Vorbörse: Dax lässt Federn nach Fed-Entscheidung – Euro so tief wie seit 20 Jahren nicht mehr

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Quelle: Rodrigo Garrido/Shutterstock.com

Die dritte starke Leitzinserhöhung in den Vereinigten Staaten in Folge sowie die düsteren Aussagen der US-Notenbank Fed zur weiteren Entwicklung dürften den deutschen Aktienmarkt am Donnerstag stark belasten. Der X-Dax als Indikator für den Leitindex Dax signalisierte rund eine Stunde vor Beginn des Haupthandels ein Minus von eineinhalb Prozent auf 12 575 Punkte. Auch der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 dürfte deutlich nachgeben.

Beim Dax droht damit ein weiterer Test der runden Marke von 12 500 Punkten, die im März und Juli bereits als Unterstützung gedient hatte. Anfang Juli war der Dax zeitweise deutlich unter diese Marke gefallen und bis auf das Jahrestief von 12 390 Punkte abgerutscht. Dieses könnte jetzt wieder in den Fokus rücken. Wegen des Kriegs in der Ukraine, der hohen Inflation, den deswegen stark steigenden Leitzinsen und der Sorge vor einer Rezession büßte der Dax im bisherigen Jahresverlauf rund ein Fünftel ein.

Fed erhöht Zins um 0,75 Prozentpunkte

Nach der Fed-Entscheidung, die Zinsen zum dritten Mal in Folge um 0,75 Prozentpunkte anzuheben, kommen vom US-Aktienmarkt eindeutig negative Signale. An der Wall Street waren die wichtigsten Indizes am Mittwochabend bereits auf neuerliche Tiefststände seit Juli gefallen. Die Anleger sorgten sich mehr und mehr vor einer "harten Landung", hieß es bei der Credit Suisse. Für Aufmerksamkeit hätten insbesondere aktuelle Daten zu den prognostizierten künftigen Zinssätzen ("Fed Dot-Plots") gesorgt, die mit einem Zinshoch von 4,6 Prozent in 2023 über den Markterwartungen lägen.

Mit jetzt 3 bis 3,25 Prozent erreichte der US-Leitzins im Kampf gegen die hohe Inflation das höchste Niveau seit 14 Jahren. Mit der strengen Geldpolitik wächst das Risiko, dass die Zentralbank die Wirtschaft bald so stark ausbremst, dass Arbeitsmarkt und Konjunktur abgewürgt werden. "Ich wünschte, es gebe einen schmerzlosen Weg", sagte Fed-Chef Jerome Powell. "Den gibt es nicht." Er machte zudem deutlich, dass mit den großen Zinsschritten noch lange nicht Schluss ist. "Ohne Preisstabilität funktioniert die Wirtschaft für niemanden", sagte er.

Zinsentscheid der Bank of England steht heute an

Im Laufe des Handelstags steht weiter die Geldpolitik im Fokus. So wird um 13 Uhr die Entscheidung der britischen Notenbank (BoE) erwartet. Bei den Einzelwerten dürfte erneut der Versorger Uniper nach der Ankündigung der Verstaatlichung am Mittwoch im Blick stehen. Die Aktien des 2016 von Eon abgespaltenen Unternehmens hatten deshalb gestern ein Viertel ihres Werts auf 3,12 Euro das Stück eingebüßt, nachdem sie in der Spitze sogar um fast 40 Prozent auf 2,55 Euro gefallen waren. Am Donnerstag ging es auf der Handelsplattform Tradegate im Vergleich zum Xetra-Schluss wieder unter die Marke von 3 Euro.

Einzelwerte im Überblick

Zudem dürfte der im SDax notierte Softwarehersteller Suse auf die am Donnerstagmorgen vorgelegten Quartalszahlen und der gesenkten Wachstumsprognose reagieren. Bei den ersten Handelsaktivitäten auf Tradegate ging es um bis zu fast neun Prozent nach unten. Die seit Mai 2021 an der Börse gelisteten Papiere des Nürnberger Unternehmens haben in diesem Jahr deutlich an Wert verloren. Zuletzt kosteten sie kaum mehr als 18 Euro, nachdem der Kurs Anfang des Jahres noch bei mehr als 40 Euro gelegen hatte.

Für die Anteile des Dax-Schwergewichts SAP könnten sich dagegen die optimistischen Ziele des Konkurrenten Salesforce auswirken. Auf Tradegate sank der Kurs im frühen Handel um etwas mehr als ein Prozent und damit weniger als der Gesamtmarkt. Von den Umstufungen durch Analystenhäuser könnte sich die Abstufung des Online-Bekleidungshändlers About You stärker auswirken. Vorbörslich rutschte der ohnehin seit Wochen stark unter Druck stehende Kurs weiter ab.

