Lufthansa: Vorläufige Zahlen sorgen nur für kurzfristige Beruhigung ++ Tesla: Musk holt deutschen Batterie-Spezialisten in den Konzern ++ Snap: Zahlen sorgen für Kursfeuerwerk

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die geplante Übernahme des Chip-Designers Arm durch den Grafikkarten-Spezialisten Nvidia könnte den Handelsstreit zwischen den USA und China weiter verschärfen. Laut  Insidern wird der Widerstand von chinesischen Technologieunternehmen gegen den angestrebten Deal immer größer. So sollen Huawei und weitere Konzerne aus der Volksrepublik gegenüber lokalen Regulierungsbehörden ihre große Sorge wegen des im Raum stehenden, 40 Milliarden Dollar (rund 34 Milliarden Euro) schweren Deal zum Ausdruck gebracht. Dies berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg am Mittwoch unter Verweis auf mit der Sache vertraute Personen. Da die Übernahme auch die Zustimmung der Wettbewerbshüter aus China benötigt, könnte der Deal gefährdet sein, hieß es.

Einige der einflussreichsten Technologieunternehmen Chinas sollen bei der dortigen Behörde für Marktregulierung vorgesprochen und versucht haben, den Deal entweder zu unterbinden oder unter Auflagen zu stellen. Damit wollten sie gewährleisten, dass sie auch weiterhin Zugang zur Technologie von Arm haben. Die größte Befürchtung soll darin bestehen, dass Nvidia das britische Unternehmen zwingen könnte, sich von chinesischen Kunden zu trennen.

Die Sorgen Chinas sollen sich auch darum drehen, dass Arm zu einem weiteren Faustpfand im US-chinesischen Duell um die Technologieführerschaft werden könnte. Kauft Nvidia Arm, dann fällt der Chip-Designer unter die Aufsicht der US-Behörden. Damit könnte dessen bislang geschätzter Status als neutrale Partei in der Chipindustrie gefährdet sein. Die Bedeutung vor Arm für die Halbleiterbranche ist immens. Von dem Unternehmen stammt die Grund-Architektur der Chips, die in praktisch allen Smartphones und den meisten Tablet-Computern verwendet werden.

Huawei wollte den Bericht auf Nachfrage nicht kommentieren. Die chinesische Regulierungsbehörde antwortete laut Bloomberg nicht auf Anfragen. Nvidia wiederum verwies auf die jüngsten Aussagen von Konzernchef Jensen Huang. Dieser hatte sich zuversichtlich gezeigt hatte, dass der angepeilte Deal zustande kommt.

Dax hat keine Lust auf Erholung

Nach zwei Verlusttagen versucht der deutsche Aktienmarkt sich am Mittwoch zu stabilisieren. Der Dax startet e mit einem Plus von 0,10 Prozent und 12.749,35 Punkten in den Handelstag. Dreht im Anschluss allerdings schnell ins Minus.  Der MDax der 60 mittelgroßen Börsentitel sank um 0,21 Prozent auf 27 633,66 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann rund 0,1 Prozent auf 3231 Punkte.

Im Fokus der Anleger steht neben der aktuellen Corona-Lage weiterhin das erhoffte US-Konjunkturpaket. Positive Impulse gaben Aussagen von Nancy Pelosi, der demokratischen Sprecherin des Repräsentantenhauses, wonach sich die Demokraten und das Weiße Haus einem erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen genähert hätten. Das am Dienstag eigentlich ausgelaufene Ultimatum für einen Abschluss relativierte Pelosi.

Lufthansa: Zahlen sorgen für etwas Beruhigung

Die Lufthansa hat in der sonst so lukrativen Sommer-Saison einen weiteren Milliardenverlust eingeflogen. Wegen der Corona-Pandemie fielen weiterhin zahlreiche Flüge aus, während das Unternehmen zudem 2,0 Milliarden Euro für zuvor stornierte Reisen an die Kunden erstatten musste. Die Liquidität sei aber weiterhin gesichert, versicherte der vom Staat gestützte Konzern am Dienstag in Frankfurt in einer Pflichtmitteilung an die Börse. Nach einem Absacker auf 7,95 Euro legten sie zuletzt um gut fünf Prozent zu.

