RWE und EON nach HSBC-Studie im Fokus ++ Bitcoin rauscht ab ++ DAX unter 12.000

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Es ist besiegelt: Die Commerzbank steigt aus der ersten Börsenliga ab. Das Dax-Gründungsmitglied muss den deutschen Leitindex am 24. September verlassen und wird durch den Zahlungsabwickler Wirecard ersetzt, wie die Deutsche Börse mitteilte. Die Entscheidung hatte sich schon seit Wochen abgezeichnet: An der Börse ist Wirecard mit über 24 Milliarden Euro mehr als doppelt so viel wert wie die Commerzbank, die künftig im Nebenwerte-Index MDax gelistet wird.

Die bislang im TecDax notierte Wirecard profitiert davon, dass immer mehr Menschen online einkaufen oder an der Supermarkt-Kasse mit ihrem Smartphone bezahlen. Das Geschäft brummt, die Aktie eilt von einem Rekordhoch zum nächsten. Allein seit Jahresbeginn hat sich der Aktienkurs mehr als verdoppelt.

Der Commerzbank werfen Experten dagegen vor, sie habe den Digitalisierungs-Trend verschlafen, die Erträge sind wegen des harten Konkurrenzkampfs und der niedrigen Zinsen unter Druck, tausende Jobs werden gestrichen. Seit Jahresbeginn hat die Aktie ein Drittel verloren, an der Börse ist die Commerzbank nur noch gut zehn Milliarden Euro wert.

Commerzbank-Chef Martin Zielke zeigte sich dennoch gelassen. „Natürlich ist es nicht schön, dass wir als Gründungsmitglied den Leitindex verlassen müssen. Für unsere Kunden und unser Geschäft aber ändert sich nichts“, erklärte Zielke. „Es ist momentan einfach so, dass der Markt Fintechs höher bewertet als traditionelle Banken.“ Diese Entwicklung sporne die Commerzbank an, den Wandel zum digitalen Technologieunternehmen voranzutreiben.

Im Dax sind künftig aus der Finanzbranche die Deutsche Bank als klassisches Geldhaus, die Allianz als Versicherungskonzern, die Deutsche Börse als Börsen-Betreiber, die Münchener Rück als Rückversicherer und Wirecard als Zahlungsdienstleister dabei.

In den hinteren Reihen hat sich einiges getan

Neben der Mitgliedschaft im Dax gab die Deutsche Börse auch die Zusammensetzung der neu geordneten Nebenwerte-Indizes bekannt. Im September gibt es zahlreiche Änderungen im MDax, SDax und TecDax. Denn ab dem 24. September treten auch die neuen Index-Regeln der Deutschen Börse in Kraft.

Künftig erhalten Technologieaktien aus dem TecDax auch Zugang zum Index der mittelgroßen Werte oder zu dessen kleinerem Bruder, dem SDax. Daher wird der MDax von bisher 50 auf dann 60 Werte ausgeweitet und der SDax von 50 auf 70 Werte aufgestockt. Der TecDax enthält weiterhin genau 30 Werte.
Insgesamt 13 der alten TecDax-Mitglieder sind künftig auch im MDax zu finden: Qiagen, Siemens Healthineers, United Internet, Sartorius, Morphosys, Freenet, Siltronic, Evotec, Telefonica Deutschland, 1&1 Drillisch, Software AG, Nemetschek und Bechtle.

Der Immobilienkonzern Alstria steigt vom SDax in den MDax auf. Insgesamt sind 15 Unternehmen neu im MDAX und fünf scheiden aus. Vom MDax in den SDax steigen Jungheinrich, Leoni, Ströer, Ceconomy und Talanx ab.

Die Neulinge Befesa und Shop Apotheke rücken unter anderem in den SDax. Insgesamt sind 24 Unternehmen neu im SDAX, vier scheiden aus. Die Aussteiger sind neben Alstria, Grammer, ElringKlinger und Biotest.

Im TecDax müssen unterdessen wie erwartet drei Unternehmen für SAP, Infineon und die Deutsche Telekom Platz machen: SMA Solar, Medigene und SLM Solutions.

Außer dem großen Stühlerücken in der DAX-Familie hält der Donnerstag bislang keine Nachrichten parat, die den deutschen Leitindex zu einem großartigen Umdenken bewegen könnten. Nachdem der deutsche Leitindex am Mittwoch kräftig nachgegeben hat, kann er zu Handelsbeginn die psychologische Marke von 12.000 Punkten nicht verteidigen. Er startet mit 11.996, 32 Punkten, ein Minus von 0,39 Prozent in den Handelstag.

