Markt-Update: Chinas Börsenindex auf Tief seit Finanzkrise 2008 – VW arbeitet weiter an Porsche-Börsengang in Q4 – S&T mit Befreiungsschlag

onvista · Uhr

Der Ukraine-Krieg bleibt das beherrschende Thema, auch wenn zuletzt vermehrt Hoffnungen auf diplomatische Fortschritte aufgekommen sind, die auch die Kurse an den Aktienmärkten wieder nach oben befördert haben. Nun birgt die sich verschlechternde Situation in China neuen Treibstoff für Sorgen und setzt die europäischen Aktienmärkte unter Druck. Der Dax notiert im heutigen Handel mit einem Minus von derzeit 1,3 Prozent wieder deutlich unter der Marke von 14.000 Punkten. Der Eurostoxx musste bis zum Mittag 1,5 Prozentpunkte auf 3860 Zähler abgeben. Der französische Cac 40 hat unterdessen um 1,9 Prozent auf 6251,48 Punkte verloren, der britische FTSE 100 1,11 Prozent auf 7113,52 Punkte.

China-Index auf Tief seit Finanzkrise – Lieferkettenprobleme befürchtet

Mit den Verlusten reagieren die europäische Börsen auf die Entwicklung in Fernost. „Der chinesische Börsenindex ist mittlerweile auf dem tiefsten Niveau seit der Finanzkrise angekommen“, stellte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robo Markets fest. Die Auswirkungen der Lockdowns wegen steigender Corona-Zahlen dürften nicht nur im Land selbst, sondern auch in der Weltwirtschaft zu spüren sein. „Die Lieferkettenprobleme reißen nicht ab und der Krieg in der Ukraine kommt noch oben drauf.“

Dabei sei beim Ukraine-Konflikt an den Märkten zuletzt allerdings eine gewisse Beruhigung zu beobachten gewesen, räumte Molnar ein. Die Hoffnung auf eine diplomatische Lösung spiegele sich in der Entwicklung der bisherigen Profiteure wider. „Mit den vom Krieg getriebenen Kursen von Gold und Öl geht es bergab“, so Molnar.

Anleger-Stimmung ist im Keller

Von einer positiven Einschätzung sind die Marktteilnehmer allerdings weit entfernt. Das unterstreicht die ZEW-Umfrage heute eindrucksvoll. „Die Stimmung unter den Finanzmarktteilnehmern ist unter dem Eindruck des Ukraine-Krieges, der beschlossenen Sanktionen gegen Russland und der Entwicklungen an den internationalen Finanzmärkten massiv eingebrochen“, merkte Volkswirt Ulrich Wortberg von der Helaba an. Auch an der Inflationsfront zeichnet sich keine Entspannung ab. In Frankreich hat sich der Preisauftrieb im Februar deutlich verstärkt. Die Inflationsrate stieg auf 4,2 Prozent, nach 3,3 Prozent im Januar.

Rohstoff-Titel und Tech-Werte leiden am meisten

Die stärksten Verluste verzeichnen heute Rohstoffwerte, nachdem die Notierungen von Industrie- und Edelmetallen ihre Korrektur fortgesetzt haben. Nach Ansicht der Rohstoffanalysten der Commerzbank werden die Angebotsrisiken derzeit ausgepreist. Die Sanktionen gegen das rohstoffreiche Russland hatten die Preise zuvor nach oben getrieben. ArcelorMittal büßen beispielsweise 4,3 Prozent ein.

Technologiewerte leiden unter den schwachen Vorgaben der Nasdaq und der entsprechenden chinesischen Titel. Aktien der Beteiligungsgesellschaft Prosus sind um weitere 9,8 Prozent eingebrochen. JPMorgan hatte den Wert von „Overweight“ auf „Neutral“ abgestuft und das Kursziel von 87 auf 47 Euro gesenkt. Die Abstufung folge auf die deutlichen Verluste der Beteiligung Tencent hin, schrieb Analyst Jonathan Kennedy-Good.