Der bereinigte Verlust vor Zinsen und Steuern belief sich im dritten Quartal nach vorläufigen Zahlen auf 1,26 Milliarden Euro – nach 1,7 Milliarden Euro im Frühjahrs-Quartal. Im Gesamtjahr sind damit bereits knapp 4,2 Milliarden Euro operativer Verlust aufgelaufen. Im Vorjahr hatte Lufthansa zu diesem Zeitpunkt Ende September einen Roh-Gewinn von 1,72 Milliarden Euro verzeichnet. Die Nettokreditverschuldung ist binnen Jahresfrist um mehr als 2,2 Milliarden Euro auf 8,93 Milliarden Euro angewachsen. Die Börse reagierte zunächst mit steigenden Kursen auf die Geschäftszahlen.

Positiv wirkten sich im dritten Quartal die Einnahmen aus dem stärkeren Flugverkehr im Juli und August sowie die Verschiebung von Steuerzahlungen aus. Für die verbleibenden Monate sei wegen der anhaltenden Corona-Reisebeschränkungen allerdings nicht mehr mit einer höheren Nachfrage zu rechnen, warnte das Unternehmen in der Mitteilung. Die aktuelle Planung sehe im laufenden Quartal nur noch ein Viertel der Flüge aus dem Vorjahreszeitraum vor. Insbesondere interkontinentale Flüge finden derzeit kaum statt.

Das Management zeigte sich zuversichtlich, dass der Lufthansa-Konzern auch weiteren Belastungen durch die Corona-Pandemie standhalten könne. Ende September verfügte der MDax -Konzern den Angaben zufolge über flüssige Mittel von 10,1 Milliarden Euro. Darin seien auch 6,3 Milliarden Euro aus den Hilfen enthalten, die einzelne Lufthansa-Gesellschaften von den Heimatstaaten Deutschland, Österreich, Schweiz und Belgien erhalten hat. Einschließlich Eigenkapitalmaßnahmen waren 9 Milliarden Euro bereit gestellt worden.

Tesla: Nächstes deutsches Unternehmen auf der Einkaufsliste

Nach dem Kauf der Firma Grohmann in Prüm in der Eifel 2016 beteiligt sich der Elektro-Autobauer Tesla an einem weiteren rheinland-pfälzischen Unternehmen. Der kalifornische Konzern bekam grünes Licht für den Einstieg beim Autozulieferer ATW mit Sitz in Neuwied, wie ein Sprecher des Bundeskartellamts der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. „Es handelt sich um eine Fusion.“ Details nannte er nicht. ATW und Tesla äußerten sich zunächst nicht dazu.

ATW (Assembly & Test Europe GmbH) gehörte dem kanadischen Hersteller ATS Automation Tooling Systems. Dieser kündigte kürzlich die Schließung seines Standorts in Rheinland-Pfalz an. Der schillernde Tech-Milliardär Elon Musk, der in Grünheide bei Berlin eine Fabrik für Elektroautos baut, rettet demnach Jobs bei dem Neuwieder Autozulieferer. Dieser zählt mit einer Belegschaft von rund 210 Beschäftigten Konzerne wie BMW, Daimler und VW zu seinem Kunden.

