Dax verbucht stärksten Tagesgewinn seit Jahren - Rüstungsaktien haussieren

Der Dax hat zum Start der neuen Handelswoche und des neuen Börsenmonats so kräftigsten Kursanstieg seit Jahren verbucht. Mit einem Plus von 2,64 Prozent stieg der Index an nur einem Tag so deutlich an wie seit Juli 2022 nicht mehr.
Letztlich schloss der Index damit bei 23.147 Punkten. Die neue Bestmarke für den Dax liegt indes bei 23.307 Punkten. Nach einem deutlichen Kursplus im Februar fällt damit auch der Start in den März sehr gut aus. Im laufenden Jahr hat der Dax schon mehr als 16 Prozent zugelegt.
"Die letzten Pessimisten werden heute von der sehr heftigen Marktdynamik in den Markt gezogen", kommentierte Marktbeobachter Andreas Lipkow. Die Frage sei nun aber, wie lange dieses Kursniveau im aktuellen geopolitischen Umfeld gehalten werden könne.
Rüstungswerte haussieren dank Hoffnung auf neues Sondervermögen
Auch in der zweiten Reihe stiegen die Kurse deutlich. Für den MDax der mittelgroßen Unternehmen ging es um 237 Prozent auf 28.970 Punkte nach oben. Der EuroStoxx 50 legte 1,61 Prozent zu.
Die Hoffnung auf ein neues Sondervermögen für die Bundeswehr in Deutschland sowie europaweit steigende Verteidigungsausgaben trieben die Aktien der Rüstungsbranche weiter kräftig an. Rheinmetall schnellten zeitweise fast ein Fünftel höher auf ein weiteres Rekordhoch und standen zum Handelsschluss 15 Prozent im Plus bei 1160 Euro. Für zusätzlichen Rückenwind sorgte ein deutlich erhöhtes Kursziel der JPMorgan-Analysten von 800 auf 1200 Euro.
"Nach dem Eklat im Weißen Haus ist die Angst vor einem Rückzug der USA aus der Unterstützung der Ukraine nur noch wahrscheinlicher geworden", schrieb Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets mit Blick auf den Abbruch der Gespräche zwischen US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Europa werde daher einen größeren Teil der Last tragen müssen, was den Rüstungsunternehmen in den nächsten Jahren weitere Aufträge verschaffen dürfte. Bei einem Gipfel in London am Wochenende hatte sich Europa demonstrativ hinter Selenskyj gestellt.
Neue Höchstmarken feierten in der Rüstungsbranche auch Hensoldt, Thales und BAE Systems. Auch Thyssenkrupp waren mit ihrer vor der Abspaltung stehenden Marinesparte wieder gesucht und kletterten 10,5 Prozent höher. Im Dax profitierten außerdem Airbus mit einem Kursplus von 5,8 Prozent.
EU-Plan für CO2-Abgaben treiben Autowerte
Zudem waren Autowerte stark gefragt. Angesichts drohender CO2-Strafen will EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen Autobauern mehr Zeit einräumen, um EU-Vorgaben einzuhalten. Sie werde noch in diesem Monat eine gezielte Änderung der CO2-Normen vorschlagen, sagte sie in Brüssel. Anstelle einer jährlichen Einhaltung der Grenzwerte sollen die Unternehmen drei Jahre Zeit bekommen.
Die Aktien von Volkswagen kletterten daraufhin 2,6 Prozent auf ein Hoch seit Juni. Dahinter legten Mercedes-Benz, BMW und die Porsche AG um jeweils über ein Prozent zu. Außerdem sprang aus der Nutzfahrzeugbranche auch Daimler Truck 2,9 Prozent auf den höchsten Stand seit April 2024 nach oben.
Erfreuliche Konjunkturdaten hoben die Laune der Anleger zum Wochenstart zusätzlich. So hatte sich die Industriestimmung im Februar sowohl in Europa als auch in China verbessert - trotz Handelsstreitigkeiten mit den USA. Außerdem ging die Inflationsrate in der Eurozone zurück, wenn auch weniger als erwartet. "Eine Zinssenkung am Donnerstag ist in Anbetracht des vorliegenden Zahlenwerks eine ausgemachte Sache", konstatierte Thomas Gitzel von der VP Bank angesichts der anstehenden Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB). Am Freitag dürfte zudem der US-Arbeitsmarktbericht Hinweise zur künftigen Geldpolitik der US-Notenbank Fed liefern.
Immobilienwerte leiden unter etwaigen Regierungsausgaben
Die Aussicht auf ein neues Sondervermögen und damit massiv schuldenfinanzierte Investitionshaushalte in Deutschland belastete wiederum die Aktien der Immobilienkonzerne. Steigende Renditen an den Anleihemärkten ließen Vonovia im Dax um 3,2 Prozent absacken. Außerdem standen Deutsche Wohnen, LEG, TAG und Aroundtown unter Druck.
Die Aktien von Scout24 kletterten derweil um 7,9 Prozent auf ein Rekordhoch. In Reaktion auf das beschleunigte organische Wachstum im vierten Quartal und angesichts der wohl ähnlich guten Geschäftsdynamik im laufenden Jahr hatten die Analysten der Deutschen Bank ihren Bewertungsansatz für den Online-Portalbetreiber überarbeitet und die Prognosen erhöht. Das neue Kursziel von 110 Euro ist neben dem identischen Votum der Berenberg-Experten das höchste unter den Analysten.
Der Euro hat unterdessen um mehr als einen Cent zugelegt. Am Nachmittag kostete die europäische Gemeinschaftswährung 1,0491 US-Dollar. Am Morgen hatte der Euro noch unter 1,04 Dollar gelegen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0465 (Freitag: 1,0411) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9555 (0,9605) Euro.
(mit Material von dpa-AFX)