VW-Finanzchef – Arbeiten trotz Unsicherheit an Porsche-Börsengang in Q4

Volkswagen hält trotz der derzeitigen Marktturbulenzen an seinen Börsenplänen für die Luxustochter Porsche fest. Finanzchef Arno Antlitz sagte am Dienstag, es werde weiterhin an einem möglichen Börsengang im vierten Quartal 2022 gearbeitet. „Wir sind überzeugt, dass eine potenzielle separate Börsennotiz der Porsche AG ein logischer nächster Schritt ist und großen Wert schaffen würde.“ Porsche habe bei der Integration in die Gruppe immer ein höheres Ausmaß an Eigenständigkeit beibehalten. VW sei entschlossen, verstärkt in Zukunftstechnologie zu investieren. „Ein Porsche-Börsengang könnte uns dabei helfen, die Umsetzung dieser Strategie zu beschleunigen und zusätzliche Flexibilität zu schaffen.“

Delivery Hero mit weiterem Tief seit 2019 – 3/4 Wertverlust seit Rekordstand

Papiere von Delivery Hero sind heute auf einen weiteren Tiefststand seit 2019 gefallen. Mit einem Minus von 62 Prozent sind sie schwächster HDax-Wert 2022, nachdem sie bereits im Vorjahr fast 23 Prozent eingebüßt hatten. Seit ihrem Rekord bei etwas über 145 Euro Anfang 2021 mussten die Aktionäre des Essenslieferanten einen Wertverlust von rund drei Vierteln hinnehmen.

Kurze Zwischenerholungen endeten zuletzt spätestens an der 21-Tage-Linie, obwohl viele Kursziele der Analysten sogar Verdopplungspotenzial signalisieren. Die Branche leide unter hohen Investitionen und die Anleger bräuchten hier mehr Geduld als anderswo, hatte die grundsätzlich optimistische Jefferies-Expertin Sherri Malek das Problem Ende Februar zusammengefasst. Seither hat das Interesse an Wachstumswerten nicht gerade zugenommen.

K+S stark – Baader nun noch länger optimistisch für Kali

Eine positive Einschätzung der Baader-Bank hat den Papieren von K+S Aufrieb gegeben. Die Aktien des Düngerherstellers klettern heute fast wieder an das am Freitag bei 24,75 Euro erreichte Hoch seit 2018 heran.

Baader-Analyst Markus Mayer stockte sein Kursziel deutlich von 20 auf 30 Euro auf und votiert nun mit „Buy“. Der Markt unterschätze das Ergebnispotenzial der Kasseler für 2022 und 2023 deutlich, so Mayer. Bisher war er von schwächeren Kali-Preisen ab dem zweiten Halbjahr ausgegangen, ist aber angesichts der Sanktionen gegen Russland nun noch länger optimistisch.

S&T mit sattem Kurssprung – Prüfer entkräften Viceroy-Vorwürfe

Im schwachen Marktumfeld sind die Papiere von S&T heute mit einem Kurssprung um fast 18 Prozent besonders aufgefallen. Erst an der 50-Tage-Linie, die als Barometer für den mittelfristigen Trend gilt, ging ihnen vorerst die Luft aus. Der IT-Dienstleister sieht sich nach einer Untersuchung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte fast komplett von den Vorwürfen des Finanzinvestors Viceroy entlastet.

Diese Vorwürfe hatten die Papiere der Österreicher Mitte Dezember ein Drittel ihres Börsenwertes gekostet. Im Zuge des Ukraine-Kriegs waren sie in der Vorwoche dann auf einen weiteren Tiefststand seit 2017 abgesackt. Seither erholten sie sich nun um bis zu 31 Prozent.

onvista/dpa-AFX/reuters

Titelfoto: Nokwan007 / Shutterstock.com

(Anzeige)

Das könnte dich auch interessieren

Neueste exklusive Artikel