Wirecard: Aktie trotz Statement auf YouTube über 20 Prozent im Minus ++ Curevac: Impfstoffforschung kommt zügig voran ++ Telekom: Virtuelle Hauptversammlung könnte ungemütlich werden

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der Hexensabbat lässt die Kurse zum Handelsstart heute nicht wie verhext tanzen. Der deutsche Leitindex geht den großen Verfallstag an den Börsen sehr gelassen an und legt am letzten Handelstag der Woche erst einmal um 0,64 Prozent auf 12.359,79 Punkte. Der MDax der mittelgroßen deutschen Börsenwerte notierte mit plus 0,02 Prozent wenig verändert bei 26.196,96 Punkten. Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 gewann 0,6 Prozent. Im Laufe des Tages könnten die Indizes aber ihre Meinung noch einmal ändern. Anleger sollten größere Kursschwankungen am Hexensabbat aber nicht auf die Goldwaage legen.

# Hexensabbat: Was genau verbirgt sich hinter dem großen Verfallstag?

Wirecard: Jetzt werden alle Register gezogen – nützt aber nicht viel

In Aschheim wird ordentlich rotiert. Nicht nur was das Personal angeht, sondern auch was die Vertrauensherstellung anbelangt. Dafür hat Wirecard in der Nacht zum Freitag auf der Plattform YouTube ein Video bzw. Statement hochgeladen. Viel Neues enthält das Video allerdings nicht. Vorstandsvorsitzender Markus Braun erklärt nur ganz kurz den aktuellen Sachverhalt und schließt nicht aus, dass Wirecard ein Betrugsopfer sein könnte.

Beteuerungen von Markus Braun den Sachverhalt schnellstmöglich aufzuklären gab es in der Vergangenheit schon einige. Das Problem ist dabei nur. Jedes Mal wenn der Vorstandsvorsitzende Aufklärung versprach, zog diese Wirecard immer näher an den Abgrund. So auch jetzt. Neben dem untestierten Jahreszahlen für 2019 läuft der Dax-Konzern jetzt auch noch Gefahr, dass Kredite in Höhe von 2 Milliarden Euro durch Banken gekündigt werden könnten, da hierfür ein testierter Jahresabschluss für 2019 eine Voraussetzung zu sein scheint. Sollten die Kredite heute wirklich gekündigt werden, dann dürfte die Aktie weiter in den Abgrund stürzen, nachdem sie bereits gestern den zweithöchsten Verlust in der Dax-Geschichte hingelegt hat.

Die Aktien des in einen Bilanzskandal verwickelten Dax-Konzerns brechen am Freitagmorgen weiter ein. Sie fallen kurz nach dem Auftakt um 21,44 Prozent auf 31,35 Euro.

Am Donnerstag waren die Papiere um knapp 62 Prozent abgestürzt, nachdem der Zahlungsdienstleister wegen milliardenschwerer Unklarheiten in der Bilanz seinen Jahresabschluss erneut nicht vorlegt hatte.

Hier können Sie die Nachrichten zu Wirecard noch einmal nachlesen:

# Wirecard: Dax-Konzern versucht zu retten, was noch zu retten ist - Compliance-Vorstand Freis mit sofortiger Wirkung im Amt - Vorstand Jan Marsalek ab sofort freigestellt

# Wirecard: Pleiten, Pech und Pannen – Wer ist das Opfer? Der Dax-Konzern oder die Anleger? – Rund 9 Milliarden Euro Börsenwert nur heute vernichtet

# Wirecard: Bilanz erneut verschoben, Aktie halbiert sich und das Vertrauen dürfte wohl endgültig verspielt sein!

# Fondsgesellschaft DWS steigt bei Wirecard aus und prüft Klage

# Klagewelle rollt auf Zahlungsabwickler Wirecard zu

Curevac: Was ist zuerst da? Börsengang oder Impfstoff?

Der Leiter der ersten klinischen Studie mit dem Corona-Impfstoff der Firma Curevac an der Uniklinik Tübingen rechnet bereits in zwei Monaten mit ersten Ergebnissen. „Das wird ziemlich fix gehen“, sagte Professor Peter Kremsner, Direktor des Instituts für Tropenmedizin, an dem der Wirkstoff getestet wird. Die Probandenuntersuchungen seien am Donnerstag angelaufen, aber die erste Impfung stehe noch aus.

Der erste Proband sei ein junger Mensch. „Er wird dann erst mal 24 Stunden bei uns in der Abteilung überwacht“, sagte Kremsner. Das Ziel der ersten Phase der Studie sei es, etwas über die Verträglichkeit und die Immunabwehr zu erfahren. Nach und nach sollen mehr als 100 gesunde Freiwillige im Alter zwischen 18 und 60 Jahren an der Studie teilnehmen.

