Nach starkem Abverkauf

„Cash ist King“: Was Experten dir jetzt empfehlen

onvista · Uhr

Die Märkte haben brutale Tage hinter sich. Anleger sind verunsichert, wie sie mit dieser Lage umgehen sollen. Wir haben bei drei Experten nachgefragt. Das sind ihre Ratschläge für dich.

Quelle: HNK/Shutterstock.com

Kann das wirklich noch schlimmer werden? Der Dax hat nun drei Tage mit (deutlich) mehr als drei Prozent Kursverlust hinter sich. Das gab es zuletzt im Jahr 2002. Zwar ist der Index noch nicht in einem Bärenmarkt angekommen. Die Chancen dafür wachsen aber.

Ökonomen schätzen das Risiko einer Rezession in den USA immer höher ein. Derweil zeigt sich US-Präsident Donald Trump hart, was seinen Zollkrieg angeht. Wer nicht spurt, soll noch härter als ohnehin bestraft werden, wie sich am Beispiel China zeigt.

Wie kannst du mit dieser Lage umgehen? onvista hat bei drei Investment-Profis nachgefragt. Ihr Urteil: Cash ist derzeit King, mit Investments solltest du aber auch nicht zu lange warten.

„Weniger destruktives Potenzial als eine globale Finanzkrise“

„Eine Baisse wie nach der Lehman-Pleite ist selten – und meist das Ergebnis massiver systemischer Verwerfungen, erklärt beispielsweise Michael Wittek. Wittek ist Direktor des Portfolio-Managements bei der Vermögensverwaltung Albrecht, Kitta & Co aus Hamburg.

"Aktuell sehen wir eher ein politisch getriebenes Risiko durch Handelskonflikte, Zölle und geopolitische Spannungen." Das könne die Märkte kurzfristig stark belasten, habe aber auf lange Sicht weit weniger destruktives Potenzial als eine globale Finanzkrise, glaubt er.

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Es gebe niemanden, der mit Sicherheit sagen könne, ob der Abverkauf ein Schreckmoment bleibt oder einen längeren Abwärtstrend einläutet. Aber: „Aus heutiger Sicht spricht mehr für eine klassische Korrektur als für eine historische Baisse.“

Auch Maik Bolsmann, Geschäftsführer der Vermögensverwaltung B&K Vermögen mit Sitz in Köln, betont die Unsicherheit: „Die Wahrscheinlichkeit einer längeren Baisse hängt von den nächsten Tritten des Elefanten im Porzellanladen ab.“

Sollte sich Trumps Vorgehen als Verhandlungsstrategie herausstellen, „wird es sehr schnell bergauf gehen“, so Bolsmann. Der andere Fall wiederum führe „zu einem unerfreulichen Gemengelage und öffnet die Tore für eine lange Durststrecke“.

Eine Kehrtwende könne den Trend rasch beenden

Conrad Lauterbach vom Finanzberater Allington Investors sieht die Chance einer Marktkrise wie 2008 aktuell noch niedrig. „Es handelt sich nicht um ein systembedingtes Ereignis wie zum Beispiel die Finanzkrise mit den berechtigen Zweifeln an der Überlebensfähigkeit des Bankensystems, oder die Corona-Pandemie in 2020 mit ihrer sehr starken Einschränkung der Wirtschaftstätigkeit.“

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Die aktuellen Turbulenzen seien einzig auf Trump zurückzuführen. Dessen Ankündigungen, so Lauterbach, seien „im Kern zwar extrem“, können aber jederzeit mit einer Kehrtwende beendet werden. „Rudert der US-Präsident nach ersten Verhandlungserfolgen in den nächsten Tagen zurück, ist die Gefahr einer Baisse gebannt.“

Nur, wenn Trump über längere Zeit hart bleib, werde die globale Wirtschaft schaden nehmen. „Sollte Donald Trump auf seiner Position über längere Zeit beharren, wird sowohl die Wirtschaft in den USA als auch weltweit Schaden nehmen.“ US-Aktien drohe dann ein Bewertungsabschlag aufgrund der anhaltend erratischen Politik. „Märkte mögen nichts weniger als politisch unsichere Rahmenbedingungen.“

Anleger sollten mehrere Cash-Töpfe bereithalten

Wie also kannst du dich positionieren? Die Profis sind sich einig, dass abwarten sinnvoll ist, und eine gesunde Portion Liquidität die nötige Flexibilität bringt. „Cash ist King“, sagt Börsenprofi Bolsmann klar, und fügt an: „Geistige und finanzielle Flexibilität zahlt sich in solchen Börsenzeiten aus. Wer Cash beiseite hat, sollte sich drei Töpfe bilden, zwei davon sollten in den nächsten Wochen investiert werden, der dritte Topf bleibt beiseite zum Verbilligen.“

Lauterbach plädiert ebenso für ein strategisches Vorgehen. „Anleger, die noch Cash für Investitionen haben, sollten einen Plan erstellen, in welchen Schritten und in welche Marktsegmente dieses Geld investiert werden soll. Dieser Plan sollte auch dann umgesetzt werden, wenn bei weiter fallenden Kursen die Nachrichtenlage immer negativer wird und Käufe in solchen Momenten am unattraktivsten erscheinen.“

„Bereits auf den aktuellen Kursniveaus lohnen sich aus unserer Sicht erste Käufe“, resümiert Lauterbach. Wittek mahnt ebenso dazu, nicht zu lange zu zögern: „Für Anleger mit einem langen Anlagehorizont ist es fast nie eine gute Idee, "auf bessere Kurse zu warten" – man läuft Gefahr, die besten Einstiegstage zu verpassen. Wenn Unsicherheit dominiert, sei Dollar-Cost-Averaging (also schrittweises Investieren) ein bewährter Ansatz, um sich ohne Timing-Stress zu positionieren.

Zugleich betont auch Wittek, dass ein geplantes Vorgehen ratsam ist. „Wer bereits investiert ist, sollte jetzt vor allem die Nerven behalten und das Portfolio auf Belastbarkeit prüfen –etwa durch ausreichende Liquiditätsreserven und eine gute Diversifikation. Wer noch Cash hat, kann dieses behutsam über die nächsten Monate investieren – nicht alles auf einmal, aber auch nicht ewig zögern.“ Am Ende, zeige laut Wittek die Erfahrung, werden ruhige Nerven belohnt.

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