Jetzt besteht durchaus die Gefahr das der deutsche Leitindex bis in den Bereich von 11.800 Punkten absackt. Dort befindet sich der nächste charttechnische Widerstand. Der September macht seinem Namen als schlechtester Börsenmonat schon sehr früh alle Ehre.

Bitcoin unter 7.000 Dollar

Die Kurse vieler Kryptowährungen sind am Mittwoch binnen kurzer Zeit stark gefallen. Der Wert einer Einheit des Bitcoins, der bekanntesten Digitalwährung, gab um gut 5 Prozent nach und fiel auf führenden Handelsplattformen wie Bitstamp oder Bitfinex unter 7000 US-Dollar. Andere Kryptowährungen wie Ether oder Eos gerieten noch stärker unter Druck und verloren teilweise über ein Zehntel ihres Werts.

Ein eindeutiger Auslöser für den Kursrutsch war laut Händlern zunächst nicht ersichtlich. Einige verwiesen auf das derzeitige allgemeine Streben der Anleger in sichere Anlageklassen, das etwa auch die Währungen vieler Schwellenländer unter Druck setzt. Andere sehen einen Bericht der Nachrichten-Internetseite „Business Insider“ mit Bezug auf namentlich nicht genannte Personen als Auslöser, wonach die Investmentbank Goldman Sachs Pläne auf Eis gelegt habe, in den Handel mit Kryptowährungen einzusteigen.

Immer wieder kommt es bei Kryptowährungen zu heftigen Kursschwankungen, die unter anderem durch spekulative Handelsaktivitäten ausgelöst werden. Erst Mitte August war der Bitcoin-Kurs unter 6000 Dollar gefallen. Als Ursache dafür galt die nach wie vor auf sich warten lassende Zulassung von börsengehandelten Bitcoin-Fonds (ETFs) in den USA. Anschließend hatte sich der Bitcoin-Kurs wieder berappelt und war je nach Handelsplattform bis auf rund 7400 Dollar gestiegen.

Versorger im Fokus

Die Investmentbank HSBC dürfte mit einer großen Branchenstudie am Donnerstag in der Versorgerbranche für Aufmerksamkeit sorgen. Analyst Adam Dickens rechnet mit steigenden Strompreisen. Ein Grund für ihn, neben RWE auch die französische EDF, die britische Drax und die österreichische Verbund zu empfehlen. Bei der finnischen Fortum blieb er auf „Buy“.

Auch von Eon und der neuen Struktur nach dem Innogy-Deal mit RWE ist Dickens grundsätzlich überzeugt. Er rechnet jedoch, dass es etwas dauern wird, bis sich der volle Wert des Deals, das mittelfristig stabile Gewinnwachstum und das Dividendenpotenzial komplett in der Bewertung niederschlagen werden.

Die Aktien von legten RWE nach der Kaufempfehlung um gut 1 Prozent zu. Die Eon-Papiere schlagen nach der zurückhaltenden Einstufung die andere Richtung ein.

Kurz & knapp:

VW: „Dieselgate“ lässt Volkswagen noch immer nicht los. Allein in Nordamerika haben Vergleiche den Autoriesen mehr als 25 Milliarden Euro gekostet – und jetzt steht in Deutschland ein Showdown im Mammut-Rechtsstreit mit Anlegern bevor. Die mündliche Verhandlung am Oberlandesgericht Braunschweig beginnt an diesem Montag (10. September) – Aktionäre fordern im Musterverfahren Schadenersatz in Milliardenhöhe für erlittene Kursverluste. Die entscheidende Frage ist: Hat VW die Märkte zu spät informiert?

Beiersdorf: Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat das Kursziel für Beiersdorf von 98 auf 95 Euro gesenkt und die Einstufung auf „Neutral“ belassen. Die Anpassung des Kursziels gehe auf die jüngsten Entwicklungen bei den Währungen der Schwellenländer zurück, schrieb Analyst Fulvio Cazzol in einer am Donnerstag vorliegenden Branchenstudie. Die Umsatz- und Gewinnschätzungen für die Jahre 2018 bis 2020 hat der Experte für Beiersdorf leicht gesenkt.

Zalando: Die US-Investmentbank Merrill Lynch hat den Modeversand-Händler mit „Underperform“ und einem Kursziel von 37 Euro in die Bewertung wieder aufgenommen. Die Erwartungen an den Online-Modehändler seien zu hoch, schrieb Analyst Paul Bonnet in einer am Donnerstag vorliegenden Studie. Die Wahl des Konzerns sich auf Europa zu konzentrieren bedeute, dass das langfristige Potenzial für das Umsatzwachstum begrenzt ist. Er sehe zudem besondere Risiken für die Markterwartungen an das operative Ergebnis im Jahr 2020.

Von Markus Weingran / dpaAFX

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