Tesla schraubt die Preise in China nach oben ++ Wall Street versprüht gute Laune ++ Trump wettert schon vor dem Nato-Gipfel

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der Handelsstreit zwischen den USA und China ist am Wochenende nicht weiter eskaliert. Das ist die gute Nachricht. Ruhe oder Entspannung kehrt in den Konflikt deswegen wohl eher nicht ein. Donald Trump ist aktuell nur mit anderen Dingen beschäftigt und deswegen fliegen wohl keine weiteren Giftpfeile Richtung Reich der Mitte.

Der US-Präsident bemüht sich gerade die Bündnispartner der Nato einzunorden. Kurz vor dem Nato-Gipfel in Brüssel hat der US-Präsident den Druck im Streit um Verteidigungsausgaben erhöht. „Die Vereinigten Staaten geben viel mehr für die Nato aus als jedes andere Land“, teilte Trump am Montag auf Twitter mit. „Das ist weder fair, noch ist es akzeptabel.“ Ausdrücklich kritisierte der US-Präsident erneut die aus seiner Sicht viel zu niedrigen Verteidigungsausgaben Deutschlands.

Trump schrieb mit Blick auf die Bündnispartner: „Obwohl diese Länder ihre Beiträge erhöht haben, seit ich ins Amt gekommen bin, müssen sie viel mehr machen. Deutschland ist bei einem Prozent, die USA sind bei vier Prozent, und die Nato nützt Europa viel mehr als den USA.“ Trump ging in diesem Zusammenhang auch auf den Handelskonflikt mit Europa ein. Er kritisierte den Exportüberschuss der EU sowie „große Handelsbarrieren“ für US-Waren und fügte hinzu: „NO!“

Die Staats- und Regierungschefs der Nato hatten 2014 im Zuge der Krim-Krise als Antwort auf das russische Verhalten vereinbart, dass sich alle Mitgliedstaaten bei ihren Verteidigungsausgaben bis 2024 einem Wert von zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts annähern sollen. Einige Nato-Staaten wie die USA liegen längst darüber.

Der Krach in Brüssel belastet die Wall Street aber nicht. In New York ist man erst einmal froh, dass der Handelsstreit mit China nicht weiter ausufert. Der Dow startet mit einem komfortablen Plus von fast 0,8 Prozent in die neue Woche. Der Blick auf die beginnende Quartalsberichtssaison scheint die Anleger und Analysten positiv zu beeinflussen. So wird zum Beispiel damit gerechnet, dass die Ausschüttungsquoten bei den amerikanischen Banken steigen, die Freitag den offiziellen Startschuss für die Berichtssaison abgeben.

Die Nasdaq startet nicht viel schlechter und liegt 0,6 Prozent im Plus. Schon vor den Zahlen haben Facebook, Apple und Netflix positive Analystenkommentare abgegriffen. Dass hebt die Stimmung an der Technologiebörse.

Der marktbreite S&P 500 legt um 0,55 Prozent auf 2775,01 Punkte zu. Die US-Indizes setzen damit ihren positiven Trend der vergangenen Handelstage fort.

Tesla hat wohl die Preise erhöht

Im Handelsstreit zwischen den USA und China hat der US-Elektroautobauer Tesla einem Bericht zufolge seine Preise in der Volksrepublik drastisch angehoben.

Für die Modelle X und S habe der kalifornische Konzern die Preise um über 20.000 Dollar (über 17.000 Euro) erhöht, berichtete der Branchendienst Electrek auf seiner Internetseite. Demnach stiegen die Preise je nach Version der Elektroautos über das Wochenende um 150.000 bis 250.000 Yuan (22.600 bis 37.600 Dollar).

Tesla war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Als Reaktion auf die von US-Präsident Donald Trump erhobenen Zölle auf chinesische Waren im Wert von 34 Milliarden Dollar hat China seit Freitag Vergeltungszölle in gleicher Höhe unter anderem auf US-amerikanische Autoimporte, Sojabohnen und Baumwolle bis hin zu Schweinefleisch eingeführt.

China ist für Tesla mit 17 Prozent am Gesamtumsatz einer der wichtigsten Auslandsmärkte. Der Elektroauto-Bauer hatte seinen Fokus stark auf die Volksrepublik gelegt, das wegen der starken Luftverschmutzung die E-Mobilität deutlich ausbauen will. Der Konzern plante zuletzt auch den Bau einer Fabrik im Reich der Mitte. Schätzungen zufolge exportiert Tesla derzeit 15.000 Autos jährlich nach China.

