KGV 91 und trotzdem ein Kauf? Was hinter der Tesla-Bewertung steckt

Tesla (WKN: A1CX3T) steht einmal mehr im Rampenlicht der Finanzwelt – und das aus gutem Grund. Mit der bevorstehenden Enthüllung des Robotaxis am 10. Oktober, einer starken Marktposition im Bereich der Elektrofahrzeuge und ambitionierten Plänen in der Energie- und KI-Sparte bietet das Unternehmen vielleicht noch Wachstumspotenzial. Doch gerade jetzt stellt sich die Frage: Ist die Aktie trotz der verlockenden Aussichten überbewertet oder ein echtes Schnäppchen? Heute analysiere ich die aktuellen Bewertungskennzahlen von Tesla und gebe dir einen Überblick, ob sich ein Investment derzeit lohnt.
Niedrigere Zinsen treiben die Nachfrage
Zunächst zu einem der wichtigsten Faktoren, die die Tesla-Aktie aktuell stützen: den sinkenden Zinsen. Im September 2024 hat die US-Notenbank die Zinsen auf einen Korridor von 4,75 bis 5 % gesenkt, und die Wahrscheinlichkeit weiterer Zinssenkungen zeitnah ist hoch. Warum ist das entscheidend für Tesla?
Der Zusammenhang ist simpel: Sinkende Zinsen bedeuten, dass Kredite günstiger und entsprechend Autos für den Durchschnittsverbraucher erschwinglicher werden. Schließlich kaufen die meisten Menschen ihre Autos über monatliche Raten. Niedrigere Zinsen verringern die Zinslast dieser Raten, wodurch potenzielle Käufer mehr Spielraum haben, sich vielleicht sogar einen Tesla zu leisten. Diese Entwicklung könnte die Nachfrage nach Teslas Modellen in den kommenden Monaten erheblich ankurbeln – ein entscheidender Faktor, der den Aktienkurs weiter stützen kann.
Robotaxi: Teslas nächster großer Wurf?
Der 10. Oktober 2024 könnte für Tesla ein Wendepunkt werden. An diesem Tag möchte das Unternehmen sein Robotaxi-Programm vorstellen. Dabei handelt es sich um eine Flotte autonomer Fahrzeuge, die ohne menschliche Fahrer unterwegs sein sollen. Autonomes Fahren ist längst keine Science-Fiction mehr, sondern wird Realität – und Tesla ist ganz vorn mit dabei. Studien von GM Insights und Precedence Research prognostizieren, dass der Robotaxi-Markt in den nächsten zehn Jahren auf bis zu 189 Mrd. US-Dollar anwachsen könnte.
Tesla hat hier einen entscheidenden Vorteil: Das Unternehmen sammelt seit Jahren Daten zum autonomen Fahren – und das in einem Ausmaß, das die Konkurrenz weit hinter sich lässt. Laut Elon Musk verfügt Tesla über 66 Mal mehr Daten als die nächstplatzierten Wettbewerber. Und während viele auf teure LIDAR-Technologie setzen, geht Tesla einen kostengünstigeren Weg: Die Fahrzeuge sind mit Kameras ausgestattet, die ebenfalls eine hohe Genauigkeit ermöglichen. Diese Strategie könnte Tesla dabei helfen, eine dominierende Position im Milliardenmarkt für autonome Fahrzeuge einzunehmen.
China pusht
Tesla hat hier zuletzt seine Verkaufszahlen steigern können, und auch wenn der Marktanteil stabil geblieben ist, bleibt China einer der wichtigsten Märkte für das Unternehmen. Im August 2024 verzeichnete Tesla einen Anstieg seiner monatlichen Verkäufe in China. Doch die Konkurrenz schläft nicht: Chinesische Hersteller wie BYD machen Tesla auf dem Heimatmarkt das Leben schwer.
Warum ist China dennoch wichtig? Ganz einfach: Die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen wird in China weiter zunehmen, insbesondere wenn das autonome Fahren sich in den nächsten Jahren etabliert. Der chinesische Markt bleibt ein essenzieller Wachstumstreiber für Tesla – und könnte in Kombination mit der Robotaxi-Technologie eine Schlüsselrolle im globalen Wachstum des Unternehmens spielen.
Tesla beeindruckt mit operativen Kennzahlen
Der Autobauer hat es geschafft, von einer negativen Return on Assets von -2,6 % im Jahr 2016 zu einem Wert von 7,1 % im Jahr 2021 zu gelangen. Auch wenn die Rendite im letzten Jahr leicht auf 4,4 % gesunken ist, zeigt dies, dass Tesla sich von einem Verlustbringer zu einem profitablen Unternehmen entwickelt hat. Die Nettogewinnmarge ist von -16,7 % im Jahr 2017 auf beeindruckende 15,5 % im Jahr 2023 gestiegen. Selbst wenn die Marge im letzten Jahr auf 13 % zurückging, bleibt Tesla ein äußerst profitables Unternehmen – und das in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld.
Tesla hat es zudem geschafft, seine Effizienz im Umgang mit dem Anlagevermögen drastisch zu verbessern. Der Fixed Assets Turnover stieg von 0,66 im Jahr 2017 auf 2,14 im Jahr 2023. Das bedeutet, dass Tesla pro Dollar an Anlagevermögen deutlich mehr Umsatz generiert als noch vor einigen Jahren.
