Bayer: Schwächster Wert im abgelaufenen Jahr ++ Tui: Schwungvoller Start ins neue Jahr ++ Tesla: Neuer Auslieferungsrekord im 4.Quartal 2020

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Das neue Jahr fängt zum Teil mit alten Problemen an. Der Streit zwischen den USA und der EU rund um die Flugzeugbauer Airbus und Boeing geht in die nächste Runde. Das US-Handelsministerium kündigt neue Strafzölle an und der deutsch-französische Flugzeugbauer fordert Gegenmaßnahmen.

Airbus vertraue darauf, dass Europa angemessen auf den US-Vorstoß reagieren und seine Interessen verteidigen werde, teilte der Konzern am Donnerstag mit. Dabei gehe es auch um die Interessen all der Unternehmen und Branchen aus Europa, die von den unberechtigten und kontraproduktiven Zöllen der USA betroffen seien.

Das US-Handelsministerium hatte am Mittwoch mitgeteilt, im Streit über Subventionen für Airbus und den US-Rivalen Boeing weitere Strafzölle zu erheben. Auf Einfuhren von Teilen zum Flugzeugbau, bestimmte Weine sowie Cognacs und andere Brände aus Deutschland und Frankreich würden nun Abgaben erhoben, hatte es geheißen. Details werde es „in Kürze“ geben. Die EU habe Zölle gegen die USA falsch berechnet, die nach einem Urteil der Welthandelsorganisation (WTO) im laufenden Streit zulässig wären. „Die EU muss Maßnahmen ergreifen, um diese Ungerechtigkeit auszugleichen.“

Beide Seiten werfen sich in dem seit 16 Jahren schwelenden Disput vor, ihren jeweiligen Flugzeugbauer rechtswidrig zu unterstützen und ihm damit einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Die WTO hatte den USA 2019 grünes Licht für milliardenschwere Strafzölle auf Flugzeuge und andere EU-Importe wie Wein und Käse gegeben, die EU erhielt im Oktober die Genehmigung, im Gegenzug US-Einfuhren höher besteuern zu dürfen.

DAX verlässt wieder etwas der Mut

Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben sich zum Start ins Jahr 2021 gut gelaunt gezeigt und den MDax der mittelgroßen Werte sowie den Nebenwerteindex SDax auf weitere Höchststände getrieben. Beim MDax steht die Bestmarke nun bei fast 31.281 Punkten. Zuletzt notierte er mit plus 1,07 Prozent bei 31.125,14 Punkten. Dem Leitindex Dax fehlten kurz nach Handelsstart nur wenige Zähler bis zu seinem Rekordhoch. Er gewann bislang 1,03 Prozent auf 13.860,61 Punkte. Allerdings kommt der Leitindex nach dem guten Auftakt mittlerweile wieder ein gutes Stück zurück und kämpft aktuell mit der Marke von 12.800 Punkten.

Die Anleger sind hin- und hergerissen zwischen Impfstoffhoffnung und Sorge über einen noch längeren Corona-Lockdown. Auch wenn die Konferenz der Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsidenten am Dienstag eine Verlängerung des derzeitigen Lockdowns beschließen dürfte, drückten Anleger in diesem Punkt zum Start ins neue Börsenjahr erneut ein Auge zu, erklärte Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets. So setzten die Anleger auf eine Fortsetzung des Aufwärtstrends und hofften mit dem Start der weltweiten Impfkampagne auf Nachholeffekte in der Wirtschaft im Sommer.

Delivery Hero Top & Bayer Flop

Der deutsche Leitindex Dax hat ein turbulentes Jahr 2020 mit einem Plus von rund 3,5 Prozent auf 13.718,78 Punkte beendet. Der Corona-Börsencrash vom Frühjahr ist damit abgehakt. Seit dem Jahrestief von rund 8255 Punkten im März hat der Dax sogar zwei Drittel zugelegt. Bester Wert war dabei der Essenslieferant Delivery Hero und die Rote Laterne hat sich Bayer geangelt. Die Tops & Flops von 2020:

1. Delivery Hero: +80% – Restaurants sind wegen der Lockdowns geschlossen und viele trauen sich aus Angst vor einer Corona-Infektion nicht mehr in Gaststätten – stattdessen bestellen sie ihr Essen lieber online. Dieser Trend befeuert die Geschäfte des Essenslieferanten, der erst im August für den wegen eines Bilanzskandals insolventen Zahlungsabwickler Wirecard in die erste deutsche Börsenliga aufgerückt war. Delivery Hero darf nun auch wie geplant in Asien mit der Übernahme der südkoreanischen Woowa expandieren.

