Zollpolitik zieht Dax herunter - Goldpreis auf Rekordhoch

Der Dax hat zum Wochenschluss weiter nachgegeben. Zwar dämmte er einen Teil der Verluste im späten Handel ein, schloss aber dennoch 0,96 Prozent tiefer bei 22.461 Punkten. Damit beläuft sich die Wochenbilanz vor dem Monatswechsel auf minus 1,8 Prozent. Schon am Mittwoch und Donnerstag hatte der Dax mit Verlusten geschlossen. Die Marke von 23.000 Punkten ist damit vorerst wieder verloren.
Der MDax der mittelgroßen Unternehmen gab am Freitag um 2,52 Prozent auf 27.907 Punkte nach. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor 0,77 Prozent.
Belastet von den angekündigten US-Importzöllen auf Autos und Autoteile hatte der deutsche Leitindex den Kampf um die 21-Tage-Linie als kurzfristigen Trendindikator am Vortag verloren. Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners sieht den Index in einem volatilen Seitwärtsmarkt auf Richtungssuche. "Das ist ein politisch dominierter Markt, in dem sich die Stimmung schnell und häufig dreht", kommentierte er die Auswirkungen der US-Zollpolitik.
Die Experten der Landesbank Helaba sehen dadurch eine deutliche Stimmungseintrübung. Das Risiko einer weiteren Korrektur sei gestiegen, der übergeordnete Aufwärtstrend indes noch intakt. "Angesichts des andauernden Zollwahnsinns eines US-Präsidenten Donald Trump hält sich der Dax (aber) erstaunlich gut", meint Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets.
Gewinnmitnahmen bei Bankenwerten
Vor dem Wochenende verzeichneten Commerzbank und Deutsche Bank mit der schwachen Branche weitere Gewinnmitnahmen. Dass Deutsche-Bank-Finanzvorstand James von Moltke seinen bis Juni 2026 laufenden Vertrag nicht verlängert, kommt laut JPMorgan-Branchenexperte Kian Abouhossein überraschend. Er betonte aber, von Moltke habe zusammen mit Konzernchef Christian Sewing in den vergangenen Jahren eine bemerkenswerte Trendwende des Unternehmens geschafft. Zu begrüßen sei zudem Sewings Vertragsverlängerung bis 2029.
Auch die seit Jahresbeginn ebenfalls gut gelaufenen Rüstungstitel Rheinmetall, Hensoldt und Renk standen unter Druck.
Im Nebenwerte-Index SDax büßten Süss Microtec weiteren 14,3 Prozent auf 33,75 Euro ein. Am Vortag hatten sie nach dem Geschäftsbericht kurzzeitig mehr als 44 Euro gekostet, bevor sie deutlich nach unten abdrehten. Experten senkten nun in ihren Kommentaren die Erwartungen und Kursziele für den Halbleiterzulieferer. Michael Kuhn von der Deutschen Bank liegt zwar mit 52 Euro weiter deutlich über dem Xetra-Niveau. Er traf aber mit dem Stichwort "KI-Müdigkeit" einen Nerv der Anleger.
Ionos schütteln Verluste ab
Energiekontor rutschte nach endgültigen Jahreszahlen mit minus 13,4 Prozent ans Indexende. Der Entwickler und Betreiber von Wind- sowie Solarparks berichtete wegen Projektverzögerungen einen Ergebniseinbruch und schlägt eine gegenüber dem Vorjahr deutlich niedrigere Dividende vor. Für 2025 äußerte sich das Unternehmen vorsichtig.
Ionos traten indes nach zeitweisen Verlusten auf der Stelle. Der Anteilseigner Warburg Pincus ist mit dem Verkauf seines restlichen Aktienpakets bei dem Internetdienstleister aus dem United-Internet-Reich ausgestiegen. Der Finanzinvestor verkaufte 12,1 Millionen Papiere zu je 24,55 Euro und nahm damit 298 Millionen Euro ein. Händler betonten indes den nur moderaten Bewertungsabschlag sowie den steigenden Streubesitz. Am Vortag hatten der Kurs noch von der Zahlenvorlage profitiert.
Beim Technologiekonzern Jenoptik sorgte eine Abstufung für Kursverluste von 7,7 Prozent. Die Deutsche Bank strich ihre Kaufempfehlung.
Europaweit Gewinne verzeichneten dagegen Immobilienaktien. Die seit Mitte März starken Deutsche Euroshop verloren indes nach Zahlen 3,5 Prozent. GFT Technologies zählte mit einem Kursanstieg um 2,4 Prozent zu den besten SDax-Werten. Der vom Softwareanbieter angekündigte Aktienrückkauf sei überschaubar und habe eher Signalcharakter, sei aber gut für die Stimmung, kommentierten Börsianer.
Gold markiert neues Rekordhoch
Der Kurs des Euro stieg zum Wochenausklang über 1,08 US-Dollar. Am Nachmittag wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,0834 US-Dollar gehandelt. Am Vormittag hatte der Euro noch unter 1,08 Dollar notiert. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0797 (Donnerstag: 1,0785) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9262 (0,9272) Euro.
Gefragt blieb das Edelmetall Gold. Der Preis für eine Feinunze (31,1 Gramm) kletterte um über ein Prozent und markierte bei 3.086 Dollar ein neues Rekordhoch. In Euro gerechnet verteuerte sich Gold um 0,67 Prozent. Das Edelmetall gilt als Krisenwährung und "sicherer Hafen", wenn die Volatilität an den Kapitalmärkten zunimmt.
(mit Material von dpa-AFX)