Merz sieht keine akute Finanzkrise - Aber Warnung vor weltweiter Verschuldung

Berlin (Reuters) - Bundeskanzler Friedrich Merz warnt vor der zunehmenden weltweiten Verschuldung auf allen Ebenen, sieht derzeit aber keine Gefahr einer neuen globalen Finanzkrise.
"Wir sprechen das an, nicht weil es eine aktuelle Gefahr gibt, wir reden sie auch nicht herbei", sagte er am Freitag in Berlin nach einem Treffen mit dem österreichischen Bundeskanzler Christian Stocker. Aber die Geschichte zeige, dass es etwa alle zehn bis 15 Jahre größere Finanzkrisen gebe. Es gebe einen Höchststand der Verschuldung der Staaten, der Unternehmen und der privaten Haushalte. "Und das alles ist keine gesunde Entwicklung", betonte der Kanzler.
Er sei dankbar, dass das Thema auf dem EU-Gipfel in Brüssel am Donnerstag angesprochen worden sei, sagte Merz. Deswegen lege er Wert auf eigene Haushaltsdisziplin, man müsse die Gefahr im Blick behalten. "Wir reden sie auch nicht herbei, aber wir haben die Gefahr als solche, abstrakt, im Blick", sagte er. Sowohl Merz als auch Stocher betonten, dass dies auch beim Blick auf die künftigen EU-Haushalte gelten müsse. Die Spielräume seien sehr begrenzt, betonten beider Kanzler. Deutschland und Österreich sperren seit vielen Jahren gegen eine deutliche Ausweitung des EU-Haushalts. Probleme würden nicht immer mit mehr Geld gelöst, man müsse im EU-Haushalt neue Prioritäten setzen, mahnte Merz. Österreichs Bundeskanzler verwies auf die angespannte finanzielle Lage in seinem Land.
Solange sich der EU-Haushalt vor allem aus nationalen Abführungen speise, gebe es dieses Problem, sagte Merz. Nötig seien eigene Einnahme der EU, deren Ausweitung er sehr unterstütze. "Ich bin schon immer ein Befürworter von größeren Eigenmitteln der Europäischen Union gewesen. Die Abführungen aus den Mitgliedsstaaten in den Haushalt, die zweitbeste Lösung", sagte er.
(Bericht von Andreas Rinke; redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)