Vorbörse: Gaskrise trifft Dax - Tiefrote Zahlen - Euro auf tiefsten Stand seit 20 Jahren

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Der Dax dürfte am Montag den Stopp der Gaslieferungen durch die Nord-Stream-1-Pipeline kräftig zu spüren bekommen. Nach den Ankündigungen von Gazprom vom Freitagabend geht die Energiekrise wohl in ihre nächste Phase. Der X-Dax als Indikator für den Leitindex signalisierte knapp eine Stunde vor dem Auftakt ein Minus von 3,31 Prozent auf 12 618 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 wird vor diesem Hintergrund 3,1 Prozent tiefer erwartet.

Deutschland bekommt praktisch kein Gas mehr aus Russland. Gazprom lässt alle Lieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 bis auf Weiteres wegen technischer Probleme ruhen. Der Kreml machte die Sanktionspolitik für den Gas-Lieferstopp verantwortlich. Deutsche Politiker vermuten jedoch, dass der Kreml den Westen - und insbesondere Deutschland - im Konflikt um die Ukraine noch mehr unter Druck setzen will.

Mit dem tiefroten Start revidiert der Dax seine kräftigen Kursgewinne vom Freitag wieder, als große Erleichterung nach dem jüngsten US-Arbeitsmarktbericht den Leitindex noch über die 13 000-Punkte-Marke hievte. Die US-Börsen sind im späteren Freitagsverlauf aber ins Minus gedreht und auch in Asien blieb die Stimmung unter den Anleger gedämpft. Neue Impulse aus New York wird es im Tagesverlauf wegen eines Feiertags nicht geben.

Börsianer sehen den Dax auch aus charttechnischer Sicht angeschlagen. "Unterhalb des jüngsten Tiefs bei 12 603 Punkten besteht Raum bis in die Zone um 12 400 Punkten", schrieben die Experten der Landesbank Helaba. In diesem Bereich liegen die bislang erreichten Jahrestiefststände des Börsenbarometers.

Maßnahmenpaket belastet Versorger

Zudem dürfte für Gesprächsstoff sorgen, dass die Ampel-Koalition von Kanzler Olaf Scholz (SPD) Bürger angesichts steigender Preise mit einem dritten Unterstützungspaket in Höhe von mehr als 65 Milliarden Euro entlasten will. Eine geplante Maßnahme ist, dass für einen gewissen Basisverbrauch an Strom ein vergünstigter Preis gelten soll. Für einen zusätzlichen Verbrauch darüber hinaus wäre der Preis nicht begrenzt. Finanziert werden soll die Preisbremse, indem übermäßige Gewinne am Strommarkt abgeschöpft werden sollen.

Diese Nachrichten dürften die Aktien von Versorgern wie RWE oder Eon spürbar belasten. Die Papiere notierten auf der Handelsplattform Tradegate jeweils vier Prozent unter dem Xetra-Schluss vom Freitag.

Volkswagen und Bayer

Der neue Volkswagen-Chef (VW) Oliver Blume will indes die Leitung des Autokonzerns und der Tochter Porsche auf Dauer behalten. "Für mich war die Doppelfunktion eine Voraussetzung", sagte Blume der "Bild am Sonntag". "Die beiden Rollen ergänzen sich ideal: operativ eng in die Prozesse und Technologien einer Marke eingebunden sein, um strategisch im Konzern die richtigen Entscheidungen zu treffen." Beim geplanten Börsengang von Porsche könnte derweil in der neuen Woche die nächste Hürde genommen werden. Die VW-Vorzugsaktien büßten auf Tradegate marktkonforme drei Prozent ein.

Der Bayer-Konzern schließlich stimmte wegen angeblicher illegaler Provisionen und Falschangaben bei der Vermarktung bestimmter Medikamente einem millionenschweren Vergleich in den USA zu. Ein Schuldgeständnis gab das Unternehmen nicht ab.

Gaskrise trifft auch Wall Street

Die neuerliche Eskalation der Gaskrise in Europa hat die US-Börsen am Freitag deutlich ins Minus gedrückt. Anfängliche Gewinne im Zuge robuster Arbeitsmarktdaten verpufften. Durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 wird von diesem Samstag an anders als angekündigt weiter kein Gas fließen, wie der Staatskonzern Gazprom mitteilte. Grund sei ein Ölaustritt in der Kompressorstation Portowaja. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial büßte zwischenzeitliche Gewinne von mehr als 1 Prozent ein und fiel am Ende um 1,07 Prozent auf 31 318,44 Punkte. Im Wochenverlauf verzeichnet der bekannteste Wall-Street-Index damit einen Verlust von 2,99 Prozent. Für den marktbreiten S&P 500 ging es am Freitag um 1,07 Prozent auf 3924,26 Punkte abwärts. Der technologielastige Nasdaq 100 fiel um 1,44 Prozent auf 12 098,44 Zähler.

Börsen in Asien

In Asien haben sich die wichtigsten Aktienmärkte zum Wochenstart uneinheitlich entwickelt. Während sich japanische Leitindex Nikkei 225 nach seinen kräftigen Verlusten der Vorwoche stabilisierte und kurz vor Handelsende nur noch minimal unter dem Freitagsschluss stand, gaben die Börsen in China und Hongkong weiter nach. CSI-300-Index mit den 300 wichtigsten Unternehmen des chinesischen Festlands verlor zuletzt 0,4 Prozent. In der Sonderverwaltungszone Hongkong büßte der Hang-Seng-Index im späten Handel etwas mehr als ein Prozent ein.