2. Infineon : +54,6% – Die Corona-Krise beschleunigt die Digitalisierung der Welt. Davon profitiert auch der Chiphersteller. Hinzu kommt die Erholung der Autobranche, die viele Infineon-Chips verbaut.

3. Merck KGaA: +33,2% – Der Pharma- und Chemiekonzern steuert weitgehend unbeschadet durch die Corona-Pandemie. Zwar schwächelte phasenweise das Geschäft mit Farbpigmenten wegen der mauen Nachfrage aus der Auto- und Kosmetikindustrie, die meisten Bereiche erholten sich aber im Jahresverlauf. Zudem florierte die Laborsparte dank Aufträgen rund um Produkte und Dienstleistungen für die Arzneimittelherstellung, auch im Zusammenhang mit der Viruspandemie. Aber auch das Halbleitergeschäft zog deutlich an. So hatte sich Merck den US-Halbleiterzulieferer Versum Materials und den kalifornischen Materialspezialisten Intermolecular einverleibt

Etwas abgeschlagen ist Bayer als schwächster Wert aus dem Jahr 2020 gegangen. Fresenius hätte man nach Ausbruch der Pandemie nicht unbedingt unter den Flop-3-Werte im Dax erwartet:

28. MTU: -16,2% – Der Zusammenbruch des Flugverkehrs im Zuge der Corona-Pandemie belastete nicht nur die Airlines schwer, sondern auch Flugzeugbauer wie Boeing und Airbus und deren Triebwerkslieferanten wie MTU.

29. Fresenius: -24,6% – Die Corona-Krise belastet den Medizinkonzern. Zu Beginn der Pandemie mussten viele Betten für mögliche Covid-19-Patienten freigehalten werden, planbare Behandlungen wurden verschoben. Das belastete nicht nur die Krankenhäuser des Konzerns, sondern auch die auf flüssige Nachahmermedikamente wie Narkosemittel und klinische Ernährung spezialisierte Tochter Kabi. Im dritten Quartal lief es zwar schon wieder besser, den Aktien half das bislang aber wenig.

30. Bayer: -33,9% – Der Leverkusener Pharma- und Agrarchemiekonzern konnte den US-Rechtsstreit um angebliche Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter immer noch nicht komplett beilegen. Zudem musste Konzernchef Werner Baumann den Jahresausblick auch wegen der Corona-Krise senken, die teils das Pharmageschäft belastet, da Krankenhäuser auf nicht dringend notwendige Behandlungen verzichteten. Baumann stellte die Anleger zudem auf massiven Gegenwind im Agrargeschäft ein, Milliarden wurden daher abgeschrieben.

Tui: Reisekonzern rechnet mit Buchungs-Boom

Der Optimismus des Tui-Chefs Fritz Joussen für eine Erholung des Reiseverkehrs scheint die Anleger am Montag anzustecken. So rechnet Europas größter Tourismuskonzern mit einer kräftigen Belebung des in der Corona-Krise eingebrochenen Reisemarkts in diesem Jahr. Die Aktien legten am Morgen beim Broker Lang & Schwarz (L&S) im Vergleich zum letzten Xetra-Schluss um rund sechs Prozent auf 5,50 Euro zu. Damit würden sie ihren abermaligen Erholungsversuch vom Jahresende wieder aufnehmen.

Die Aktien wurden von der Corona-Krise schwer gebeutelt. Vor dem Beginn des Virus-Crashs im Februar 2020 hatten sie noch gut 10 Euro gekostet, zum März-Tief dann nur noch 2,42 Euro. Seither hat sich der Kurs zwar mehr als verdoppelt, angesichts neuer Beschränkungen war die Erholung aber immer wieder ins Stocken geraten.