Das Tübinger Unternehmen Curevac arbeitet an sogenannten mRNA-Impfstoffen. mRNA ist eine Art Botenmolekül, in dem die Bauanleitung zur Herstellung von Proteinen steckt. Für ihren Impfstoff haben die Curevac-Forscher mRNA mit der Bauanleitung für ein Protein des Coronavirus Sars-CoV-2 versehen. Die menschlichen Zellen bilden nach der Impfung dieses Protein, was der Körper als fremd erkennt. Er bildet Antikörper und andere Abwehrzellen dagegen.

Für die Uniklinik Tübingen sei es ein Heimspiel, sagte Kremsner. In Phase zwei der Studie soll die Gruppe der Probanden um ältere Menschen erweitert werden. Auch Kinder sollen den Impfstoffkandidaten irgendwann bekommen. Zwei Monate habe die Vorbereitung der Studie gedauert, rund 30 Mitarbeiter seien beteiligt.

Da Curevac auch plant an die Börse zu gehen, sollten Anleger das Biotech-Unternehmen im Auge behalten. Die Aussichten auf einem erfolgreichen Sprung auf das Parkett sind sehr gut.

Kurz & knapp:

Telekom:  Auf ihrer ersten virtuellen Hauptversammlung werden die Manager der Deutschen Telekom Kritik begegnen müssen, ihren Aktionären trotz Rekordergebnissen keine höhere Dividende zahlen zu wollen. Ab 10.00 Uhr will der Bonner Konzern am Freitag seine erste Online-Hauptversammlung abhalten. Eigentlich hätte sie schon im Frühjahr stattfinden sollen – coronabedingt wurde sie aber verschoben. Aktionäre konnten nun vorab digital Fragen einreichen. Zwar schloss die Telekom das Jahr 2019 mit einem Konzernüberschuss von 3,9 Milliarden Euro – nach eigenen Angaben das beste Ergebnis jemals. Allerdings hat das Unternehmen relativ hohe Schulden, auch infolge der Übernahme des einstigen Rivalen Sprint auf dem US-Markt. Das Management hat der Hauptversammlung daher eine Dividende von 60 Cent je Aktie vorschlagen – 10 Cent weniger als im Jahr zuvor. Die Aktionärsvereinigung DSW ist damit nicht so ganz einverstanden. „Aus Sicht der DSW sollte ein Rekordergebnis grundsätzlich auch mit einer Rekorddividende einhergehen. Insofern ist die erstmals zur Hauptversammlung 2020 wirkende Anpassung der Dividendenpolitik, die zu einer Reduzierung der Gewinnausschüttung um 14,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr führt, natürlich bedauerlich“, sagte DSW-Vertreter Frederik Beckendorff. Der Fondsanbieter Union Investment zeigte sich dagegen der Kürzung gegenüber zustimmend, da die Sprint-Fusion ein „Meisterstück“ sei.

Thyssenkrupp: Der Stahl- und Industriekonzern hat für den milliardenschweren Verkauf seiner Aufzugssparte grünes Licht von der EU-Kommission bekommen. Brüssel habe die wettbewerbsrechtliche Freigabe des Verkaufs an ein Konsortium aus den Finanzinvestoren Advent und Cinven sowie der RAG-Stiftung erteilt, teilte eine Unternehmenssprecherin am Donnerstag mit. Damit lägen alle für den Abschluss des Geschäfts erforderlichen Freigaben vor. Der finanziell schwer angeschlagene Konzern erhält für den Verkauf des hoch profitablen Unternehmensteils 17,2 Milliarden Euro. Damit will Thyssenkrupp unter anderen Schulden tilgen und den Konzernumbau finanzieren. Mit den Käufern sei vertraglich vereinbart, den Verkauf zum 31. Juli abzuschließen, teilte die Sprecherin mit.

Roche: Der Schweizer Pharmakonzern hat in Tests mit seinem Produktkandidaten Ipatasertib bei der Behandlung von Prostatakrebs die gesteckten Ziele nur teilweise erreicht. Wie der Schweizer Pharmakonzern am Freitag in Basel mitteilte, wurde in der Phase-III-Studie namens IPATential150 durch die Anwendung des Mittels in Kombination mit einer Hormon- und Kortison-Therapie das Risiko einer Verschlechterung nicht bei allen Probanden, sondern nur bei einer bestimmten Patientengruppe klar verringert. Der Konzern will nun die Studie bis zur nächsten geplanten Analyse fortsetzen. Den Angaben zufolge ist Prostatakrebs nach wie vor weltweit eine der häufigsten Todesursachen bei Männern.

Von Markus Weingran / dpa-AFX

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