Wall Street: Verluste nach Fed-Entscheidung

 Die nächste kräftige Zinserhöhung der US-Notenbank Fed hat die Anleger an der Wall Street am Mittwoch letztlich verschreckt. Nach einem Auf und Ab der Kurse nach der Zinsanhebung büßte der Dow Jones Industrial am Ende 1,70 Prozent auf 30 183,78 Punkte ein. Im späten Handel nahm der Verkaufsdruck immer mehr zu, der Leitindex fiel auf den niedrigsten Stand seit mehr als zwei Monaten. Die Fed setzt ihren energischen Kampf gegen die hohe Inflation fort. Sie erhöhte den Leitzins zum dritten Mal in Folge um 0,75 Prozentpunkte. Damit liegt er nun in der Spanne von 3,0 bis 3,25 Prozent und erreicht den höchsten Stand seit 14 Jahren. Mit der strengen Geldpolitik wächst das Risiko, dass die Zentralbank die Wirtschaft bald so stark ausbremsen könnte, dass Arbeitsmarkt und Konjunktur abgewürgt werden. Der marktbreite S&P 500 fiel um 1,71 Prozent auf 3789,93 Zähler. Der Technologiewerte-Index Nasdaq 100 verlor 1,80 Prozent auf 11 637,79 Punkte.

Auch Asien im Minus

In Asien haben die Aktienmärkte am Donnerstag nach der US-Notenbank-Entscheidung am Vorabend an Boden verloren. In Tokio gab der japanische Leitindex Nikkei 225 im späten Handel rund ein halbes Prozent nach. In Shanghai verlor der CSI-300-Index mit den 300 wichtigsten Unternehmen der chinesischen Festlandbörsen knapp ein Prozent. Noch deutlicher ging es an der Börse der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong nach unten. Dort büßte der Leitindex Hang Seng im dortigen Nachmittagshandel fast zwei Prozent ein.

Renten

Bund-Future                141,09              -0,08%

Devisen: Euro fällt auf 20-Jahrestief - Japanischer Yen schwach

Der Euro steht an den Finanzmärkten weiter unter Druck. In der Nacht auf Donnerstag fiel die Gemeinschaftswährung bis auf 0,9809 US-Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit etwa 20 Jahren. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Mittwochnachmittag noch etwas höher auf 0,9906 Dollar festgesetzt.

Belastet wird der Euro, wie auch viele andere Währungen, durch den starken Dollar. Die US-Währung profitiert zum einen von der straffen Geldpolitik der US-Notenbank Fed, die ihren Leitzins am Mittwochabend zum dritten Mal in Folge kräftig um 0,75 Prozentpunkte anhob. Hintergrund ist die sehr hohe Inflation. Zum anderen ist der Dollar wegen der zunehmend trüben geopolitischen Lage gefragt. Vor allem das schlechte Verhältnis zwischen dem Westen und Russland treibt Anleger in den sicheren Hafen US-Dollar.

Unter Druck stand am Morgen auch der japanische Yen. Die Notenbank der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt hält an ihrer lockeren Linie fest, wie die Bank of Japan mitteilte. Zwar liegt die Inflation in Japan deutlich niedriger als in anderen Ländern. Sie steigt aber und ist zumindest für japanische Verhältnisse relativ hoch. Die Notenbank macht dennoch keine Anstalten, ihre extrem lockere Geldpolitik etwas zu straffen, was den Yen seit Monaten stark belastet

Euro/USD                            0,9831                   -0,06%

USD/Yen                             144,81                   0,49%

Euro/Yen                             142,38                   0,41%

Ölpreise legen leicht zu

Die Ölpreise haben am Donnerstag im frühen Handel leicht zugelegt. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 90,19 Dollar. Das waren 36 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der US-amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 32 Cent auf 83,26 Dollar.

Die Preisentwicklung am Ölmarkt ist nach wie vor schwankungsanfällig. Für tendenziell steigende Preise sorgen die zunehmenden Spannungen zwischen dem Westen und Russland infolge des Ukraine-Kriegs. Da Russland einer der größten Ölförderer der Welt ist, ziehen die Spannungen Risikoaufschläge am Erdölmarkt nach sich.

Auf der anderen Seite werden die Rohölpreise durch Konjunktursorgen und die straffe Geldpolitik vieler Zentralbanken belastet. Am Mittwochabend hob die US-Notenbank Federal Reserve ihre Leitzinsen zum dritten Mal in Folge kräftig um 0,75 Prozentpunkte an. Die höheren Zinsen lasten auf der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage und damit auch auf dem Bedarf an Öl, Benzin und Diesel.

