US-Inflation zieht an - "Gute Argumente" für weitere Zinspause

Reuters · Uhr
Quelle: (c) Copyright Thomson Reuters 2025. Click For Restrictions - https://agency.reuters.com/en/copyright.html

Washington (Reuters) - Angesichts anziehender Inflation halten die US-Bürger ihr Geld zusammen.

Sie verringerten die Konsumausgaben im Mai um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie das Handelsministerium am Freitag mitteilte. Volkswirte hatten mit einem Plus von 0,1 Prozent gerechnet, nach plus 0,2 Prozent im April. Der private Konsum gilt als Antriebsfeder der US-Wirtschaft, die zu Jahresbeginn jedoch schrumpfte.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) verringerte sich im ersten Quartal aufs Jahr hochgerechnet um 0,5 Prozent. Während es bei Investitionen und Verbraucherausgaben nach oben ging, beeinträchtigten höhere Einfuhren und weniger Ausgaben der Regierung die Wirtschaftsleistung. Viele Importeure hatten die Zeit vor dem von Präsident Donald Trump im April ausgelösten Zollgewitter genutzt, um Waren in die USA einzuführen. Handelshürden könnten für steigende Preise sorgen - ein Thema, das auch die Notenbank Federal Reserve und ihr Chef Jerome Powell auf dem Schirm haben und Zinssenkungen deshalb auf die lange Bank schieben.

An den Terminmärkten wurde nach Veröffentlichung der unerwartet schwachen Konsumdaten allerdings verstärkt darauf gewettet, dass die Fed die Zinsen im Jahresverlauf drei Mal senken und damit im September beginnen könnte. Die Notenbanker hatten in ihrem jüngsten Zinsausblick nur zwei Schritte nach unten für 2025 avisiert. Auch der Chef des Notenbankbezirks Minneapolis, Neel Kashkari, hält an diesem Szenario fest. Es gelte, den Fokus verstärkt auf die Inflation und die realen Wirtschaftsdaten zu legen, ohne sich auf einen geldpolitischen Kurs der Lockerung festzulegen, schrieb Kashkari in einem Aufsatz.

"GUTE ARGUMENTE" FÜR WEITERE ZINSPAUSE

Die Fed strebt bei der Teuerungsrate einen Wert von zwei Prozent an. Dabei achtet sie auf die Preisentwicklung eines festen Warenkorbs, der auf die persönlichen Ausgaben der Konsumenten bezogen ist. Der darauf basierende PCE-Index legte im Mai zum Vorjahresmonat um 2,3 Prozent zu. Experten haben mit diesem Anstieg gerechnet, nachdem der Wert im April bei revidiert 2,2 Prozent gelegen hatte. In der sogenannten PCE-Kernrate, bei der die stark schwankenden Nahrungsmittel- und Energiekosten außen vor bleiben, stieg die Jahresteuerung im Mai auf 2,7 Prozent, nach revidiert 2,6 Prozent im April.

"Mit dem Anstieg hat Powell eine gute Argumentationsbasis, um bei der nächsten Sitzung entgegen der Forderung von Präsident Donald Trump die Zinsen unverändert zu lassen", meint Chefökonom Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank. Auch gegenüber einigen Kollegen müsse Powell sich mittlerweile positionieren, nachdem sich die Direktoriumsmitglieder Michelle Bowman und Christopher Waller relativ dezidiert für eine Zinssenkung im Juli ausgesprochen hatten: "Es ist etwas verrückt, aber für Powell ist eine steigende Inflation heute eine gute Nachricht, weil alle Zeichen darauf stehen, dass die Inflation wegen der Zölle auch weiter steigen wird und es unter diesen Umständen fatal wäre, jetzt die Zinsen zu senken."

(Bericht von Lucia Mutikani, geschrieben von Reinhard Becker, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

onvista Premium-Artikel

Home Depot & Co. unter Druck
Schwache Konsumaktien sind Warnzeichen für den ganzen Markt25. Juni · The Market
In einem Supermarkt in den USA.