Und Teslas Verschuldungsgrad (Total Debt to Equity) ist von 215,4 % im Jahr 2017 auf 15 % im Jahr 2023 gefallen. Diese Entwicklung zeigt, wie stark Tesla seine Bilanz verbessert und sich auf eine solide finanzielle Grundlage gestellt hat.
Teslas Zukunft wird maßgeblich durch zwei Faktoren bestimmt
Elon Musk betont immer wieder, dass die Zukunft Teslas in der Autonomie liegt. Mit der kommenden Version 12.5 der Full-Self-Driving-Software (FSD) plant Tesla eine deutliche Verbesserung der autonomen Fähigkeiten seiner Fahrzeuge. Diese Software soll es den Autos ermöglichen, in verschiedenen Umgebungen – sowohl auf Autobahnen als auch in der Stadt – ohne menschliches Eingreifen zu navigieren. Wie Elon Musk in der letzten Telefonkonferenz mit Analysten betonte, soll dies zu einem „massiven Nachfrageanstieg“ führen.
Zudem verzeichnet Teslas Energiesparte starke Zuwächse. Im zweiten Quartal 2024 erreichten die Umsätze aus Energiespeichern ein Allzeithoch. Insbesondere wächst die Nachfrage nach den Megapack- und Powerwall-Produkten rasant. Tesla steht hier vor der Herausforderung, die Produktion weiter zu skalieren, um der hohen Nachfrage gerecht zu werden. Doch das Potenzial ist enorm: Musk sprach im Call von einer „drei- bis vierfachen Skalierung“ der Produktionskapazitäten in den kommenden Jahren.
Auch bei Tesla gibt es Risiken
Ein Problem, das Tesla nicht ignorieren kann, ist der zunehmende Konkurrenzdruck, vornehmlich durch Preiskämpfe. Viele Wettbewerber, primär aus China, bieten ihre Elektrofahrzeuge zu stark rabattierten Preisen an, was Tesla unter Druck setzt. Ein entscheidender Punkt sind die rückläufigen Verkaufszahlen im Bereich der Elektrofahrzeuge. Im zweiten Quartal 2024 fielen die Auto-Verkäufe um 7 % auf 19,9 Mrd. US-Dollar. Noch gravierender: Das Nettoeinkommen sank um satte 45 % im Vergleich zum Vorjahr. Diese Entwicklung wurde teilweise durch Rabatte und Sonderfinanzierungen verursacht, die Tesla sowohl in den USA als auch in China angeboten hat, um die Nachfrage anzukurbeln.
Die Herausforderungen zeigen sich auch im Cashflow: Die Free-Cash-Flow-Marge wurde im letzten Jahr negativ und liegt aktuell bei -1 %. Dies zeigt, dass Tesla trotz seines Erfolgs weiterhin einen hohen Kapitalbedarf hat, um sein rasantes Wachstum zu finanzieren.
Bewertung und Potenzial: Ist Tesla etwa zu teuer?
Ein erster Blick auf die Kennzahlen bestätigt diesen Eindruck. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 91 für die nächsten zwölf Monate ist die Aktie alles andere als ein Schnäppchen. Doch warum diese hohe Bewertung?
Laut meiner Berechnung beträgt der faire Wert der Tesla-Aktie rund 220 US-Dollar. Im Vergleich zum aktuellen Kurs von rund 260 US-Dollar ist die Aktie also leicht überbewertet. Doch diese Überbewertung ist nicht unbedingt ein Grund, die Aktie zu meiden. Erfahrene Investoren zahlen oft eine Prämie für Unternehmen, die das Potenzial haben, in der Zukunft stark zu wachsen. Tesla ist aus meiner Sicht ein solches Unternehmen.
Mit der Aussicht auf zukünftige Einnahmen aus dem Robotaxi-Markt, der Expansion der Energiesparte und dem weiteren Fortschritt im autonomen Fahren könnte sich die aktuelle Bewertung in den kommenden Jahren als gerechtfertigt erweisen.
Allerdings solltest du als Anleger beachten, dass Tesla kurzfristig volatil bleiben könnte. Sollte das Robotaxi-Event im Oktober 2024 nicht die hohen Erwartungen erfüllen, könnte der Aktienkurs unter Druck geraten. Langfristig bleibt Tesla jedoch ein Unternehmen mit spannendem Wachstumspotenzial.
Mein Fazit
Tesla bleibt eines der interessantesten Unternehmen unserer Zeit – mit Innovationen wie dem bevorstehenden Robotaxi und starken Wachstumsplänen im Energie- und KI-Bereich. Doch auch wenn die Aktie oft als überbewertet gilt, zeigt meine Analyse: Die ambitionierten Pläne sind bereits eingepreist, aber es gibt weiterhin Raum für langfristiges Wachstum. Für dich als Investor bedeutet das: Ein Einstieg kann gerechtfertigt sein, wenn du bereit bist, auf die langfristige Vision des Unternehmens zu setzen.
Der Artikel KGV 91 und trotzdem ein Kauf? Was hinter der Tesla-Bewertung steckt ist zuerst erschienen auf Aktienwelt360.
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Henning Lindhoff besitzt keine der erwähnten Aktien. Aktienwelt360 empfiehlt Aktien von Tesla.
Aktienwelt360 2024