Brent                          90,24              +0,41 USD

WTI                            83,30              +0,36 USD

Umstufungen von Aktien

- DEUTSCHE BANK RESEARCH SENKT ABOUT YOU AUF 'HOLD' (BUY) - ZIEL 9 (19) EUR

- GOLDMAN SACHS GIBT EINSTUFUNG VON UNIPER AUF ('NOT RATED')

- GOLDMAN SENKT ZIEL FÜR FLATEXDEGIRO AUF 17 (18) EUR - 'BUY'

- RBC STARTET NIKE MIT 'OUTPERFORM' - ZIEL 125 USD

- BERENBERG SENKT AVEVA GROUP AUF 'HOLD' (BUY) - ZIEL 3113 (2800) PENCE

- GOLDMAN HEBT ZIEL FÜR BRITISH AMERICAN TOBACCO AUF 4050 (4000) PENCE - 'BUY'

- JPMORGAN HEBT ZIEL FÜR GLENCORE AUF 640 (590) PENCE - 'OVERWEIGHT'

- JPMORGAN NIMMT FIRSTGROUP MIT 'OVERWEIGHT' WIEDER AUF - ZIEL 155 PENCE

- JPMORGAN SENKT ACCOR AUF 'UNDERWEIGHT' (NEUTRAL) - ZIEL 21 (35,50) EUR

- RBC STARTET CERES POWER MIT 'SECTOR PERFORM' - ZIEL 600 PENCE

- RBC STARTET MCPHY ENERGY MIT 'OUTPERFORM' - ZIEL 16 EUR

- STIFEL SENKT UBISOFT AUF 'HOLD' (BUY)

Termine Unternehmen

07:30 DEU: Suse, Q3-Zahlen

12:45 USA: Accenture, Q4-Zahlen

22:00 USA: FedEx, Q1-Zahlen

FRA: Airbus Group, Capital Markets Day (bis 23.9.22)

USA: Qualcomm, Investor Day

USA: Costco Wholesale, Q4-Zahlen

Termine Konjunktur

JPN: BoJ, Zinsentscheid

DEU: Bundesfinanzministerium, Monatsbericht 09/22

08:45 FRA: Geschäftsklima 09/22

08:45 FRA: Produzentenvertrauen 09/22

09:30 CHE: SNB, Zinsentscheid

10:00 NOR: Zentralbank, Zinsentscheid

11:00 BEL: Verbrauchervertrauen 09/22

13:00 GBR: BoE, Zinsentscheid

13:00 TUR: Zentralbank, Zinsentscheid

16:00 EUR: Verbrauchervertrauen 09/22 (vorab)

14:30 USA: Leistungsbilanz Q2/22

14:30 USA: Erstanträge Arbeitslosenhilfe (Woche)

16:00 USA: Frühindikator 08/22

Sonstige Termine

09:30 DEU: GDV-Versicherungstag 2022 des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft unter dem Motto "Zukunftsimpuls". Mit Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP), CDU-Generalsekretär Mario Czaja und Ramona Pop, Vorständin des Verbraucherzentrale Bundesverbands.

09:30 DEU: Kongress "Auto Motor und Sport" - Verlag Motorpresse u.a. mit dem Vorstandsvorsitzenden der Porsche AG, Oliver Blume, dem Vorsitzenden von Renault S.A.S., Luca de Meo, dem Personalvorstand der Traton SE, Bernd Osterloh, dem Entwicklungschef bei Audi, Oliver Hoffmann, dem Vorstandsmitglied der Mercedes-Benz Group, Markus Schäfer, sowie Formel-1-Rennfahrer Sebastian Vettel.

09:30 DEU: 5. BDI-Klimakongress

+ 13.40 Online-Rede Bundesumweltministerin Steffi Lemke und anschließende Diskussion "Circular Economy: Kommt die Kreislaufwirtschaft endlich in Gang?"

+ 16.30 Rede Wirtschaftsminister Robert Habeck

09:30 DEU: Verbandstag Sparda-Banken, Gastreferent: Ex-Bundesfinanzminister Peer Steinbrück

09:30 DEU: Konferenz zu Bankenunion mit Vertretern aus Aufsichtsbehörden, Banken und Wissenschaft

09:30 LUX: Schlussanträge am EuGH zum Datenschutz beim Livestream-Unterricht

09:30 LUX: EuGH-Urteil zum Verfall von Urlaubsansprüchen bei Krankheit

10:00 DEU: Pk des Branchenverbandes "Zukunft Gas" mit Vorstellung von Studie "Entwicklung der globalen Gasmärkte bis 2030", Köln

10:00 DEU: OVG verhandelt Klage gegen Schließungen im Corona-Lockdown im April 2020, Münster

11:00 DEU: Jahres-Pk Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (online) mit dem Vorsitzenden und dem Geschäftsführer des VDMA Baden-Württemberg, Mathias Kammüller und Dietrich Birk

12:00 DEU: Livestream "Banken On Screen": Konjunkturausblick der privaten Banken: Deutsche Wirtschaft vor gravierender Rezession?, Berlin

12:00 DEU: Online-Pk Bundesverband deutscher Banken (BdB) zur Vorstellung der Konjunkturprognose

DEU: Thementag "Infrastruktur" bei der Internationalen Automobil-Ausstellung «IAA Transportation» für Nutzfahrzeuge, Hannover

USA: 77. Generaldebatte der UN-Vollversammlung geht weiter, New York

Redaktion onvista/dpa-AFX

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