Renten

Bund-Future                149,13              +0,54%

Devisen: Euro fällt auf tiefsten Stand seit 20 Jahren

Der Euro steht an den Finanzmärkten angesichts der Gaskrise Europas weiter unter Druck. Am Montagmorgen fiel die Gemeinschaftswährung bis auf 0,9881 US-Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit knapp 20 Jahren. Weniger hatte ein Euro zuletzt am Jahresende 2002 gekostet. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Freitag auf 0,9993 Dollar festgesetzt. Belastet wird der Euro schon seit einiger Zeit durch die ungewisse Versorgung mit Erdgas. Europa und insbesondere Deutschland sind stark abhängig von russischen Erdgaslieferungen. In den vergangenen Wochen hatte Russland die Lieferungen zunehmend reduziert. Die Lieferungen durch die wichtige Pipeline Nord Stream 1 ruhen derzeit sogar komplett, nach russischen Angaben wegen technischer Probleme. Im Tagesverlauf dürften Anleger auch Konjunkturdaten aus der Eurozone im Blick haben. Veröffentlicht werden die Einkaufsmanagerindizes für die Dienstleister. Das ist eine Umfrage unter leitenden Angestellten, die Hinweise auf die konjunkturelle Lage gibt. In den USA herrscht wegen eines Feiertags weitgehend Ruhe.

Euro/USD                            0,9885                   -0,71%

USD/Yen                             140,38                   0,13%

Euro/Yen                             138,76                   -0,58%

Ölpreise legen zu - Opec+ berät über Förderung

 ie Ölpreise sind am Montag vor neuen Beratungen des Ölverbunds Opec+ gestiegen. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 94,97 US-Dollar. Das waren 1,95 Dollar mehr als am Freitag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 1,69 Dollar auf 88,56 Dollar. Die Preisaufschläge zum Wochenstart folgen auf zum Teil deutliche Abschläge in der vergangenen Woche. Als Hauptgrund dafür gelten die trüben Konjunkturaussichten und die entsprechend schwach erwartete Nachfrage nach Erdöl, Benzin und Diesel. Zudem lastet der entschlossene Inflationskampf vieler Zentralbanken auf den Ölpreisen, da die vielerorts höheren Zinsen auf die Stimmung an den Finanz- und Rohstoffmärkten drücken. Zum Wochenstart beraten die großen Ölnationen im Verbund Opec+ über ihre Förderstrategie. Unlängst hatten einige Länder, darunter der große Produzent Saudi-Arabien, die Möglichkeit einer geringeren Förderung zur Sprache gebracht. Damit könnte den zuletzt fallenden Preisen entgegengewirkt werden. Nach Medienberichten gibt es allerdings Widerstand aus Russland. Marktbeobachter rechnen zumeist mit einer unveränderten Produktion.

Brent                          95,01              +1,99 USD

WTI                            88,66              +1,79 USD

Umstufungen von Aktien

- WDH/SOCGEN HEBT LUFTHANSA AUF 'BUY' (HOLD)

- BARCLAYS SENKT ZIEL FÜR A.P. MOLLER-MAERSK AUF 15650 (19400) DKK - UNDERWEIGHT

- MORGAN STANLEY SENKT YARA AUF 'EQUAL-WEIGHT' (OVERWEIGHT) - ZIEL 470 (580) NOK

Termine Unternehmen

10:00 DEU: BMW-Pressetag "Nachhaltigkeit durch Innovation", München

22:00 DEU: Deutsche Börse überprüft turnusgemäß Zusammensetzung ihrer Dax-Indizes

DEU: KBA / VdA / Pkw-Zulassungszahlen 08/22

Termine Konjunktur

02:30 JPN: Jibun Bank PMI Dienste 08/22 (endgültig)

03:45 CHN: Caixin PMI Dienste 08/22

09:00 TRK: Verbraucherpreise 08/22

09:00 CHE: BIP Q2/22

09:15 ESP: S&P Global PMI Dienste 08/22

09:45 ITA: S&P Global PMI Dienste 08/22

09:50 FRA: S&P Global PMI Dienste 08/22 (2. Veröffentlichung)

09:55 DEU: S&P Global PMI Dienste 08/22 (2. Veröffentlichung)

10:00 EUR: S&P Global PMI Dienste 08/22 (2. Veröffentlichung)

10:30 GBR: S&P Global PMI Dienste 08/22 (2. Veröffentlichung)

10:30 DEU: Sentix Konjuntkurindex 09/22

11:00 EUR: Einzelhandelsumsatz 07/22

Sonstige Termine

DEU: Fortsetzung IFA + Summit 2022, Berlin (bis 6.9.22)

U.a. mit Yanis Varoufakis (Ökonom und ehemaliger Finanzminister Griechenlands) und dem niederländischen Philosoph Peter Sloterdijk über die Zukunft der Globalisierung

DEU: Tarifkommission der Gewerkschaft Verdi entscheidet endgültig über Tarifabschluss für Hafenarbeiter

13:00 AUT: Ölallianz OPEC+ berät in Online-Sitzung über Förderstrategie

13:30 GBR: Die britische Konservative Partei gibt den neuen Parteichef und Premierminister bekannt

Hinweis

USA: Feiertag, Börse geschlossen (Labor Day)

Redaktion onvista/dpa-AFX

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