür tun, am oberen Ende des Ausblicks rauszukommen", sagte Schulte. Das Vorkrisenniveau werde frühestens 2025 erreicht.

Dass Frankfurt sich langsamer erholt als die anderen großen europäischen Drehkreuze, führt Schulte auf die durch Steuern und Gebühren steigenden Standortkosten in Deutschland zurück. Die Billigairlines machten deshalb um den deutschen Markt einen großen Bogen. "Die Branche braucht eine politische Kehrtwende, um wichtige Projekte, wie die Umstellung auf einen CO2-freien Betrieb, stemmen zu können", forderte Schulte. Fraport erhöht gleichwohl die Flughafenentgelte in Frankfurt in diesem Jahr um 9,5 Prozent. Das Passagierwachstum steigt auch wegen Flugzeugenpässen bei den Airlines, erklärte Schulte. Der Hauptkunde Lufthansa und internationale Airlines fahren das Angebot nicht so schnell nach oben wie noch vor einem halben Jahr gedacht. Das liege an den Liefer- und Technikproblemen bei den Flugzeugbauern Boeing und Airbus. Auch die Streiks am Flughafen bei Sicherheitsdienstleistern und der Lufthansa sorgten Schulte zufolge schon für einen Ausfall von 500.000 Passagieren, was rund zehn Millionen Euro weniger Umsatz bedeute.

An der Börse kam der vorsichtige Ausblick nicht gut an. Er liegt Analysten zufolge unter der Markterwartung. Die Aktie fiel um mehr als vier Prozent.

KEINE DIVIDENDE - SCHULDEN ZU HOCH

Im vergangenen Jahr erreichte auch der Umsatz des Konzerns einen neuen Höchstwert von 4,0 Milliarden Euro nach 3,2 Milliarden Euro im Vorjahr. Während die zu Fraport gehörenden griechischen und türkischen Flughäfen Passagierrekorde erreichten, schaffte der größte deutsche Flughafen in Frankfurt erst 84 Prozent des Vorkrisenniveaus. Unter dem Strich steigerte der MDax-Konzern den Gewinn stärker als von Analysten erwartet um 160 Prozent auf 430,5 Millionen Euro. Das Betriebsergebnis soll 2024 auf 1,26 bis 1,36 Milliarden Euro leicht zulegen, der Konzerngewinn auf 435 bis 530 Millionen Euro steigen.

Eine Dividende will Fraport für das abgelaufene wie für dieses Geschäftsjahr noch nicht zahlen, da die in der Corona-Krise gestiegenen Schulden abgebaut und Investitionen, etwa in den Ausbau des Frankfurter Flughafens, zu stemmen sind. Die Nettoneuverschuldung stieg wegen der hohen Investitionen in den Bau des Terminal 3 in Frankfurt und des Flughafens Lima auf 7,7 Milliarden Euro und soll in diesem Jahr noch über acht Milliarden Euro zunehmen, wie Finanzchef Matthias Zieschang erklärte. Erst ab 2026 sei ein starker Rückgang der Verschuldung zu erwarten, so dass sie nur noch fünf Mal so hoch wie das Betriebsergebnis wäre. Erst dann würde Fraport eine Ausschüttung an die Aktionäre - in erster Linie das Land Hessen und die Stadt Frankfurt, aber auch die Lufthansa - wieder in Betracht ziehen.

(Bericht von Ilona Wissenbach, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)

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