Wird 2020 das Jahr der Wunderbatterie? Hier sind die Top-Kandidaten für die E-Mobility-Revolution

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Es wäre endgültig der große Durchbruch für die Elektromobilität: die Wunderbatterie, die lange hält, blitzschnell geladen werden kann, günstig zu produzieren ist und mehr als doppelt so viel Energie speichern kann wie die aktuelle Technik. Angekündigt wird sie schon lange aus vielerlei Laboren rund um die Welt. Wirklich zu sehen ist jedoch bislang nichts davon. Könnte sich die Situation in diesem Jahr ändern? Hier sind meine Top-Kandidaten.

Von gefallenen Engeln und enttäuschten Erwartungen

Laborwunder gibt es wie gesagt viele. Das Problem dabei ist, dass die behauptete Überlegenheit meist nur in ein oder zwei Dimensionen zutrifft. Eine echte Wunderbatterie muss hingegen in fast einem Dutzend Disziplinen Topleistung bringen. Was bringt beispielsweise eine super Kapazität, wenn sie schon nach dem zehnten Laden bergab geht?

Alle Anforderungen unter einen Hut zu bringen, daran scheitern ambitionierte Batterieprojekte regelmäßig. Zuletzt wurde bekannt, dass das lange Zeit hoch eingeschätzte Start-up Pellion Technologies, das mit Magnesium-Chemie experimentierte, aufgeben musste. Auch der Riese Bosch hat sich aus dem Zellengeschäft zurückgezogen, nachdem die Investitionen in den Festkörperakku-Spezialisten Seeo nicht wie erhofft fruchteten.

Angesichts solcher Rückschläge sind aus der Automobilindustrie immer wieder skeptische Stimmen zu hören. So gibt sich etwa Felix von Borck von Akasol überzeugt, dass auf absehbare Zeit nicht mit weiteren großen Sprüngen zu rechnen sei. Ähnlich sieht man es bei BMW, wo man erst im nächsten Jahrzehnt mit entscheidenden Durchbrüchen bei den Festkörperakkus rechnet.

Etwas optimistischer gibt sich Volkswagen, das die Forschung des Start-ups QuantumScape unterstützt und sich eine Marktreife schon für 2025 vorstellen kann. BMW hat mit Solid Power und Sila Nanotechnologies ebenfalls zwei Eisen im Feuer, traut denen aber offenbar auf die Schnelle noch nicht die große Revolution zu.

Warum es trotzdem schneller gehen könnte

Bei allem Respekt vor den Meinungen der Brancheninsider: Niemand kann den vollständigen Überblick über den Stand der Entwicklung in den einzelnen Laboren haben. In Amerika, Europa und Asien wird an Hunderten Orten mit steigender Intensität daran geforscht, bestehende Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Erst seit wenigen Jahren fließen Milliarden, um die Geheimnisse der Zellchemie zu entschlüsseln.

Deshalb würde ich mal damit rechnen, dass die Entwicklung nun stark beschleunigt werden kann. Das heißt natürlich nicht, dass wir schon kurzfristig völlig neuartige Batterien in einem Elektroauto sehen werden. Neue Technik muss sich schließlich erst einmal bewähren. Aber zumindest könnte es endlich konkreter werden, was die Pläne zum Ausbau der Kapazitäten angeht.

Wo die Chancen am besten stehen

Toyota
Sehr konkret sieht die Sache zum Beispiel schon bei Toyota aus, wo noch in diesem Jahr Konzeptfahrzeuge mit Festkörperakkus auf die Straßen kommen sollen. Wenn das überzeugt, dürfte sich der Konzern schon bald an die Planung der Massenfertigung machen. Im Moment rechnet das Management allerdings eher mit 2025 für den ersten Einsatz in einem Serienfahrzeug, was im Rahmen dessen liegt, was auch die großen Rivalen angekündigt haben.

Oxis Energy
Etwas schneller könnte es bei Oxis Energy gehen, das als Pionier der Lithium-Schwefel-Rezeptur gilt. Während die Konkurrenz sich oft verschwiegen gibt, kommuniziert das Unternehmen erfreulich regelmäßig über neue Vertriebs-, Technologie- und Anwendungspartner, darunter auch Siemens und Arkema. Noch wichtiger: Im Juni 2019 wurde bestätigt, dass die Entscheidung für eine Massenfertigung von Schlüsselkomponenten in Wales gefallen sei und eine Zellfabrik in Brasilien entstehen werde.

Innolith
Ebenfalls auf eine Schwefel-Formel setzt das deutsch-schweizerische Innolith. Dessen angekündigte Energiedichte von 1 Wattstunde pro Gramm wäre tatsächlich eine kleine Revolution, denn damit könnte die Reichweite mehr als verdoppelt werden. Um schneller skalieren zu können und weniger Kapital zu benötigen, plant das Unternehmen die Lizenzierung der Technologie. Sobald also ein Konzern anbeißt, könnte es losgehen mit dem Einstieg in die Massenfertigung.

Enevate
Ein weiterer Favorit ist Enevate, das ultraschnelles Laden ohne Leistungsverlust verspricht und dabei auf den verstärkten Einsatz von Silizium an der Anode setzt. Der Nobelpreisträger und Lithiumbatterie-Pionier John Goodenough sitzt hier im Aufsichtsrat und die führenden Batteriezellenlieferanten LG Chem und Samsung SDI sind als strategische Partner an Bord. Auch hier erscheint der Pfad in die Volumenproduktion vorgezeichnet.

Was man als Investor davon mitnehmen sollte

Offensichtlich findet die Entwicklung zu einem guten Teil bei nicht börsennotierten kleineren Unternehmen statt, sodass wir uns nur schlecht direkt bei den besten Chancen engagieren können. Wichtiger ist daher vielleicht, dass wir uns ein Bild davon machen, wie die Entwicklung über die nächsten zehn Jahre laufen könnte, um selbstbewusster im Umfeld der Elektromobilität zu investieren.

Schließlich macht es einen großen Unterschied, ob wir bis 2030 warten müssen, bis das Verhältnis von Kosten zu Leistung massenmarktfähig wird, oder ob es schon vor 2025 so weit sein könnte. Mein Eindruck ist, dass die Zeiten der linearen Trippelschritte vorbei sind und jetzt durch den stark erhöhten Ressourceneinsatz richtig Schwung in das Thema kommen wird.

Ähnlich wie im Pharmasektor werden viele Kandidaten am Ende scheitern. Aber es würde mich wundern, wenn unter den vielen guten Ansätzen nicht die eine oder andere Blockbuster-Rezeptur dabei wäre.

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Ralf Anders partizipiert über ein von ihm betreutes Indexzertifikat an der Aktienentwicklung von Siemens. The Motley Fool empfiehlt BMW.

Motley Fool Deutschland 2020

Bild: Ralf Anders

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