Covestro: Prognoseerhöhung lässt Aktie jubeln ++ Klöckner: Aktie fährt Achterbahn ++ Moderna: Kooperation mit Roche

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Im Ringen um einen Brexit-Handelspakt zwischen Großbritannien und der EU setzen beide Seiten auf ein „Dinner for two“. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der britische Premierminister wollen am (heutigen) Mittwochabend bei einem womöglich letzten Treffen zu einem Abkommen versuchen, die verbliebenen strittigen Punkte zu klären.

Auf drei Feldern sehen beide Seiten immer noch „bedeutende Differenzen“: Fischerei, fairer Wettbewerb und der Rahmen zur Durchsetzung der Vereinbarungen. Ein Vertrag müsste bis zum 31. Dezember stehen. Trotz monatelanger Verhandlungen gelang bislang kein Durchbruch.

Der Präsident des Außenhandelsverbandes BGA, Anton Börner, mahnte, die EU müsse vor allem bei der Wettbewerbsfrage die Nerven bewahren. „Es darf nicht sein, dass ein Land sagt, ich trete zwar aus dem Binnenmarkt aus, will aber weiter alle Vorteile des Binnenmarkts genießen“, sagte Börner der „Rheinischen Post“ (Mittwoch). „Ich sage an die Adresse der EU: Hart bleiben, hart bleiben, hart bleiben, keinen Millimeter nachgeben.“ Wenn die Gemeinschaft Großbritannien nachgäbe, würden Probleme mit Ungarn, Polen oder Italien folgen.

Die FDP im Bundestag forderte die Bundesregierung auf, unverzüglich einen Notfallplan für den Fall vorzulegen, dass die Verhandlungen zwischen Johnson und von der Leyen scheitern. Sowohl Kanzlerin Angela Merkel (CDU) als auch Außenminister Heiko Maas (SPD) hätten dazu in der Haushaltsdebatte an diesem Mittwoch Gelegenheit, sagte der FDP-Außenpolitiker Alexander Graf Lambsdorff der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Die Regierung müsse schnellstmöglich Klarheit für Bürger, Behörden und Unternehmen schaffen.

Für Johnson ist das Treffen in Brüssel nach etlichen verstrichenen Fristen der perfekte Rahmen für eine Einigung: Bereits an diesem Donnerstag und Freitag treffen sich die EU-Staats- und Regierungschefs zu ihrem letzten Gipfel des Jahres. „Johnson ist ein massiver Störfaktor für die EU-Regierungschefs“, sagte die Publizistin und Historikerin Helene von Bismarck der dpa. Der Brexit werde nicht zwingend im Mittelpunkt des Gipfels ihres Treffens stehen, doch mit seiner Reise nach Brüssel sorge Johnson dafür, dass die Staats- und Regierungschefs sich mit ihm beschäftigen müssten.

Von Bismarck rechnet mit einem furiosen Finale der Brexit-Gespräche. „Es ist nicht ausgeschlossen, dass es mit einem Knall endet“, sagte sie. „Die Idee des Treffens in letzter Minute, des Dramas war von Johnson immer eingeplant.“ Der Premier gilt als Charismatiker, der im persönlichen Gespräch erreichen könnte, woran Bürokraten scheitern. „Johnson ist ein Mann für die große Bühne“, sagte von Bismarck.

Na dann! Bühne frei Herr Johnson

Dax: Leitindex legt zu

Der fortgesetzte Rekordlauf an den US-Börsen hat am Mittwoch auch dem deutschen Aktienmarkt Auftrieb beschert. Das Börsenbarometer legte zum Handelsauftakt um 0,48 Prozent auf 13 342,41 Punkte zu. Der MDax der 60 mittelgroßen Werte erreichte bei etwas über 29 800 Punkten einen Höchststand. Zuletzt kletterte er um 0,30 Prozent auf 29 743,99 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann 0,30 Prozent auf 3536,49 Punkte.

In den USA hatten am Vorabend der marktbreite S&P 500 und die technologielastigen Nasdaq-Indizes Rekordmarken geknackt. Auslöser waren positive Nachrichten aus der weltgrößten Volkswirtschaft. „Nach langem Hin und her liegt jetzt ein konkreter Vorschlag für das nächste US-Hilfspaket auf dem Tisch“, sagte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners. Das Volumen sei zwar deutlich geringer als von den Demokraten gewünscht, „das stört am Aktienmarkt im Moment aber niemanden“.

Covestro: 4. Quartal läuft besser als erwartet

Der Kunststoffkonzern hat seine Jahresprognose wegen eines besser als erwartet laufenden Schlussquartals erhöht. So wird das operative Ergebnis (Ebitda) für 2020 nun bei 1,44 bis 1,5 Milliarden Euro erwartet, teilte das Dax-Unternehmen am Dienstag in Leverkusen mit. Zuvor hatte Covestro rund 1,2 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Das Unternehmen begründete dies mit der besseren Margenentwicklung bei Polyurethanen sowie bei Polycarbonaten.

Auch beim freien operativen Mittelzufluss (Cashflow) zeigte sich Covestro optimistischer und rechnet mit 400 bis 550 Millionen Euro. Bislang ging der Kunststoffkonzern von bis zu 300 Millionen Euro aus. Die neue Prognose liegt auch über den Erwartungen der Analysten. Weiter rückläufig sieht Covestro die Mengenentwicklung im Kerngeschäft. Der Rückgang dürfte sich auf 5 bis 6 Prozent belaufen. Die Jahresbilanz will Covestro am 23. Februar vorstellen. Die Aktie startet mit einem kräftigen Plus in den Handelstag.

