Dax zu Wochenschluss von negativer Corona-Entwicklung unter Druck gesetzt – Teamviewer und VW auf Talfahrt, Fedex mit starker Gewinnsteigerung

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Aus Furcht vor Verzögerungen bei der wirtschaftlichen Erholung von den Coronavirus-Folgen gehen Anleger auf Nummer sicher und machen vor dem Wochenende Kasse. Der Dax fiel bis zum Abend um 1,1 Prozent auf 14.621 Punkte und der EuroStoxx50 um 0,6 Prozent auf 3842,45 Zähler. An der Wall Street büßte der US-Standardwerteindex Dow Jones ein halbes Prozent ein.

„Kontinentaleuropa ächzt unter deutlich steigenden Infektionszahlen aufgrund der rasanten Ausbreitung der britischen Virus-Mutation“, sagte Weberbank-Analyst Daniel Schär. Daher müsse beim geplanten Corona-Gipfel von Bund und Ländern am Montag wieder mit einer Verschärfung der Pandemie-Beschränkungen gerechnet werden. In einigen europäischen Staaten ist dies bereits geschehen.

Trotz der schleppenden Corona-Massenimpfungen sei aber weiterhin das Licht am Ende des Tunnels sichtbar, gab Philipp Lisibach, Chef-Anlagestratege der Bank Credit Suisse zu bedenken. „Wir rechnen damit, dass viele Staaten im Sommer die Restriktionen lockern können. Das sollte den Startschuss für eine rasche wirtschaftliche Erholung liefern.“

Ölpreis zieht wieder an – Bond-Renditen stabilisiert

Unterdessen ging der Ölpreis nach dem rund siebenprozentigen Absturz vom Vortag auf Erholungskurs. Die Ölsorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um gut ein Prozent auf 64,06 Dollar je Barrel (159 Liter).

An den Anleihemärkten entspannte sich die Lage etwas. Die richtungweisenden zehnjährigen Bonds aus den USA und Deutschland rentierten bei plus 1,716 beziehungsweise minus 0,292 Prozent. In den vergangenen Wochen hatte der Rendite-Anstieg Spekulationen auf vorzeitige Zinserhöhungen geschürt und die Börsen in Unruhe versetzt. „Es geht dabei nicht um die absolute Höhe der Renditen, sondern um die Geschwindigkeit ihres Anstiegs“, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Daher müsse mit weiteren Turbulenzen gerechnet werden.

Teamviewer und VW-Stämme auf Talfahrt

Bei den deutschen Aktienwerten stand Teamviewer im Rampenlicht. Die Spezialist für Fernwartungssoftware wird Trikot-Sponsor bei dem britischen Fußball-Erstligisten Manchester United und senkt daher seine Margenziele. Teamviewer-Aktien brachen daraufhin um 12,4 Prozent ein. Das ist der größte Tagesverlust der Firmengeschichte. Die in den USA notierten Titel von Manchester United notierten ein halbes Prozent im Plus.

Steil abwärts ging es auch für die Stammaktien von Volkswagen. Sie stürzten um gut 14 Prozent ein, lagen damit aber im Vergleich zum vergangenen Freitag immer noch fast 22 Prozent im Plus. Das ist der größte Wochengewinn seit fünfeinhalb Jahren. Die ehrgeizigen Elektroauto-Absatzziele des Wolfsburger Konzerns hatten die Aufmerksamkeit von US-Kleinanlegern erregt, die sich darüber in Internet-Foren austauschen. Die im Dax notierten VW-Vorzugsaktien verloren zwar am Freitag 0,7 Prozent, verbuchten mit einem Plus von insgesamt gut 16 Prozent aber den größten Wochengewinn seit einem Jahr.

Banken unter Druck

Banken waren nach ihrer jüngsten Rally am Freitag schwach. Auch die erneut steigenden Renditen von US-Staatsanleihen halfen dem Sektor diesmal nicht. Belastet wurde er zudem von einer Entscheidung der US-Notenbank, Kapitalerleichterungen für Banken während der Corona-Krise nun zu beenden. Deutsche Bank verloren 3,79 Prozent.

Covestro schwach

Eine verhaltene Studie der Schweizer Bank UBS ließ die Aktien des Kunststoffkonzerns Covestro um 5,59 Prozent absacken. Schwächer waren im Dax nur noch die Titel des Triebwerkbauers MTU mit minus 5,71 Prozent. Die unerwartet starke Geschäftsentwicklung des US-Logistikkonzerns Fedex ließ die Anleger der Deutschen Post kalt. Die Papiere des Bonner Brief- und Paketdienstes fielen um 2,76 Prozent. Händler sprachen von Gewinnmitnahmen nach dem Rekordhoch am Vortag.

Fedex profitiert von der Krise

An der Wall Street steuerten die Titel von FedEx dagegen mit einem Plus von zeitweise 7,3 Prozent auf den größten Tagesgewinn seit mehr als einem halben Jahr zu. Dank des Booms bei Online-Bestellungen steigerte der Paketzusteller seinen Gewinn um mehr als das Doppelte. Das Unternehmen werde zumindest in diesem Jahr Preiserhöhungen durchsetzen können, prognostizierte Analystin Helane Becker vom Vermögensverwalter Cowen. Daher traue sie den Titeln weitere Kursgewinne zu. Im Windschatten von FedEx gewannen die Papiere des Rivalen UPS rund ein Prozent.

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