Bayer: Nächster Rückschlag bei Glyphosat-Prozessen ++ VW: Neue Batteriefabrik mit Quantumscape? ++ Ryanair: Eine Milliarde Euro Verlust

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Wir haben im vergangenen Jahr und auch 2021 schon verschiedene Übertreibungen gesehen. Aktuell geht es auf dem Rohstoffmarkt kräftig zur Sache und nicht nur bei industriellen Rohstoffen. Getreideexperten beobachten „teilweise historische Preisausschläge“ bei Getreide, Mais und Ölsaaten wie Raps – möglicherweise mit Folgen für die Verbraucher. „Wenn sich die Preise noch eine Weile so halten für Pflanzenöle und für Getreide, dann wird sich das innerhalb einiger Monate sicherlich in den Lebensmittelpreisen auch im Supermarkt niederschlagen“, sagte der Vorstandsvorsitzende des Vereins der Getreidehändler der Hamburger Börse, Thorsten Tiedemann, der Deutschen Presse-Agentur.

Zwar haben Rohstoffpreise bei Backwaren nur einen geringen Anteil am Verkaufspreis. „Aber die Fleischproduktion wird sicherlich teurer werden durch Futter“, sagte Tiedemann. Auch bei Produkten wie Mehl und Pflanzenöl dürfte der Weltmarkttrend nach seiner Einschätzung auf die Verbraucherpreise durchschlagen.

Die Welternährungsorganisation FAO beobachtet seit geraumer Zeit steigende Preise bei praktisch allen Agrarrohstoffen. Unter dem Strich lag der FAO-Preisindex für Nahrungsmittel nach jüngsten Daten im April 31 Prozent über dem Vorjahreswert, nach elf monatlichen Anstiegen in Folge sei inzwischen der höchste Stand seit sieben Jahren erreicht. Besonders ausgeprägt ist der Trend bei Ölsaaten, wo das Preisniveau gegenüber April 2020 inzwischen doppelte Höhe erreicht hat. Befeuert wird diese Entwicklung aus Sicht der FAO auch von der Nachfrage der Hersteller von Biokraftstoffen.

„Erwartet hat man schon lange, dass irgendwas passieren wird in den Preisen aufgrund der hohen Liquidität und auch teilweise aufgrund der Engpässe, die in der Wirtschaft entstehen durch Corona-Einschränkungen“, sagte Tiedemann. Nach einer „ganz komfortablen Angebots- und Nachfragesituation im Getreide- und Ölsaatenmarkt“ sei nun „durch ein paar schlechtere Ernten mit einhergehendem Bestandsabbau etwas aus den Fugen geraten“.

Hinzu komme, dass in Regionen mit stärkerem Wachstum nach der Corona-Rezession die Nachfrage anziehe. „Dann kommen noch ein paar Wettermeldungen hinzu, in Brasilien laufen wir auf eine relativ schlechte Ernte hinaus, und dann gehen die Märkte natürlich sehr stark nach oben.“

Besorgt äußerte sich Tiedemann darüber, dass die Selbstversorgung Deutschlands bei Agrarrohstoffen abnehme. Im Getreidewirtschaftsjahr sei Deutschland auf einen Nettoexport von rund zwei Millionen Tonnen gekommen. „Das sind nicht mal fünf Prozent der gesamten Getreideproduktion, die wir hier übrig haben.“ In früheren Jahren seien „auch schon mal netto sieben bis zehn Millionen Tonnen“ exportiert worden.

Der Hamburger Hafen ist die zentrale Drehscheibe für den Getreidehandel in Nordeuropa. Der Verein der Getreidehändler sieht sich seit über 150 Jahren als offizielles Sprachrohr des internationalen Handels mit Getreide, Ölsaaten, Futtermitteln, Hülsenfrüchten, Fischmehl und Speisesaaten.

Dax: Freundlicher Start in die Woche

Nach einer höchst wechselhaften Börsenwoche ist der deutsche Aktienmarkt am Montag freundlich gestartet. Der Dax notierte kurz nach Handelsauftakt 0,30 Prozent höher bei 15 462,96 Punkten. Am Freitag hatte der Leitindex um 1,4 Prozent zugelegt und damit doch noch eine leicht positive Wochenbilanz geschafft. Der Dax-Rekord bleibt damit in Reichweite. Für den MDax ging es am Montagmorgen um 0,67 Prozent auf 32 357,62 Zähler aufwärts. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 rückte um rund 0,3 Prozent vor.