Kurz & knapp:

Snap: Das Wachstum der Foto-App Snapchat inmitten der Corona-Pandemie hat die Anleger schwer beeindruckt. Die Aktie der Betreiberfirma Snap legt im nachbörslichen Handel am Dienstag um fast ein Viertel zu. Snap steigerte im dritten Quartal den Umsatz im Jahresvergleich um 52 Prozent auf 679 Millionen Dollar. Das übertraf die Erwartungen der Analysten deutlich – und kann ein Signal für ein starkes Werbegeschäft auch in der Corona-Krise sein. Eine Sorge am Markt ist, dass von der Pandemie betroffene Unternehmen ihre Werbung zurückfahren und damit das Geschäft der Internet-Plattformen absackt. Snap hatte zu Beginn der Corona-Krise zunächst einen deutlichen Schub für sein Geschäft verzeichnet – verfehlte dann im zweiten Quartal aber die eigene Umsatzprognose. Die Zahl der täglich aktiven Snapchat-Nutzer stieg binnen drei Monaten von 238 auf 249 Millionen. Dabei festigte sich der Trend, dass dieses Wachstum nicht mehr aus den größten Märkten USA und Europa kommt. In Nordamerika stagnierte die tägliche Nutzerzahl bei 90 Millionen. In der Region Europa, in der Snap auch die Nutzer aus Russland und der Türkei mitzählt, wuchs sie von 71 auf 72 Millionen.

Software AG: Das Unternehmen hat im abgelaufenen Quartal laut ersten Eckdaten etwas mehr neue Aufträge an Land gezogen als von Analysten erwartet. Allerdings lief das abgerechnete Geschäft bei Umsatz und operativem Ergebnis schwächer als gedacht. Der Umsatz dürfte den vorläufigen Zahlen zufolge bei 180,5 bis 185 Millionen Euro liegen, wie der MDax-Konzern am Mittwoch in Darmstadt mitteilte. Das sind bis zu fast 20 Prozent weniger als vor einem Jahr mit 224 Millionen. Bei der Software AG schlägt neben der Corona-Pandemie insbesondere der Umbau des Erlösmodells auf Abonnements zu Buche. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen erwartet das Management bei 28 bis 32 Millionen Euro nach 68,4 Millionen im Vorjahr.

Vivendi: Der französische Medienkonzern hat im dritten Quartal seine Umsätze weniger als erwartet gesteigert. Die gestiegenen Erlöse im Musik und Fernsehbereich sorgten jedoch für eine Erholung von den Corona-Folgen, wie der im EuroStoxx 50 notierte Konzern am Dienstag in Paris nach Börsenschluss mitteilte. Die Umsätze insgesamt stiegen um 0,7 Prozent auf 4,02 Milliarden Euro. Analysten hatten mit 4,14 Milliarden Euro gerechnet. In den ersten neun Monaten fiel der Umsatz um 1,1 Prozent auf knapp 11,3 Milliarden Euro. Ohne die Berücksichtigung von zwei Übernahmen und Währungseffekten stiegen die Umsätze allerdings um 2,4 Prozent.

Nestle: Der Schweizer Nahrungsmittelkonzern ist im dritten Quartal wieder stärker gewachsen. Aus eigener Kraft legten die Erlöse in den ersten neun Monaten um 3,5 Prozent zu, wie das Unternehmen am Mittwoch in Vevey mitteilte. Wachstumstreiber war dabei unter anderem die Tierfuttermarke Purina. Damit übertrafen die Schweizer die durchschnittlichen Analystenerwartungen. Zum Halbjahr hatte Nestle noch ein um Währungseffekte sowie Zu- und Verkäufe bereinigtes Umsatzplus von 2,8 Prozent verzeichnet. Wegen Verkäufen von Unternehmensteilen und dem stärkeren Franken verminderte sich der ausgewiesene Umsatz jedoch um 9,4 Prozent auf 61,9 Milliarden Schweizer Franken (rund 57,7 Mrd Euro), wie es weiter hieß. Nestle hatte etwa das Hautpflegegeschäft Nestle Skin Health verkauft. Insgesamt verringerten Verkäufe und Währungseffekte den Umsatz um 12,9 Prozent. Die Prognose konkretisierte Nestle leicht. So erwartet der Hersteller von Nespresso-Kaffee, Purina-Tierfutter oder Cailler-Schokolade für 2020 ein organisches Umsatzplus von rund 3 Prozent, bislang hatte das Management 2 bis 3 Prozent in Aussicht gestellt.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: Dmitry Birin / Shutterstock.com

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