BMW reagiert ebenfalls auf die Handelsstreitigkeiten

Der deutsche Autobauer will inmitten des internationalen Handelsstreits um höhere Autozölle die Produktion in China hochschrauben. Ab dem kommenden Jahr fährt das Unternehmen die Kapazität des chinesischen Gemeinschaftsunternehmens BBA in Shenyang von bisher 450 000 Autos im Jahr auf 520 000 Wagen hoch, wie der Dax-Konzern am Montag in München mitteilte. „Unsere Vereinbarung setzt einen langfristigen Rahmen für unsere Zukunft in China“, sagte BMW-Chef Harald Krüger laut Mitteilung.

Krüger bestätigte, dass der erste vollelektrische SUV der Marke von China aus exportiert werden soll. Der iX3 wird ab 2020 in Shenyang gebaut. Im vergangenen Jahr hat BMW in China rund 560 000 Fahrzeuge an Kunden ausgeliefert, das Land ist der mit Abstand größte Einzelmarkt für das Unternehmen. BMW fertigt seine SUVs größtenteils im US-Werk in Spartanburg. Für Modelle, die von dort aus nach China geliefert werden, hat das Unternehmen wegen höherer Zölle eine Preiserhöhung angekündigt.

China will als Reaktion auf US-Strafzölle den Einfuhrzoll auf Autos aus US-Produktion auf 40 Prozent erhöhen, wohingegen der Zoll für andere Länder ab dem 1. Juli auf 15 Prozent gesunken ist.

Kurz & knapp:

Facebook: Die US-Bank J.P. Morgan hat die Aktie des sozialen Netzwerkes mit Blick auf die Markteinführung der neuen Video-App IGTV der Tochter Instagram auf „Overweight“ mit einem Kursziel von 242 US-Dollar belassen. Der Schritt sei strategisch, schrieb Analyst Douglas Anmuth in einer am Montag vorliegenden Studie. Einerseits stärke er die Position von Facebook im schnell wachsenden mobilen Videomarkt. Zum anderen erhöhe er die Quantität und Qualität der Nutzerzeit auf der Plattform Instagram und ermögliche es dieser, den dortigen hohen Videokonsum zu monetarisieren.

Apple: Das Analysehaus RBC hat die Einstufung für den Technologieriesen vor Zahlen auf „Outperform“ mit einem Kursziel von 210 US-Dollar belassen. Die wichtigsten Eckzahlen des iPhone- und iPad-Herstellers im abgelaufenen Quartal dürften den Konsensschätzungen entsprechen oder leicht darüber liegen, schätzt Analyst Amit Daryanani in einer am Montag vorliegenden Studie. Die Wechselkursentwicklung dürfte etwas Gegenwind gebracht haben, doch das Absicherungsprogramm von Apple sollte das meiste abgefangen haben. Das Umsatzwachstum dürfte durch die gesteigerte Werbeaktivität für das iPhone gestützt worden sein.

Netflix: Die britische Investmentbank Barclays hat das Kursziel für den amerikanischen Streaming-Dienst von 370 auf 450 US-Dollar angehoben und die Einstufung auf „Overweight“ belassen. Die imposante Kursentwicklung werfe natürlich Bewertungsfragen auf, schrieb Analyst Kannan Venkateshwar in einer am Montag vorliegenden Studie. Er hält die Papiere mit Blick auf Nutzerbasis, Durchschnittsumsätze je Abonnenten, Abwanderungsrate und Profitabilität allerdings für nicht allzu weit von der Bewertung von klassischen Medien entfernt – allerdings bei deutlich höheren Wachstumsraten. Venkateshwar bleibt bei höheren Umsatzschätzungen sehr optimistisch.

McDonalds: Das Analysehaus RBC hat die Einstufung für die Fast-Food-Kette vor Zahlen auf „Outperform“ mit einem Kursziel von 175 US-Dollar belassen. Wie bereits im ersten Quartal dürfte die Schnellrestaurant-Kette auch im zweiten Quartal ein starkes, international führendes Wachstum ausweisen, schrieb Analyst David Palmer in einer am Montag vorliegenden Studie. Zudem dürfte sich das heimische US-Geschäft weiterhin besser entwickeln als die Fast-Food-Industrie im Allgemeinen.

Von Markus Weingran / dapAFX

Foto: Joseph Sohm / Shutterstock.com

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