Klöckner & Co: Übernahmefantasie ist Geschichte

Beim Stahlhändler hat ein Übernahmeinteresse von Finanzinvestoren und dem Großaktionär Friedhelm Loh nicht zu einem Angebot geführt. Eine entsprechende unverbindliche Interessensbekundung hätten der US-Finanzinvestor Apollo und die Swoctem GmbH am Dienstag wieder zurückgezogen, teilte der SDax-Konzern mit Verweis auf entsprechende Marktgerüchte mit. Die in den vergangenen Wochen sehr stark gelaufende Klöckner-Aktie knickte nach der Mitteilung nachbörslich deutlich ein und verlor auf der Handelsplattform Tradegate kurz vor Handelsschluss rund 12 Prozent.

Großaktionär Friedhelm Loh hält über Swoctem gut 25 Prozent der Anteile an KlöCo. Apollo und Swoctem hätten angegeben, die Transaktion nicht weiter verfolgen zu wollen, hieß es von den Duisburgern. Klöckner wolle die Digitalisierungsstrategie und den Konzernumbau nun weiter konsequent umsetzen. Klöckner Aktien hatten zuletzt seit Anfang November rund die Hälfte an Wert gewonnen.

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Kurz & knapp:

Roche: Der Schweizer Pharmakonzern treibt seine Bemühungen in der Corona-Bekämpfung weiter voran und geht eine Partnerschaft mit dem US-Unternehmen Moderna eingegangen. Der US-Konzern hat vor kurzem für seinen Corona-Impfstoffkandidaten in den USA und Europa die Notfall-Zulassung beantragt. Roche wiederum hat über seine Diagnostics-Sparte verschiedene Corona-Tests auf den Weg gebracht. Im Rahmen der Zusammenarbeit werde man nun den Elecsys-Anti-SARS-CoV-2 S-Antikörpertest in den mRNA-1273-Impfstoff-Forschungsversuchen von Moderna einsetzen, teilte Roche am Mittwoch mit. Ziel sei es, die quantitative Messung von SARS-CoV-2-Antikörpern zu erleichtern und eine mögliche Korrelation zwischen dem durch den Impfstoff induzierten Schutz und dem Niveau der Anti-Rezeptor-Bindungsdomänen-Antikörper (RBD) herzustellen. Die Messung des quantitativen Niveaus dieser Antikörper werde Moderna helfen, Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen Impfschutz und Antikörperspiegel zu gewinnen. Dies könnte bei der Beurteilung der Frage, ob oder wann eine Person erneut geimpft werden muss oder bei der Beantwortung anderer klinisch relevanter Fragen eine Rolle spielen.

Aurubis: Der geplante Verkauf des Geschäfts rund um Flachwalzprodukte (FRP) des Kupferkonzerns dürfte noch länger auf sich warten lassen. Zwar sprach der MDax-Konzern am Mittwoch bei der Vorlage der Zahlen für das Geschäftsjahr 2019/20 erneut von fortgeschrittenen Verhandlungen. Allerdings verzögere sich der Prozess durch die Corona-Krise. Im Geschäftsbericht heißt es nun, dass der Vorstand eine Veräußerung bis Februar 2021 aktuell für „nicht überwiegend wahrscheinlich“ hält. Damit wird der Bereich nicht länger als nicht fortgeführtes Geschäft geführt. Eigentlich war vor längerer Zeit mit den Wieland-Werken schon ein Käufer gefunden worden, doch hatten die EU-Wettbewerbshüter Bedenken und untersagten daher den Verkauf Anfang 2019. Die Veräußerung ist Teil des Umbaus der Salzgitter-Beteiligung. Um sich fit für künftiges Wachstum zu machen, hatte Aurubis vor wenigen Monaten den belgisch-spanischen Metallrecycler Metallo übernommen. Der Kauf soll wichtige Wachstumsimpulse liefern, etwa beim Recycling von Kupfer, Nickel, Zinn, Zink und Blei, aber auch anderen Metallen. Damit baut Aurubis seine Möglichkeiten deutlich aus, Metalle etwa aus alten Elektrogeräten zu verwerten.

Doordash: Der US-Essensauslieferer hat bei seinem Börsengang noch mehr Geld hereingeholt als zuletzt geplant. Das Unternehmen schlug 33 Millionen Anteilsscheine zum Preis von 102 US-Dollar los und sammelte damit fast 3,4 Milliarden Dollar (2,8 Mrd Euro) ein, wie es in der Nacht zum Mittwoch in San Francisco mitteilte. Erst am Freitag hatte das Unternehmen die Spanne auf 90 bis 95 Dollar angehoben. Mit dem höheren Stückpreis wird Doordash insgesamt jetzt mit etwa 38 Milliarden Dollar bewertet. Die Aktien sollen von diesem Mittwoch an in New York gehandelt werden. Die Branche hatte zuletzt von den Auswirkungen der Corona-Krise profitiert. Die Führung von Doordash glaubt, dass dieser Trend weiterhin anhält. Auch bei dem Essenslieferdienst Delivery Hero mit Sitz in Berlin waren die Umsätze zuletzt kräftig in die Höhe gesprungen. Delivery Hero ist seit dem Sommer im deutschen Leitindex Dax gelistet und kam zuletzt auf eine Marktkapitalisierung von knapp 20 Milliarden Euro.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: Homepage Bayer

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