Studie: Mehr Insolvenzgefahr und kaum Finanzpuffer bei deutschen Kliniken

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Berlin (Reuters) - Die wirtschaftliche Situation deutscher Krankenhäuser ist einem Bericht zufolge beispiellos schlecht.

56 Prozent der Kliniken dürften für 2024 einen Jahresverlust ausweisen und die durchschnittliche Marge für den bereinigten Gewinn (Ebitda) dürfte negativ sein, wie am Donnerstag aus dem Krankenhaus Rating Report 2025 hervorgeht. "Die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser war noch nie so angespannt", sagte Gesundheitsexperte Boris Augurzky vom Essener RWI-Institut. Der Koalitionsvertrag von Union und SPD biete erste Ansatzpunkte für Verbesserungen, reiche aber bei Weitem nicht aus. "Wollen wir die Finanzierung des Gesundheitswesens nachhaltig sichern, ohne Unternehmen und Bürger zu überfordern, muss die Bundesregierung mutiger sein."

Die 21. Ausgabe des Berichts wurde vom RWI und dem Institute for Healthcare Business (hcb) in Kooperation mit der Bank im Bistum Essen (BIB) erstellt. Demnach sind die Liquiditätsreserven vieler Krankenhäuser bedrohlich niedrig. Zudem drohten die Sozialabgaben bis 2035 ohne einschneidende Reformen im Gesundheitswesen auf über 50 Prozent zu steigen. Die geplanten Maßnahmen der neuen Bundesregierung gingen zwar in die richtige Richtung, reichten aber nicht aus, um das Gesundheitssystem finanziell nachhaltig zu stabilisieren.

Schrieben 2020 etwa 22 Prozent der Kliniken rote Zahlen, waren es laut Bericht 2023 schon 43 Prozent. "Das durchschnittliche Jahresergebnis fiel 2023 erstmals unter null auf -0,2 Prozent der Erlöse." Als Folge sei die durchschnittliche Insolvenzgefahr auf 1,8 Prozent gestiegen. "16 Prozent der Krankenhäuser fanden sich im roten Bereich mit erhöhter Insolvenzgefahr wieder, 21 Prozent bewegten sich im gelben und 63 Prozent im grünen Bereich."

Bereits für 2024 vorliegende Jahresabschlüsse signalisieren, dass sich die Lage weiter verschlechtert haben dürfte. "Viele Kliniken verfügen kaum noch über finanzielle Puffer – die Hälfte der Häuser konnte im vergangenen Jahr ihre laufenden Kosten nur noch für maximal zwei Wochen im Voraus decken."

Kliniken in privater und sogenannter "freigemeinnütziger Trägerschaft" schneiden im Rating deutlich besser ab als öffentlich-rechtliche Häuser. Nur in ärmeren Kreisen stehen die staatlichen Kliniken genauso gut da. Auch Klinikketten sowie mittelgroße Häuser mit 500 bis 900 Betten zeigen im Vergleich bessere wirtschaftliche Kennzahlen – ebenso hoch spezialisierte Einrichtungen. Unterschiede gibt es auch zwischen den Bundesländern: Die Kliniken in Ostdeutschland sind insgesamt höher geratet als die Häuser im Westen. "Insbesondere in Bayern und Baden-Württemberg fallen die Bewertungen signifikant ab", heißt es im Bericht.

(Bericht von Klaus Lauer, redigiert von Philipp Krach.; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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