Dax: Zum Rekordhoch hat es heute nicht ganz gereicht – Deutliche Kursgewinne im Telekomsektor, Continental im Dax vorn

onvista · Uhr

Nur wenige Punkte vom Rekordhoch entfernt ist dem deutschen Aktienmarkt die Puste ausgegangen. Viele Anleger nutzten zum „Hexensabbat“ den Kursanstieg der vergangenen Tage, um Gewinne einzustreichen. Der Dax ging am Freitag 0,3 Prozent schwächer bei 13.630,51 Punkten aus dem Handel, nachdem er zeitweise bis auf 20 Punkte an sein Rekordhoch vom Februar herangerückt war. Der EuroStoxx50 verlor 0,4 Prozent auf 3546,81 Zähler. Auf Wochensicht bleibt dennoch ein Plus beim Dax von 3,9 Prozent.

„Impfstoffhoffnungen, Fortschritte bei den Verhandlungen über ein neues US-Hilfspaket und Optimismus, dass ein Brexit-Deal doch noch zustande kommt - diese Faktoren treiben die Aktienmärkte zurzeit“, sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus Axi. „Es bleibt nur zu hoffen, dass schlussendlich alle Puzzleteile zusammenkommen und zum Ende des Börsenjahres die Champagner-Korken knallen.“

Kurzzeitigen Schub bekam der Dax vom überraschenden Anstieg des Ifo-Index, der die Stimmung in den deutschen Chef-Etagen widerspiegelt. Die deutsche Wirtschaft hoffe auf die Wirksamkeit der Corona-Impfstoffe und eine schnelle Umsetzung der Impfkampagne, sagte Michael Holstein, Chefvolkswirt bei der DZ Bank. „Vor allem in der Industrie laufen die Geschäfte wieder gut, die Auftragsbücher füllen sich.“ Am Anleihemarkt wurde der Ifo mit Verkäufen quittiert. Im Gegenzug stiegen die Renditen zeitweise auf den höchsten Stand seit zwei Wochen. Deutsche Papiere mit zehnjähriger Laufzeit kamen auf eine Verzinsung von minus 0,545 Prozent, spanische Titel auf 0,068 Prozent. „Zum Jahresende ist eine Korrektur normal“, sagte Anna Guglielmetti, Portfoliomanagerin bei Credit Suisse. „Es würde mich nicht wundern, wenn die Renditen in den kommenden Tagen weiter steigen.“

„Stunde der Wahrheit“ bei Brexit-Verhandlungen

Weniger eindeutig waren die Signale über die Erfolgschancen für ein Freihandelsabkommen zwischen Großbritannien und der EU. „Es ist die Stunde der Wahrheit“, sagte EU-Chefunterhändler Michel Barnier. Es gebe eine Chance, sich zu verständigen. „Der Pfad zu so einer Einigung ist aber sehr schmal.“ Pfund-Anleger machten daher erst einmal Kasse. Die britische Währung verbilligte sich um 0,7 Prozent auf 1,3491 Dollar beziehungsweise 0,3 Prozent auf 1,1031 Euro.

Bitcoin setzte dagegen seine Rally fort und stieg um bis zu 2,2 Prozent auf 23.286 Dollar, bevor auch hier erste Anleger Kasse machten. Analyst Timo Emden von Emden Research warnte vor möglichen Kursrücksetzern. „Der Bitcoin-Kurs könnte schon bald Opfer seines eigenen Erfolgs werden.“

Hexensabbat im Fokus

Im Fokus stand an diesem Freitag auch der „große Verfall“: Zunächst waren um die Mittagszeit Terminkontrakte auf Indizes wie etwa dem Dax oder EuroStoxx verfallen, gegen Handelsschluss liefen die Kontrakte auf einzelne Aktien aus. An solchen Tagen sind größere Schwankungen stets möglich, da große Marktteilnehmer wie Fonds- oder Vermögensverwalter manchmal versuchen, noch rechtzeitig die Kurse auf jene Preise zu treiben, zu denen sie an der Terminbörse engagiert sind.

Deutliche Kursgewinne gab es im Telekomsektor, der als einer der besten der europäischen Stoxx 600 Branchenübersicht um 0,2 Prozent zulegte. Im SDax waren die Titel von 1&1 Drillisch mit einem Plus von 3,4 Prozent gefragt. Sie reagierten damit auf ein wohlwollend bestätigtes Schiedsgutachten im Streit mit Telefonica Deutschland um Kosten für den Netzzugang. Auch wenn der Konflikt damit weiter gehen dürfte, begrüßten die Anleger, dass das Ergebnis eines Entwurfs aus dem Oktober bestätigt wurde. Die von Telefonica Deutschland im Dezember 2018 geltend gemachte Preisanpassung sei unberechtigt und führe zu keiner Zahlungsverpflichtung von 1&1 Drillisch, hieß es. Davon profitierten auch die Aktien der Muttergesellschaft United Internet, die im MDax um 4,6 Prozent stiegen.

1&1 Drillisch: Schiedsspruch im Streit um Netzgebühren spielt 1&1 und der Mutter United Internet in die Karten - doch auch Telefonica kann steigen

Die Anteile von Telefonica Deutschland, dessen O2-Netz 1&1 derzeit mit nutzt, legten um 1,8 Prozent zu. Wie dieses Unternehmen informierte, spricht das Gutachten ihm ausdrücklich die Berechtigung zu, ab 2021 eine Beteiligung von 1&1 Drillisch an den Kosten für die Spektrumsauktion 2015 auf Basis des Gutachtens jährlich überprüfen zu lassen.

Im Dax waren die Titel des Autozulieferers Continental mit plus 1,8 Prozent der Favorit, während auf dem letzten Platz die Aktien der Munich Re 1,9 Prozent verloren.

In Amsterdam gingen die Papiere des Medizintechnikunternehmens Philips 1,9 Prozent fester aus dem Handel. Die Niederländer kaufen den US-Herzspezialisten BioTelemetry für insgesamt 2,8 Milliarden Dollar.

Weitere Themen des Tages:

VW: Halbleiter-Engpässe drücken auf die Produktion - Aktie bricht Gewinnserie ab

Coinbase: Branchen-Primus im Krypto-Sektor plant Börsengang - Wie viel Potenzial steckt drin?

USA setzen Dutzende chinesische Firmen auf Schwarze Liste

Kutzers Zwischenruf: Ein verrücktes Börsenjahr mit irren Zahlen

ElringKlinger: Rückkehr in den SDax und Wasserstoff-Hype treiben die Aktie an - So schätzen die Analysten das Papier ein

Siemens Healthineers: Bernstein Resarch betitelt Aktie als „Top Pick“ im Medizinsektor

Deutsche Post: Auftaktverluste aufgeholt - Fedex-Zahlen geben Rückendeckung - Aktie wieder auf Tuchfühlung zum Rekordhoch

Tele Columbus: Trotz anstehendem SDax-Abschied startet die Aktie durch - Kurssprung über wichtige Chart-Hürden

Drei Fragen an Bernecker: Wie schätzen Sie die Staatsbeteiligung an Hensoldt ein, holt VW langsam zu Tesla auf und hat Bitcoin jetzt das Gütesiegel „ernstzunehmende Assetklasse“ verdient?

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: Imagentle / Shutterstock.com

onvista-Ratgeber:  Fonds – alles was sie über ihren Einstieg in die Börse mit Investmentfonds wissen müssen

Meistgelesene Artikel