onvista-Investment-Idee: Die Stunde von Gold hat geschlagen – Darum ist es wirklich so gut als sicherer Hafen
Jeder, der sich halbwegs mit dem Thema Börse und Kapitalanlage auseinandersetzt, weiß was Gold ist und was für einen Nutzen das Edelmetall für Anleger haben kann. Trotzdem hier noch einmal das Wesentliche zusammengefasst:
Gold ist nicht das älteste, aber ohne Zweifel das langlebigste Werteaufbewahrungsmittel in der Geschichte der Menschheit. Muscheln, Perlen, Salz oder auch riesige, zurecht geschliffene Steine, die von einem Inselvolk im Pazifik verwendet wurden, hatten bereits vorher ihren Auftritt als Zahlungsmittel, aber alle sind im Laufe der Zeit von der Bildfläche verschwunden, während Gold nach wie vor glänzt.
Was ist an Gold so besonders?
Der Grund, warum Gold seit tausenden von Jahren seinen Wert behält, während die meisten anderen Währungen und Werteaufbewahrungsmittel früher oder später gescheitert sind, liegt in einer ganz besonderen Eigenschaft: Gold ist hartes Geld.
Geld, dessen Angebot schwer zu erhöhen ist, bezeichnet man als hartes Geld. Gold ist ein Paradebeispiel dafür. Es gibt nur sehr wenig davon auf der Erde und die Förderung ist mit sehr viel Aufwand verbunden. Zudem ist es aufgrund seiner chemischen Beschaffenheit so gut wie unzerstörbar und kann nicht aus anderen Stoffen synthetisiert werden. Zudem wird es kaum als verbrauchbarer Rohstoff für die Industrie genutzt, sondern fast ausschließlich für monetäre Zwecke, also als Werteaufbewahrungsmittel in Form von Schmuck, Münzen oder Barren, sowie in früheren Zeiten als direktes Tauschmittel. Die Menschheit hat das Edelmetall über Jahrtausende aus der Erde geholt und bis heute existiert praktisch die gesamte geförderte Menge in den oben beschriebenen Formen. Das ist der Bestand. Das jährlich neu auf den Markt kommende Angebot ist im Vergleich zu dieser Menge extrem gering. Die Wachstumsrate des vorhandenen Goldbestands durch weitere Förderung lag in den letzten Jahrzehnten bei weniger als 2 Prozent pro Jahr und das, obwohl die Förderung durch fortschrittlichere Maschinen und Technologien immer effizienter geworden ist.
Diese Angebotsknappheit kann man in dem Modell der Stock-to-Flow-Ratio darstellen. Details zu diesem Modell finden Sie in diesem Artikel: Stock to Flow Ratio - Was ist das für ein Indikator und was bedeutet er für Assets wie Gold oder Bitcoin?
Bei den meisten anderen Dingen, die in der Vergangenheit als Zahlungsmittel getaugt haben, ist die „Härte“ irgendwann verloren gegangen. Muscheln waren irgendwann nichts mehr wert, als es durch Fortschritte in der Seefahrt und im Fischfang wesentlich einfacher wurde, sie in die Hände zu bekommen. Auch Perlen wurden immer weniger wert, je effizienter das Handwerk der Glasmacherei durch modernere Öfen und so weiter vorangebracht wurde. (Wer die Geschichte zu den zurechtgeschliffenen Steinen genauer nachlesen will, der kann das hier tun) Selbst Silber hat irgendwann seine monetäre Bedeutung größtenteils verloren, da es häufiger vorkommt, einfacher zu fördern ist als Gold, einen industriellen Nutzen hat und somit verbraucht wird, was sich negativ auf den Stock-to-Flow-Wert auswirkt. Zudem wird es seit der Einführung des Goldstandards auch aus praktischen Skalierungsgründen nicht mehr wirklich benötigt. Vorher wurde es jahrtausendelang für kleinere Transaktionen verwendet. Eine Silbermünze war eben weniger wert als eine Goldmünze und somit besser für kleinere Käufe geeignet. Der Goldstandard ermöglichte jedoch irgendwann die Bezahlung durch mit Gold gedecktem Papier, womit das Problem der Skalierung bei Gold durch dessen hohen Wert auch bei kleinsten Nennern behoben wurde, da es Banknoten in verschiedenen Deckungsgrößen gab.
