Schwache Wall Street verhindert Dax-Erholung - MDax weiter stark

Am deutschen Aktienmarkt hat eine schwächere Wall Street am Dienstag einen Erholungsversuch beim Dax beendet. Der Leitindex, der zum Wochenauftakt noch zugelegt hatte, rutschte im späten Handel kurzzeitig ins Minus und schloss so kaum verändert mit einem Minus von 0,07 Prozent bei 22.410 Punkten.
Der MDax der mittelgroßen Werte performte indes etwas stärker und gewann ein halbes Prozent auf 28.074 Punkte hinzu. Auch der Eurozonen-Leitindex Euro Stoxx 50 verbesserte sich um rund 0,5 Prozent.
Die im MDax versammelten mittelgroßen Unternehmen hängen stärker von Deutschlands Wirtschaft ab und haben deshalb in der Vergangenheit auch deutlicher unter dem wirtschaftlichen Abschwung Deutschlands gelitten als die global aufgestellten Unternehmen im Dax.
Mit der Hoffnung auf einen Wirtschaftsaufschwung hierzulande nach dem Wahlsieg der Union holen MDax-Aktien nun auf. Positiv wirkten auch hohe Kursgewinnen von fast zehn Prozent bei den Aktien von Thyssenkrupp. Hier treibt vor allem der geplante Börsengang der Marine-Sparte weiter an.
Anleger konzentrieren sich auf künftige Bundesregierung
Im Fokus stehen in Deutschland die Sondierungsgespräche zur Bildung einer Regierung. "Die Herausforderungen für die Wirtschaft sind riesig. Um sie zu meistern, müssen die neue Bundesregierung und die Unternehmen jetzt gemeinsam und entschlossen handeln", fordert die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK).
Dass der wohl baldige Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) die spontane Überlegung, noch mit dem alten Bundestag eine Reform der Schuldenbremse herbeizuführen, nicht von vornherein abgelehnt hat, signalisiere bereits, wie dringlich die Finanzsituation sei, hieß es vom Bankhaus Metzler. Am Markt würde eine rasche Änderung der Fähigkeit zur Schuldenaufnahme sicherlich goutiert werden.
Im Rüstungssektor beflügeln weiter die Erwartungen hinsichtlich deutlich steigender Verteidigungsausgaben Deutschlands und der EU. Rheinmetall im Dax kletterten in die Nähe der Kursmarke von 1.000 Euro, fielen dann aber zurück und standen nur noch knapp im Plus. Andere deutsche Rüstungswerte wie Hensoldt im MDax und Renk im SDax legten weiter deutlich zu.
Heidelberg Materials nach Zahlen und Ausblick gefragt
Gewinnmitnahmen nach Geschäftszahlen und jüngster Rekordrally belasteten Heidelberg Materials nur kurz. Bis Handelsschluss gewannen die Papiere des Baustoffherstellers rund 3,5 Prozent. Barclays-Analyst Tom Zhang zufolge lassen die Ziele für 2025 dem Management Spielraum für positive Überraschungen und Aufstockungen. Heidelberg Materials gilt als Profiteur eines Wiederaufbaus der Ukraine. Zudem will das Unternehmen in Nordamerika weiter wachsen.
Ferner verloren die Aktien des Dialysekonzerns Fresenius Medical Care (FMC) nach Jahreszahlen und Ausblick leicht. Siemens Energy testeten hinten im Dax erneut die 50-Tage-Linie für den mittelfristigen Trend und standen zum Handelsschluss mit minus 7,3 Prozent darunter.
Rally bei Bankenwerten geht weiter
Unter den stärksten Dax-Werten waren Deutsche Bank mit plus 1,9 Prozent im insgesamt sehr festen europäischen Bankensektor. Zwischenzeitlich hatten die Anteile mit über 20 Euro den höchsten Kurs seit neun Jahren erreicht. Auch die Aktien der Commerzbank tendierten fester. Das zweitgrößte deutsche Bankhaus steht im Visier der Unicredit, will die Übernahme aber abwehren.
Der Euro stieg unterdessen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0497 (Montag: 1,0466) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9526 (0,9554) Euro.
(mit Material von dpa-AFX)