Tui-Vorstandschef Joussen erwartet „einen schon weitgehend normalen Sommer“. Man werde aber „nur rund 80 Prozent so viele Flugreisen anbieten wie in den Jahren vor der Corona-Krise, um eine optimale Auslastung zu erreichen“, sagte er der „Rheinischen Post“ (Samstag). In den Ferien im Juli und August sei es wahrscheinlich, dass viele Flüge auf Strecken im Mittelmeerraum schnell ausgebucht seien. Das Angebot für Mai sei zu 50 Prozent gebucht.

Zudem würden die Urlauber mehr für Reisen ausgeben. „Die Kunden buchen hochwertiger. Viele haben zusätzlichen Spielraum im Budget, wählen dann ein 5- statt das 4-Sterne-Hotel“, sagte Joussen. Ein Grund sei, dass Gutscheine für 2020 stornierte Reisen eingelöst werden. 

Tesla: Auslieferungsziele fast erreicht

Der US-Elektroautobauer hat im letzten Quartal des Jahres so viele Autos ausgeliefert wie noch nie. Mit einem Absatz von 180.570 Autos wurde der bisherige Rekordwert von knapp 140 000 aus dem dritten Quartal noch mal deutlich übertroffen. Auf Jahressicht konnte Tesla den Absatz um 36 Prozent auf 499.550 Autos steigern und damit das selbst gesteckte Ziel von einer halben Million ausgelieferter Fahrzeuge so gut wie erfüllen. Tesla hat in diesem Jahr die Produktion des etwas billigeren Modells 3 hochgefahren und konnte daher die Zahl der Auslieferungen deutlich steigern.

2020 war für Tesla und seinen Chef Elon Musk ein außergewöhnliches Jahr mit neuen Werken, Ankündigungen und einem Höhenflug der Aktie, der Musk zu einem der derzeit reichsten Männer der Welt machte. So startete Anfang des Jahres die Produktion in dem in wenigen Monaten fertiggestellten Werk in China – die sogenannte Gigafactory 3. Dort sollen einmal rund eine halbe Million Autos pro Jahr gebaut werden. Die Produktion des Models Y habe dort vor kurzem begonnen. Erste Auslieferungen sollen bald über die Bühne gehen, hieß es in der Mitteilung vom Samstag.

Schlagzeilen machen Tesla und Musk auch in Deutschland. Ausgerechnet im Mutterland der arrivierten Automobilhersteller BMW, Daimler und Volkswagen will Musk – ebenfalls im Eiltempo – die Gigafactory 4 errichten. In Grünheide in der Nähe des Flughafens Berlin Brandenburg soll bereits in der zweiten Jahreshälfte die Produktion anlaufen – und damit weniger als zwei Jahre nach der Ankündigung Musks, in Deutschland ein Werk zu erreichten.

Obwohl Tesla deutlich weniger Autos als die deutschen Hersteller produziert, honoriert die Börse den Erfolg der E-Autos von Tesla. Der Kurs der Aktie des US-Autobauers kannte in den vergangenen Monaten nur eine Richtung – die nach oben. Der Börsenwert Teslas stieg in diesem Jahr um mehr als 700 Prozent auf zuletzt knapp 670 Milliarden Dollar oder umgerechnet rund 550 Milliarden Euro. Zum Vergleich: BMW, Daimler und Volkswagen kommen auf 47 Milliarden Euro, 62 Milliarden Euro beziehungsweise 82 Milliarden Euro. Die drei Hersteller sind also zusammen 191 Milliarden Euro.

Hauptprofiteur des Kursanstiegs ist Musk selbst. Er hält nach Angaben der Nachrichtenagentur Bloomberg rund 18 Prozent der Tesla-Aktien – sein Vermögen wird auf fast 170 Milliarden Dollar taxiert. Auf mehr kommt der Aufstellung von Bloomberg zufolge nur Amazon-Gründer Jeff Bezos, dessen Vermögen auf 190 Milliarden Dollar geschätzt wird. Nummer drei der Rangliste ist derzeit Microsoft-Gründer Bill Gates mit 132 Milliarden Dollar.

onvista-Ratgeber: In Gold-ETCs und Gold-ETFs investieren – so einfach geht’s

Kurz & knapp:

Northern Data: Der Anbieter von High-Performance-Computing(HPC)-Lösungen, kann die Erweiterung einer Kundenorder um ein Hardwarevolumen von ASIC-Chips in Höhe von USD 100 Mio. vermelden. Der bestehende Kunde aus dem Bereich Bitcoin-Mining verfügt über eine Erweiterungsoption, die er zum Jahresende gezogen hat. Bei dem Auftragsvolumen von USD 100 Mio. an ASIC-Chips handelt es sich um eine zusätzliche Kapazität von mehr als 200 MW, die unter anderem auf die bis zu fünf neuen skandinavischen und kanadischen Rechenzentrum-Standorte der Northern Data allokiert werden soll. Der Ausbau dieser neuen HPC-Rechenzentren wird aufgrund der massiv wachsenden Nachfrage beschleunigt vorangetrieben. Neben dem erweiterten Auftragsvolumen profitiert Northern Data bei diesem Kunden über die Basisvergütung hinaus auch von einer erfolgsabhängigen Vergütungskomponente, durch die Northern Data unmittelbar an der positiven Entwicklung des Bitcoin-Preises partizipiert. Derartige zusätzliche Vergütungskomponenten sind nicht in der Prognose der Gesellschaft für das Jahr 2021 enthalten und sorgen für ein zusätzliches Upside-Potenzial. Erst Mitte Dezember hat die Gesellschaft für das gerade begonnene Geschäftsjahr 2021 einen Umsatz in Höhe von EUR 350 Mio. bis EUR 400 Mio. bei eine EBITDA in Höhe von EUR 100 Mio. bis EUR 125 Mio. prognostiziert.

Meyer Burger: Meyer Burger erhält bis zu 22.5 Mio. Euro öffentliche Gelder für den Aufbau einer umweltfreundlichen Solarzellenproduktion Bis zu 15 Mio. Euro Umweltschutzbeihilfe sichern das Land Sachsen-Anhalt und die Bundesrepublik Deutschland für den Aufbau der Produktion von Heterojunction (HJT) Solarzellen in Thalheim (Stadt Bitterfeld-Wolfen )zu. Außerdem ist ein Zuschuss in der Höhe von 7.5 Mio. Euro im Rahmen der öffentlichen Finanzierungshilfe zur Verbesserung der regionale Wirtschaftsstruktur (GRW) für den Aufbau der Betriebsstätte in Thalheim (Stadt Bitterfeld-Wolfen) beschieden worden. Die beiden positiven Zuwendungsbescheide sind Ende 2020 bei Meyer Burger eingetroffen. Basis für die Bewilligung der Umweltschutzbeihilfe ist ein eigens dafür erstelltes Gutachten des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme. Dieses bestätigt, dass die Solarzellenproduktion auf Basis von Meyer Burgers Heterojunction-Technologie (HJT) gegenüber einer herkömmlichen Fertigung erhebliche Vorteile für die Umwelt aufweise. Die Investitionen von Meyer Burger werden als ausnehmend innovativ und umweltfreundlich eingestuft, waseinen maximal bewilligbaren Zuschuss von 15 Mio. Euro ermöglicht.

Entertain: Die Aktien des Online-Glücksspieleanbieters Entain haben am Montag nach einer neuen Übernahmeofferte des US-amerikanischen Casino-Betreibers MGM Resorts International zugelegt. Sie sprangen im frühen Handel um 26,6 Prozent auf 1435,5 Pence hoch und waren damit mit großem Abstand Spitzenwert im FTSE 100. MGM Resorts will die britische Entain (ehemals GVC Holdings) nun für rund 8,1 Milliarden Pfund (9,1 Mrd Eur) oder 1383 Pence je Aktie kaufen. Dafür werden vor allem eigene Aktien geboten, aber auch eine gewisse Barzahlung in Aussicht gestellt. MGM hatte bereits im vergangenen Jahr für Entain geboten und war abgeblitzt. Auch das nun aktuelle Gebot lehnte Entain ab. Es berücksichtige den Wert und die Geschäftsaussichten des Unternehmens nicht angemessen, hieß es. Zudem wollen die Briten, zu denen Marken wie Bwin, Ladbrokes oder Sportingbet gehören, weitere Informationen über die strategischen Gründe eines Zusammenschlusses.

 Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: ricochet64 / Shutterstock.com

 

Meistgelesene Artikel