Bayer: Nächster wichtiger Termin in zwei Tagen

Der Agrarchemie- und Pharmakonzern hat auch im zweiten seiner US-Berufungsverfahren wegen angeblicher Krebsrisiken des Unkrautvernichters Glyphosat eine Niederlage erlitten. Das zuständige Gericht in San Francisco bestätigte am Freitag ein Urteil, wonach Bayer dem Kläger Edwin Hardeman insgesamt gut 25 Millionen Dollar (20,6 Mio Euro) Schadenersatz zahlen muss.

Bayer zeigte sich in einer Stellungnahme enttäuscht. Die Entscheidung des Gerichts sei nicht durch die Beweislage beim Prozess oder geltendes Recht gedeckt, erklärte das Unternehmen. Bayer ziehe alle rechtlichen Möglichkeiten in Betracht, um eine erneute Überprüfung des Falls zu erreichen. Dabei werde auch die Option geprüft, das Oberste Gericht – den US Supreme Court – einzuschalten.

Hardeman hatte den glyphosathaltigen Unkrautvernichter Roundup des 2018 für über 60 Milliarden Dollar von Bayer übernommenen US-Saatgutriesen Monsanto für seine Krebserkrankung verantwortlich gemacht. Eine Geschworenenjury hatte 2019 zunächst Strafzahlungen von gut 80 Millionen Dollar gegen Bayer verhängt. Später wurde die Summe deutlich reduziert. Der Konzern hatte trotzdem Berufung eingelegt.

Bayer ist in den USA mit zahlreichen Glyphosat-Klagen konfrontiert, die das Unternehmen mit einem milliardenschweren Vergleich beilegen will. Nur drei Fälle wurden bislang vor Gerichten verhandelt, alle drei verlor der Dax -Konzern. Auch in Berufungsverfahren hatte Bayer bislang keine Erfolge.

Das mit dem Monsanto-Kauf übernommene Glyphosat-Problem macht dem Konzern schwer zu schaffen. In den USA meldeten bereits über 125 000 Kläger Ansprüche auf Schadenersatz an. Bayer will mehr als elf Milliarden Dollar in die Hand nehmen, um das Massenverfahren beizulegen. Doch ein wichtiger Teil des Vergleichs bedarf noch einer richterlichen Genehmigung. Am 19. Mai steht hierzu eine wichtige Anhörung an.

VW: Neue Batterie-Fabrik mit Quantumscape?

Die Wolfsburger erwägen zusammen mit dem US-Batteriepartner Quantumscape den Bau einer weiteren Batteriefabrik in Salzgitter. Dabei soll es um die Herstellung von sogenannten Feststoffbatterien gehen, eine Weiterentwicklung der derzeit gängigen Lithium-Ionen-Akkus für Elektroautos. Zunächst dreht sich das Vorhaben um eine Pilotlinie zur Erprobung der Technologie mit einer jährlichen Produktionsleistung von einer Gigawattstunde (GWh) an Stromspeichern. Quantumscape und Volkswagen wollten danach die Kapazität um weitere 20 Gigawattstunden am gleichen Standort ausbauen, hieß es in einer Mitteilung von Quantumscape im kalifornischen San Jose zu einer am Freitag getroffenen Absichtserklärung mit der US-Tochter Volkswagen Group of America. Eine Entscheidung über den Standort soll bis Ende dieses Jahres fallen.

Ein Volkswagen-Sprecher sagte auf Anfrage, es gebe noch keine finale Entscheidung über eine Pilotanlage für die Feststoffzelle in Salzgitter. Diese werde spätestens im vierten Quartal getroffen. Er schränkte jedoch ein, dass diese Zukunftstechnologie nur mit staatlicher Förderung in Deutschland aufgebaut werden könne. „Denn ohne eine solche Förderung hat Salzgitter im europäischen und internationalen Vergleich geringe Chancen“, sagte er. Gegenwärtig gehe es auch nur um den ersten Schritt einer Pilotlinie.

Volkswagen hat bereits rund 300 Millionen Euro in Quantumscape investiert. Quantumscape plant derzeit die Einrichtung einer Vor-Pilotlinie zur Früherprobung von Feststoffzellen in San Jose in Testautos. Feststoffbatterien sollen perspektivisch eine höhere Energiedichte erreichen und damit eine höhere Reichweite von Elektroautos möglich machen, zudem soll das Laden deutlich beschleunigt werden. Experten attestieren der Technik gute Chancen, aber auch noch einige Jahre an nötiger Entwicklungsarbeit.