Das ist jedoch mit der Aufhebung des Goldstandards mittlerweile alles Geschichte. Heutzutage zahlt man mit ungedecktem, von den Zentralbanken ausgegebenem Geld, sogenanntem Fiat-Geld. Aber trotzdem, oder gerade deswegen erfreut sich Gold weiterer Beliebtheit als Wertspeicher.
Die Chancen von Gold
Wenn Gold alle diese oben genannten, tollen Eigenschaften hat, warum wird es dann nicht mehr als Zahlungsmittel verwendet, so wie all die Jahrhunderte davor? Das hat mehrere Gründe, einer wurde bereits oben angerissen: Gold verdorrt zwar nicht und ist wesentlich leichter zu transportieren und zu vereinheitlichen, als beispielsweise Muscheln, Rinder oder riesige Steine. Es ist aber dennoch unpraktisch, einen Barren Gold mit sich herum zu schleppen, oder eine Packung Milch mit Gold zu bezahlen. Die Einführung des Goldstandards und goldgedeckten Papier-Schuldscheinen war daher ein effizienter Schritt, um die Wertetransaktion zu verbessern. Im Hintergrund war Gold jedoch immer noch der hinterlegte Wert, der in den Banktresoren lagerte und mit diesen Schuldscheinen im Zweifel zurückgetauscht werden konnte. Während der industriellen Revolution gab es eine Phase, in der Gold weltweit die Standardeinheit war, die allermeisten Währungen waren damit gedeckt. Viele betrachten dies auch überhaupt als Grund für die enormen wirtschaftlichen Fortschritte und Expansion der meisten Nationen im 19. Jahrhundert, da der Handel nur durch den einheitlichen Wert so enorm ausgebaut werden konnte.
Heutzutage haben wir jedoch eine vollkommen andere Situation, denn die Golddeckung ist schon lange aufgehoben. Das heutige Fiat-Geld, egal ob nun Euro, Dollar, Yen usw., begründet seinen Wert einzig und allein darin, dass die Notenbanken über ihr Geldmonopol die Kontrolle über die Erzeugung des Geldes haben. Ein Geldschein ist nicht selten und kann beliebig gedruckt werden, er ist also kein hartes Geld. Seine Wertstabilität wird nur durch die strikten Vorgaben der Regierungen und der Notenbanken gewährleistet - und wenn wir ehrlich sind letzten Endes einzig durch den „Glauben“ der Bevölkerung daran, dass ein Euro eben ein Euro wert ist und man sich mit dieser Menge eine Packung Milch kaufen kann. Zudem sorgen die von den Notenbanken vorgegebenen Inflationsziele für eine schleichende Entwertung der Kaufkraft über die Zeit, mit dem Zweck, den Konsum und den Geldfluss im Allgemeinen anzukurbeln und die Wirtschaft voranzutreiben.
In einem Umfeld, in dem die Wirtschaft gut läuft, die Beschäftigung brummt und die Parameter für ein solches Geldsystem im gewünschten Bereich liegen, kann es funktionieren. Es steckt jedoch schon lange Sand im Getriebe und seit der Finanzkrise 2008 sind die Parameter definitiv weit aus dem grünen Bereich getreten. Um den Kollaps nach der Lehman-Pleite und der daraus resultierenden Kettenreaktion an den Finanzmärkten zu verhindern, wurde ein Niedrigzinsumfeld erschaffen, im Fall von Europa gar ein Nullzinsumfeld, welches die Märkte seit nun gut einem Jahrzehnt mit billigem Geld flutet. Damals konnte man den Kollaps so verhindern, doch mittlerweile haben die Notenbanken sich durch diese Strategie selbst so weit in die Ecke gedrängt, dass fraglich ist, ob man überhaupt je wieder auf ein normalisiertes Zinsniveau zurückkehren kann, ohne das ganze Gebilde komplett einzureißen. Denn die Nullzinsen haben dafür gesorgt, dass über die Zeit eine riesige Zahl von Zombieunternehmen entstanden sind, die nur mit Hilfe des billigen Geldes weiterexistieren können und bei einer Normalisierung zusammenbrechen würden. Somit muss die expansive Geldpolitik weiter betrieben werden.
Die Zeichen verdichten sich jedoch, dass auch diese Geldschwemme das Konstrukt nicht ewig zusammenhalten kann, denn das Geld kommt nicht mehr am Fundament der Wirtschaft an, wo es eigentlich für belebende Impulse sorgen soll, sondern zirkuliert nur immer konzentrierter in den Finanzmärkten und erzeugt aufgrund der Nullzinsen Blasen bei anderen Assetklassen. Viele Marktbeobachter sehen beispielsweise den Aktienmarkt mittlerweile als extrem überbewertet an - Die Kurse spiegeln die Unternehmensgewinne und -werte schon lange nicht mehr wider und das Geld fließt nur in Ermangelung einer Alternative in Aktien, da der Nullzins und die Inflation das Kapital sonst über die Zeit mehr und mehr entwerten würde.
