Aktien Frankfurt: Dax macht Wochenverluste wett

dpa-AFX · Uhr

FRANKFURT (dpa-AFX) - Eine deutliche Erholung am deutschen Aktienmarkt bringt dem Dax am Freitag in letzter Minute wohl doch noch ein positives Wochenergebnis ein. Dank neuer Hoffnungstreiber in der Corona-Krise kletterte der Leitindex zur Mittagszeit um 3,28 Prozent auf 10 639,12 Punkte. Vor Ostern war er bei knapp 10 565 Punkten aus dem Handel gegangen.

Für den MDax ging es am Freitag um 2,74 Prozent auf 22 390,47 Punkte nach oben, während der EuroStoxx auf europäischer Bühne um 3,36 Prozent auf 2906,91 Zähler vorrückte. Für Rückenwind sorgte der späte Dreh ins Plus an den US-Börsen am Vorabend. Am Freitag sieht es nun in New York nach weiteren deutlichen Kursgewinnen aus.

Analyst Jeffrey Halley vom Broker Oanda verwies unter anderem auf Nachrichten, die Hoffnungen auf eine Verbesserung der Corona-Lage geweckt hätten. So gebe es erneut vage Berichte über ein womöglich wirksames Medikament. Mit dem Mittel Remdesivir des Pharmaunternehmens Gilead soll es bei Tests einige Erfolge gegen die vom Coronavirus ausgelöste Lungenkrankheit Covid-19 gegeben haben.

Außerdem gab US-Präsident Donald Trump in der Nacht auf Freitag seinen Drei-Phasen-Plan für den Weg zurück zur Normalität bekannt. Eine landesweite Schließung könne keine langfristige Lösung sein, sagte er im Weißen Haus. "Wir müssen eine funktionierende Wirtschaft haben. Und wir wollen sie sehr, sehr schnell zurückhaben", sagte der US-Präsident. Einen genauen Zeitplan beinhalten seine Richtlinien jedoch nicht.

In der mittlerweile acht Wochen andauernden Corona-Krise war der Dax bis Mitte März um knapp 40 Prozent auf 8255 Punkte abgesackt, konnte sich aber in den vergangenen Wochen kräftig erholen - aktuell beläuft sich das Krisenminus nur noch auf etwas mehr als 20 Prozent. Unter Experten bleibt es aber nach wie vor umstritten, ob derzeit nur eine Zwischenerholung stattfindet oder die Wende schon geschafft wurde.

Die Charttechniker der UBS plädieren noch für eine Zwischenerholung, sie sehen den Dax in einer "Bärenmarktrally" im übergeordneten Abwärtstrend. Ihrer Ansicht nach muss es der Leitindex zur Befreiung über die 11 000 Punkte schaffen. "Erst wenn den Bullen hier ein nachhaltiger Durchbruch nach oben gelingt, würde sich die Lage wieder aufhellen". Dieser Bruch bleibe aber weiter unwahrscheinlich, ohne ihn sei im Verlauf mit weiter fallenden Kursen zu rechnen.

In der Dax-Familie gab es mit Ausnahme einiger weniger Aktien fast nur Gewinner. Mit Abgaben von 3,2 und 1,9 Prozent gab es fallende Kurse zum Beispiel bei den Papieren von Hellofresh und Teamviewer , die zuletzt als Profiteur der Viruskrise gehandelt wurden und gegen den Trend in Rekordhöhen vorgedrungen waren.

Hohe Erholungsgewinne verbuchten zum Wochenschluss unter anderem Werte aus der Autoindustrie. Mit einem Anstieg um 6,4 Prozent profitierten BMW im Dax als Branchenbester von einer Kaufempfehlung der britischen Bank HSBC. Für die Konkurrenten Volkswagen und Daimler sowie den Zulieferer Continental reichten die Gewinne von 4,7 bis 5,9 Prozent.

Große Gewinner waren auch die fünf respektive sechs Prozent höheren Aktien der Deutschen Bank und der Commerzbank . Sie galten dabei als Profiteur einer Lockerung der Eigenkapitalanforderungen im Handelsgeschäft durch die Europäische Zentralbank (EZB) in Reaktion auf eine gestiegene Börsenvolatilität.

Zum Spitzenreiter wurden im Dax aber die MTU -Aktien mit einem Anstieg um acht Prozent - gepaart mit einem Kurssprung um fast neun Prozent beim MDax-Wert Airbus . Für die beiden von der Corona-Krise schwer getroffenen Unternehmen aus der Flugzeug- und Zulieferindustrie lieferte Boeing indirekt Rückenwind. Der US-Flugzeugbauer will die gestoppte Produktion in der kommenden Woche wieder anlaufen lassen.

Unter den Nebenwerten waren auch andere von der Viruskrise hart getroffene Aktie unter den Favoriten. Die vom Passagierrückgang gezeichneten Aktien des Flughafenbetreibers Fraport gehörten mit einem Kurssprung um 8 Prozent zur Spitzengruppe im MDax. Im SDax rückten die Papiere des Elektronikhändlers Ceconomy , der aktuell unter den Geschäftsschließungen leidet, sogar um 11,7 Prozent vor./tih/mis


Von Timo Hausdorf, dpa-AFX

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