Trump-Effekt sorgt für kräftigen Anstieg bei Bitcoin
Bitcoin steigt trotz starkem US-Dollar und der "Trump-Trade" befeuert zusätzlich die Erwartungen. Die Frage bleibt: Kommt es nach der Wahl zum "Sell the News"-Effekt?
Der Bitcoin-Kurs liefert derzeit wieder ein positiv zu interpretierendes Chartbild. Die Rückeroberung sowohl des Bullmarket-Supportbands als auch des 200-Tage-Trends, sowie der Ausbruch über dem Abwärtstrend seit März plus anschließender Bestätigung als Unterstützung machen Hoffnung darauf, dass Bitcoin sich nun in die nächste Phase dieses Bullruns begeben kann. Zuletzt hat sich der Kurs oberhalb des alten Allzeithochs bei 69.000 Dollar abgesetzt und die runde Marke von 70.000 Dollar überschritten.
Als nächste und letzte Hürde steht nun die Preiszone zwischen 71.000 und 74.000 Dollar im Weg, um in die Preisfindungsphase und damit die nächste Etappe dieses Krypto-Bullruns zu gelangen.
Paradoxe Preisbewegung – Bitcoin und Dollar steigen im Einklang
Überraschenderweise steigt Bitcoin derzeit, obwohl der Dollar-Kurs-Index seit mehreren Wochen ebenfalls wieder stark aufwertet und zuletzt über seinen 200-Tage-Trend zurückgekehrt ist. Eigentlich korrelieren der Bitcoin-Kurs und der DXY invers miteinander, da ein starker Dollar ein Signal für schwierigere Liquiditätsbedingungen und damit ein herausforderndes Umfeld für Risk-On-Assets wie Bitcoin sendet.
Zuletzt sind jedoch beide Assets im Einklang gestiegen. Der Dollar befindet sich im Aufwind, weil die US-Wirtschaft weiterhin stark ist und laut Prognosen ein Wahlsieg der Republikaner recht wahrscheinlich ist. Eine Trump-Präsidentschaft spricht für stärkere Zölle und damit potenziell einen stärkeren Dollar. Auch die Pause in der Eskalation in Nahost stärkt den Dollar, da die Öl-Preise gefallen sind.
Ein weiterer Grund für die Aufwertung des Dollar ist die Tatsache, dass die Zinsen an den Anleihemärkten steigen, obwohl die Federal Reserve am 18. September den Leitzins zum ersten Mal seit vier Jahren gesenkt hat. Das ist ein Zeichen dafür, dass der Schritt der Fed von Anleihe-Händlern als geldpolitischer Fehler gewertet wird.
Die Federal Reserve senkt derzeit die Zinsen und die Regierung betreibt eine lockere Fiskal-Politik – im Gleichklang mit einer immer noch sehr robusten Wirtschaft. Das ist langfristig ein Rezept für eine Rückkehr der Inflation. Anleger positionieren sich im Dollar, da sie mit wieder steigenden Zinsen rechnen. Allerdings stellt die derzeitige Situation auch eine Rückkehr der Inflation und eine anhaltende Geldmengenausweitung in Aussicht. Das wiederum ist bullisch für Bitcoin.
„Trump Trade“ liegt derzeit im Fokus
Bitcoin profitiert derzeit ebenfalls vom „Trump Trade“ da Donald Trump sich in den letzten Monaten als Pro-Krypto-Kandidat positioniert hat und eine freundlichere Regulatorik für den Sektor in Aussicht stellt. Auch seine Überlegungen, Bitcoin zu einer strategischen Reserve für die USA zu machen, beflügelt die Fantasie der Anleger. Ein Teil der derzeitigen Preissteigerungen dürften daher eine Antizipierung des Marktes auf das Wahlergebnis sein und damit das Potenzial für ein „Buy the Rumor, sell the News“-Event liefern.
Bei einem Wahlsieg Trumps könnte der Bitcoin-Kurs also initial fallen. Mittelfristig würde ein Wahlsieg der Republikaner jedoch wahrscheinlich das Kurs-Potenzial in diesem Bullrun aufgrund der freundlicheren Grundhaltung erhöhen. Langfristig spielt es für Bitcoin eine weniger große Rolle, wer das Rennen um das Weiße Haus gewinnt, da die Schuldenkrise unabhängig vom Wahlausgang weitergehen und zu einer anhaltenden Geldmengenausweitung führen wird, die der Haupttreiber für den Bitcoin-Kurs bleibt.
ETFs bestimmen die Kursrichtung maßgeblich
Ein weiterer großer Faktor für den Preis bleibt der ETF-Markt. In den letzten zwei Wochen sind Netto über zwei Milliarden Dollar in die ETFs geflossen, da Wallstreet-Teilnehmer sich vermehrt in Bitcoin positionieren. Die ETF-Zu- und Abflüsse haben eine enge Korrelation mit der Bitcoin-Preisentwicklung, da eine hohe Nachfrage zu Spot-Käufen durch die ETF-Emittenten führt und das Angebot damit zunehmend aufsaugt, während die Bitcoin-Bestände auf zentralisierten Börsen immer weiter fallen. Ein zunehmender Supply-Schock spielt sich also aus, dessen Dynamik sich immer weiter verstärken könnte, je mehr die Nachfrage über die ETFs steigt.
Da die US-Wahl näher rückt, wird sie nun zum maßgeblichen Faktor für die Preisentwicklung, mit einem möglichen Sell the News Event nachdem die Ergebnisse bekannt werden. Danach wird die globale Geld- und Fiskal-Politik und der daraus resultierende Liquiditätszyklus an den Finanzmärkten wieder als maßgeblicher Treiber für den Bitcoin-Kurs in den Fokus rücken.
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