Mit der ursprünglichen Aufhebung des Goldstandards haben die Regierungen also ihre Währungen vom Wert des Goldes abgekoppelt und sich somit selbst erlaubt, ihre finanziellen Ressourcen exponentiell zu erhöhen und Dinge zu finanzieren, die sonst nicht möglich gewesen wären. Der Preis dafür ist jedoch eine laufende Entwertung des allgemeinen Wohlstands der Bevölkerung, die nur dadurch halbwegs im Zaum gehalten werden kann, dass die Staaten die feste Kontrolle über ihre Währungen behalten und versuchen, Inflation und Geldmenge zu kontrollieren. Sollte dieser Zustand irgendwann aus den Fugen geraten und die Kontrollwerkzeuge nicht mehr funktionieren, dann droht eine komplette Entwertung der jeweiligen Fiat-Währung, da sie mit nichts als der Autorität des Staates gedeckt ist.
Hier kommt dann wieder Gold ins Spiel. Gold ist eine natürliche Ressource und hat all die vorher bereits angesprochenen Eigenschaften, die es zu hartem Geld machen. Hinzu kommt die Reputation, die das Metall seit Jahrtausenden aufgebaut hat. Es wird sicher eine Zeit kommen, in dem sich niemand mehr an den Euro, oder gar den US-Dollar erinnern kann, Gold wird dann aber mit einer hohen Wahrscheinlichkeit immer noch bekannt sein und auch einen monetären Wert haben. Ein weiteres, ganz bezeichnendes Argument ist zudem, dass die Zentralbanken hohe Mengen an Gold als Reserve lagern und sich die Zukäufe in den letzten Jahren wieder massiv erhöht haben. Fiat-Geld steht im Grunde als ein Konzept dafür, dass Staaten die Kontrolle über Geldschöpfung und Geldfluss haben sollten und das Gold als dezentraleres, unabhängigeres monetäres Modell nicht mehr von der allgemeinen Bevölkerung verwendet werden soll. Das Halten von Gold als Reserve zeigt im Grunde, dass die Staaten selbst Sorge davor der Entwertung ihrer Währungen haben und eine Absicherung haben wollen – Warum sonst sollte man Gold als Deckung in der Hinterhand haben wollen?
Zum Schluss dieses Gedankengangs noch ein Überblick der Goldreserven (Stand 2019):
USA: 8.133 Tonnen
Deutschland: 3.369 Tonnen
IWF: 2.814 Tonnen
Italien: 2.451 Tonnen
Frankreich: 2.436Tonnen
Russland: 2.066 Tonnen
China: 1.842 Tonnen
Schweiz: 1.040 Tonnen
Japan: 765 Tonnen
Niederlande: 612 Tonnen
Die Risiken von Gold
Natürlich ist ein Investment in Gold trotzdem kein No-Brainer. Anhand der oben genannten Argumente erscheint Gold als perfekte Portfolio-Absicherung und das ist es potenziell auch, aber auch bei dem Edelmetall gibt es Risiken.
Gold ist in der Vergangenheit schon des Öfteren von Staaten verboten worden, die Gründe dafür waren vielfältig: Extreme Inflation, die zu einer Flucht in Gold geführt hat und die Inflation noch weiter verstärkt hat - Ein Beispiel dafür wäre das Verbot in der Weimarer Republik im Jahr 1923.
Abflüsse der Goldreserven ins Ausland durch anhaltende Defizite im Außenhandel - Das war in den USA der Fall im Jahr 1933 und in Großbritannien im Jahr 1966.
Ein Grund lag auch an leeren Staatskassen, das eingesammelte Gold sollte in dem Fall Kriege finanzieren - Dies war in Deutschland im Jahr 1936 der Fall.
Das Motiv in diesen Zeiten war klar: Die Bürger sollten Gold nicht als Alternativwährung verwenden und den Fiat-Währungen ihre monetäre Kraft rauben - und somit den Staaten die Möglichkeit der weiteren Geldexpansion nehmen.
