Dax: Leitindex schraubt Allzeithoch auf 16.266 Punkte – Qiagen mit neuer, alter Übernahmefantasie, Thyssenkrupp reitet die Wasserstoffwelle und Siemens glänzt auch mit Rekordhoch

onvista · Uhr

Ein schwacher Euro und Entspannungssignale zwischen den USA und China haben den Dax am Dienstag erstmals über die Marke von 16 200 Punkten getrieben. Das wichtigste deutsche Börsenbarometer ging 0,61 Prozent höher bei 16 247,86 Punkten aus dem Handel. Stützend wirkten dabei auch robuste Wirtschaftsdaten aus den USA mit den dort vermeldeten Einzelhandelsumsätzen.

Der MDax konnte mit dem Dax allerdings nicht ganz Schritt halten, indem er 0,25 Prozent auf 36 200,33 Zähler gewann. Der Index der mittelgroßen Börsentitel muss wie auch der Kleinwerte-Index SDax auf erneute Bestmarken noch warten.

„Die Börsianer scheinen sich im Moment nur eine Frage zu stellen: Wie hoch kann der Dax fliegen?“, kommentierte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners. Extrem wenige seien derzeit dazu bereit, die Jahresend-Rally zu verlassen und Gewinne mitzunehmen. „Die Masse ist fest davon überzeugt, dass diese Party noch nicht am Höhepunkt angelangt ist“, betonte der Experte. Allerdings gebe es auch Indikatoren, die zur Vorsicht mahnten. Er verwies dabei zum Beispiel auf eine abnehmende Kaufbereitschaft an starken Börsentagen.

Die Talfahrt des Euro auf den tiefsten Stand seit Juli 2020 galt unter Börsianern als hilfreich für deutsche Exporte, die damit auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähiger werden können. Außerdem verlief ein Video-Gipfel von US-Präsident Joe Biden und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping erfreulich. Laut dem QC-Partners-Experten Altmann sind abnehmende Spannungen zwischen den beiden Supermächten auch für die Weltwirtschaft eine gute Nachricht.

Angetrieben von erneuter Übernahmefantasie sprangen die Qiagen -Aktien im Dax erstmals seit dem Jahr 2000 wieder über die 50-Euro-Marke. Am Ende legten sie noch um 4,3 Prozent auf 49 Euro zu. Marktbeobachter Andreas Lipkow von der Comdirect sieht den Diagnostikspezialisten derzeit auch von der vierten Coronawelle und den damit einher gehenden Testbemühungen zur Eindämmung gestützt.

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Im Dax verbuchte Continental mit einem Plus von 3,1 Prozent klare Kursgewinne. Börsianern zufolge wird das Stimmungsbild der Anleger bei Autozulieferern derzeit wieder positiver wegen erster Anzeichen, dass die Lieferkettenprobleme in der Automobilindustrie nachließen. Auch Siemens sorgte mit einem Anstieg um 2,4 Prozent für Aufmerksamkeit: Nach wenigen Tagen Pause setzte sich die Rekordrallye hier mit dem erstmaligen Anstieg über die Marke von 153 Euro fort.

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Im MDax setzen sich die Aktien von Thyssenkrupp mit einem Kurssprung um zwölf Prozent oben ab. Hier wurden die Aktien erstmals seit Juni wieder über zehn Euro gehandelt nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg, wonach die Pläne für einen möglichen Börsengang des Wasserstoffgeschäfts vorangetrieben werden. Dabei könnte das Geschäft mit bis zu fünf Milliarden Euro bewertet werden, hieß es. Mehrere Analysten zeigten sich von diesem Betrag positiv überrascht.

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Ferner ging es im MDax für die Aktien des Funkturm-Betreibers Vantage Towers um 2,6 Prozent nach oben. Hier wurde angesichts der Zahlen von Vodafone auf eine erfreuliche Geschäftsentwicklung des britischen Mutterkonzerns verwiesen.

Für Dermapharm ging es im SDax dagegen nach einem gesenkten diesjährigen Umsatzziel um rund vier Prozent abwärts. Zooplus zeigten sich nach der Vorlage des Geschäftsberichts kaum verändert, was angesichts der laufenden Übernahme des Onlinehändlers für den Haustierbedarf aber nicht verwundert.

International festigte der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 den höchsten Stand seit 2008 mit einem Anstieg um 0,35 Prozent. Angesichts von Kursgewinnen in Paris war die Londoner Börse mit einem Minus von 0,3 Prozent allerdings eine schwächere Ausnahme. An der New Yorker Wall Street lag der US-Leitindex Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsschluss mit knapp einem halben Prozent im Plus.

Der Euro stand am Dienstag mit 1,1330 US-Dollar auf dem tiefsten Stand seit Juli 2020. Zuletzt kostete er mit 1,1335 Dollar auch nur wenig mehr. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1368 (Montag: 1,1444) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8797 Euro.

Die Kurse deutscher Bundesanleihen haben am Dienstag zugelegt. Der richtungweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future stieg bis zum Nachmittag um 0,14 Prozent auf 170,73 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen fiel im Gegenzug auf minus 0,25 Prozent. In anderen Euroländern gaben die Renditen ebenfalls nach.

Entscheidende Konjunkturdaten wurden in der Eurozone nicht veröffentlicht. Inflationsdaten aus einigen Euroländern waren im Grunde bereits bekannt, verdeutlichten aber die anziehende Teuerung im Währungsraum. Wachstumszahlen für die Eurozone waren ebenfalls bereits veröffentlicht worden. Sie zeigten ein solides Wirtschaftswachstum im dritten Quartal. Angesichts steigender Corona-Infektionen und anhaltender Lieferprobleme im Welthandel sind Analysten für das Schlussquartal jedoch skeptischer.

Robuste US-Konjunkturdaten belasteten dem deutschen Anleihemarkt nicht. Der US-Einzelhandel hat seine Umsätze im Oktober deutlicher ausgeweitet als erwartet. Die Erlöse sind gegenüber dem Vormonat um 1,7 Prozent gestiegen, während Volkswirte lediglich mit einem Zuwachs von 1,4 Prozent gerechnet hatten. „Der Verbraucher bleibt somit eindeutig eine robuste Stützsäule für die Ökonomie in Nordamerika“, kommentierte Tobias Basse, Volkswirt bei Nord/LB.

— Von Timo Hausdorf, dpa-AFX —

Foto: H-AB / shutterstock.com

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