Volkswagen-Chef Herbert Diess hatte erst im März angekündigt, dass VW europaweit bis 2030 ein Netz von sechs Batteriezellfabriken hochziehen will, vor allem um den steigenden Bedarf zwischen 2025 und 2030 zu decken. Davon stehen bislang zwei Standorte fest: In Skellefteå in Nordschweden entsteht mit dem schwedischen Start-Up Northvolt ein Werk für Hochleistungszellen, und ein VW-Batteriewerk in Salzgitter soll die kostensparende Einheitszelle für die Massenmodelle des Konzerns fertigen. Beide Werke sind mit je 40 Gigawattstunden Kapazität geplant. Mit dem möglichen Feststoffbatteriewerk in Partnerschaft mit Quantumscape könnten am Standort Salzgitter am Ende also Batterien mit jährlich rund 60 Gigawattstunden Speicherkapazität produziert werden.

Kurz & knapp:

Ryanair: Europas größter Billigflieger ist wegen der Corona-Krise im abgelaufenen Geschäftsjahr tief in den roten Zahlen gelandet. Unter dem Strich stand für die zwölf Monate bis Ende März ein Minus von gut einer Milliarde Euro nach einem Gewinn von 649 Millionen ein Jahr zuvor, wie das Unternehmen am Montag in Dublin mitteilte. Rechnet man eine Sonderbelastung wegen letztlich wertloser Treibstoffpreis-Sicherungsgeschäfte heraus, lag das Minus bei 815 Millionen Euro und damit innerhalb der jüngst verbesserten Prognose der Konzernführung. Für das laufende Geschäftsjahr bis Ende März 2022 glaubt das Management um Ryanair-Chef Michael O’Leary an ein Ergebnis nahe der Gewinnschwelle, wagt wegen der Unsicherheit rund um die Corona-Pandemie aber keine konkrete Prognose. Die Erwartungen basierten auf der Annahme, dass die Impfkampagnen erfolgreich sind und die Regierungen in Europa die Reisebeschränkungen rechtzeitig vor der wichtigen Sommersaison ab Juli aufheben, hieß es. Für das gesamte Geschäftsjahr erwartet Ryanair ein Passagieraufkommen am unteren Ende der ausgegebenen Zielspanne von 80 bis 120 Millionen Fluggästen. Im laufenden ersten Geschäftsquartal bis Ende Juni dürften es lediglich 5 bis 6 Millionen werden.

Eckert & Ziegler: Der Strahlen- und Medizintechnikexperte hat im ersten Quartal vom Verkauf seiner Tumorbestrahlungssparte profitiert. Der Jahresüberschuss wurde mit 13,8 Millionen Euro mehr als verdoppelt, wie das Unternehmen am Montag in Berlin mitteilte. Der Sonderertrag belief sich dabei den Angaben zufolge auf 6,8 Millionen Euro. Eckert & Ziegler hatte das Geschäft mit Tumorbestrahlungsgeräten ausgegliedert und Ende März in einem ersten Schritt 51 Prozent an die chinesische Gesellschaft TCL Healthcare Equipment verkauft. Die Umsätze blieben im Quartal hingegen mit gut 44 Millionen Euro auf Vorjahresniveau. Die Jahresprognose bekräftigte der Konzern. Obwohl Eckert & Ziegler im ersten Quartal fast die Hälfte des angestrebten Jahresüberschusses von 29 Millionen Euro erreicht habe, bleibe das Management vorerst bei den Erwartungen, hieß es. Das Unternehmen begründete die Vorsicht mit der anhaltenden Pandemie, den das Geschäft weiterhin behindernden Reisebeschränkungen sowie den verlängerten Lieferzeiten für Vorprodukte, etwa im Anlagenbau. Der Umsatz soll 2021 auf dem Vorjahresniveau verharren

BVB: Die Aktien von Borussia Dortmund haben am Montag im Handel mit deutlichen Kursgewinnen auf das Erreichen der Champions League reagiert. Am Sonntag machte der BVB das Happy End einer wechselhaften Fußball-Bundesligasaison mit dem Einzug in die höchst lukrative Champions League perfekt. Drei Tage nach dem Triumpf im DFB-Pokalfinale gewann der BVB beim FSV Mainz 05 mit 3:1. Zudem bleibt Stürmer-Star Erling Haaland nach Überzeugung von BVB-Sportdirektor Michael Zorc bei Borussia Dortmund. Seit einiger Zeit gibt es immer wieder Spekulationen über einen möglichen Wechsel des Norwegers zu einem anderen europäischen Top-Club.

Redaktion onvista / dap-AFX

Foto: Homepage Bayer

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