Heutzutage sind Währungen nicht mehr mit Gold gedeckt, auch nicht der US-Dollar, der als Weltleitwährung gilt. Das heißt, man kann die Banknoten nicht mehr gegen Gold eintauschen, so wie es früher einmal beim Dollar der Fall war. Viele andere Währungen waren früher mit Dollar gedeckt und somit indirekt auch mit Gold. Das lässt die Möglichkeit eines erneuten Goldverbotes geringer werden, da das Geldmonopol fest in der Hand der Staaten liegt. Das wohl beste Beispiel: Da sie mit dem Dollar die Weltleitwährung unter Kontrolle hat, kann die US-Regierung die Defizite im Außenhandel und in den öffentlichen Haushalten einfach über die Druckerpresse regeln. Doch je mehr Geld in die Märkte hineingepumpt wird, desto unkontrollierbarer wird das ganze Konstrukt letzten Endes. Währungsreformen wären im Zweifel denkbar, sollte es trotz der Maßnahmen der Notenbanken zur gefürchteten Inflation und damit Entwertung kommen, und damit im Zuge dessen nicht jeder in Gold flieht, da Dollar, Euro usw. wertlos werden, kann ein Goldverbot nicht ausgeschlossen werden.
Gold ist kein Renditebringer, sondern ein Wertspeicher
Ein Punkt, der bei Gold auch oft genannt wird, ist seine „Zinslosigkeit“. Im Vergleich zu renditestarken Aktien, oder in früheren Zeiten auch noch Sparbüchern mit starkem Zinssatz ist es richtig, dass der Besitz von Gold keine Rendite außer einer möglichen Kurssteigerung einbringt (wofür man aber natürlich verkaufen müsste). Dieses Argument zählt aber nur bedingt, da man sich vorab überlegen muss, zu welchem Zweck und mit welchem Chance/Risiko-Ausblick man investieren möchte.
Wenn man hohe Gewinne und/oder starke Renditen einfahren will, dann sind entsprechende Aktien sicher die bessere Wahl, aber hier ist auch das Risiko viel höher. Schlechte Entwicklungen für das Unternehmen, oder auch ein allgemeiner Marktrückgang können sich schnell negativ auf die Rendite auswirken.
Fazit
Gold ist als Investment am sinnvollsten, wenn man auf eine sehr solide Absicherung seines Vermögens bedacht ist. Papierwährungen kommen und gehen, die ungedeckten Währungen geben zudem immer mehr Anzeichen, dass ihr Modell nicht mehr wirklich funktioniert. Dagegen wirkt Gold als Jahrtausende altes Tauschmittel felsenfest.
Wem die Lage angesichts der Konjunktur-Risiken, Handelskriege, Coronavirus-Pandemie und der Sackgasse der lockeren Geldpolitik der Notenbanken also langsam zu heiß wird, der sollte unbedingt Gold als sicheren Hafen im Portfolio haben. Die Risiken sind im Vergleich zum Nutzen absolut überschaubar und die historisch einzigartige Reputation von Gold verspricht Sicherheit und Werterhalt für das eigene Portfolio. Zudem stehen die Chancen langfristig gut, dass Gold im eigenen Portfolio nicht nur zum Werterhalt dient, sondern mit weiter steigenden Kursen auch ein erheblicher Gewinnbringer sein dürfte.
Die Nachfrage im Bereich Schmuck, Münzen und Barren ist im letzten Jahr im Vergleich zu 2018 zwar zurückgegangen, doch die sehr hohe Nachfragesteigerung bei Gold-ETFs konnte dies mehr als ausgleichen. Dies ist zugleich auch ein Zeichen dafür, dass immer mehr Investoren, seien es Privatanleger oder institutionelle Akteure, ihre Portfolios verstärkt mit Gold als Absicherung ausrüsten.
Kurzfristig werden weitere Maßnahmen der Regierungen und der Notenbanken folgen, die für eine Erholung an den Aktienmärkten und einem Rückzug aus Gold sorgen könnten, langfristig spricht die fundamentale Lage jedoch enorm aufgrund der zuvor angeführten Argumente für Gold. Ein neues Allzeithoch und ein Anstieg über die Marke von 2000 Dollar in den nächsten ein bis zwei Jahren ist daher absolut nicht unrealistisch. Sollte das Coronavirus noch länger ein Problem darstellen und die Weltkonjunktur in die Knie zwingen, dürfte dies auch eher früher als später der Fall sein.
Von Alexander Mayer
Offenlegung: Alexander Mayer ist nicht in Gold investiert
Foto: Olivier Le Moal / Shutterstock.com
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